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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Aber das glaube ich nicht. In dem Fall hätte er sein Interesse schon vor
langer Zeit anmelden müssen. Sein Motiv liegt auf der Hand. Er will Spenning
aussaugen und zu einem reinen Cash-Unternehmen machen. Die Fusion würde
vermutlich in zwei Schritten ablaufen. Erstens: Spenning in die
Néslien-Holding holen. Zweitens: Eingliederung in das Kanalfährunternehmen
N-Interferry.«
    »Ist diese Überlegung wasserdicht?«, fragte Brede Gran an
Gunnar Lie gewandt, der nachdenklich an seinem Uhrarmband zog und es mit einem
Klatsch zurückschnalzen ließ.
    »Das kommt schon hin. Welchen Sinn würde eine Übernahme
machen, wenn man kein Cash herausholen will? Wahrscheinlich denken sie so: Wenn
sie das Aktienpaket von Kapitalinvest erwerben, hängen sich andere Aktionäre
dran und verkaufen auch – an sie.«
    Es wurde still am Tisch – mit Ausnahme der schnalzenden
Geräusche von Gunnar Lies Armband.
    »Unser Freund Jim ist ein helles Köpfchen«, sagte Gunnar
Lie.
    Jim Klafstad wuchs auf seinem Stuhl.
    Plötzlich bekam Gunnar Lie einen abwesenden
Gesichtsausdruck, und irgendwann kräuselte sich ein kleines Lächeln auf
seinen in dicke Wangen eingebetteten Lippen. Er murmelte: »Verdammt noch eins,
ich glaube, hier liegt für uns eine Chance zu siegen, Männer.«
    »Dann los«, kam es von Gran.
    »Es ist nur eine Idee, eine Überlegung, aber ich glaube,
die ist ausbaufähig. Nésliens Bank ist die CBK. Spenning ist bei der
DnC.«
    »So what?«
    »Bei einer Fusion würde Néslien doch ganz Spen-ning zur
CBK holen. Spennings Bank, die DnC, guckt in die Röhre.« Gunnar Lie grinste
breit mit seinem großen, feuchten Mund. Seine dicken Goldringe blitzten in den
Brillengläsern. »Jungs«, sagte er keuchend, »Ich glaube, dass wir mit
größter Wahrscheinlichkeit einen neuen Verbündeten gefunden haben. DnC! Den
Norske Creditbanken würde einen Kunden der Hundertmillionengröße verlieren,
wenn Néslien die Regie bei Spenning übernimmt.«
    Brede Gran feixte, Gunnar Lie feixte. Jim Klafstad feixte.
    »Mit wem von der DnC sprechen wir?«, fragte Gran.
    Jim Klafstad hob noch einmal seinen dünnen Zeigefinger.
    »Ja, Jim.
The facts!
«
    Klafstad räusperte sich. »Vergessen Sie nicht den Bankchef
der DnC. Gråtun. Er hält einen großen Anteil von Spennings Aktien.«
    Der Einwurf war ein Wermutstropfen. Für zwei Sekunden.
Gunnar Lie erhob sich und sagte: »Ich weiß, wen wir ansprechen.« Er verließ
den Raum, um zu telefonieren.
    Vier Minuten später war er zurück. Sein großes Gesicht war
ein einziges Grinsen. Es glich einem frisch geschnitzten Halloween-Kürbis. Das
Kürbisgesicht sprudelte: »DnC will verhandeln.«
    Brede Gran riss die Arme in die Luft, wie ein Sprinter, der
das Zielband durchbricht.
    »Unter einer Bedingung«, fügte Lie ärgerlich hinzu. »Sie
wollen Vebjørn Lindeman dabei haben.«
    Grans Arme fielen auf die Tischplatte zurück. Alle schauten
sich an.
    »Aber die Forderung ist gerechtfertigt«, sagte Lie. »Es
geht ja immer noch um Lindemans Unternehmen.«
    Das Telefon klingelte. Gran hob ab.
    Es war Erling Sachs.
    Brede Gran schwang mit dem Stuhl herum. »Psssst!« Er hielt
sich den Zeigefinger vor die Lippen.
    Alle im Raum schwiegen gespannt.
    »Da ist noch etwas, das ich vergaß zu erwähnen«, sagte
Sachs schleppend. »Nésliens Angebot ist befristet. Es läuft heute Nachmittag
um 16.00 Uhr ab.«
    Gran schwitzte. »Dann wollen Sie verkaufen?«
    »Eine Krone pro Aktie sind viele Kronen, wenn man viele
Aktien verkauft, Gran.«

26
    Die Konferenz bei der DnC Bank verlief angespannt. Gråtun
empfing die Delegation der Riebergruppe um 15.00 Uhr – eine knappe Stunde,
ehe die Frist von Néslien ablief. Alle fielen gleichzeitig zur Tür herein.
Vebjørn Lindeman war nicht da.
    »Wo ist er?«, schrie Brede Gran.
    Gråtun erblasste angesichts dieses unkontrollierten
Lärmpegels, erhob sich und ging zur Tür. Er lehnte sich hinaus und wechselte
einige Worte mit den Damen im Vorzimmer.
    »Er hat die Håkons VII Gate verlassen«, meldete Fräulein
Jonassen, als sie kurz darauf den Kopf zur Tür hereinstreckte. »Ich habe
gerade angerufen.«
    Also mussten sie abwarten.
    Es war still im Raum. Jede Sekunde tickte die Wanduhr wie mit
einem schweren Schlag. Jede Minute dauerte eine kleine Ewigkeit. Jim Klafstad
schaukelte auf einem Bürostuhl hin und her. Jedes Mal, wenn er nach links
schwang, gab der Stuhl ein dünnes Kreischen von sich. Jonas Wilhelmsen hatte
auf seinem

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