Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
Vom Netzwerk:
werden. Mit der Produktion in Norwegen kann der Konzern eine
Menge Geld sparen.«
    So saßen die beiden Männer beisammen und fielen sich
gegenseitig ins Wort, während sie auf die Nachrichten warteten. Die Argumente
hatten sie einander schon mehrfach vorgebetet. Es war ein friedliches Spiel.
Denn beide hatten vorausgesehen, was nun offensichtlich war: Wenn die
Opposition sich einig war, würde sie das Volvo-Abkommen mit Sicherheit
ablehnen. In gleichem Maße wie die Schweden ihre Autos schwedisch behalten
wollten, hatten die norwegischen Politiker nicht den vordringlichen Wunsch, den
Schweden etwas von ihrem Öl abzugeben. Dass Plesner und Sachs sich an diesem
Mittwoch, den 31. Januar 1979, so friedlich besprachen, lag einfach daran, dass
sie auf die Entscheidung warteten – die sich an der Börse niederschlagen
würde. Volvo hatte am Tag zuvor eine außerordentliche Hauptversammlung
einberufen. Ein Abkommen mit Norwegen bedurfte einer Zweidrittelmehrheit bei
der Hauptversammlung. Mit Spannung wurde erwartet, welche Fraktion mehr Stimmen
zusammenkratzen konnte. Stündlich erwarteten die beiden Analysten Bescheid
darüber, welche Seite jenseits der Berge den Sieg davongetragen hatte.
Großinvestor Wallenberg würde der Mann sein, der für die Schweden entschied,
das war Sachs und Plesner klar. Für sie spielte es keine Rolle, dass die
Opposition im Parlament das Abkommen aufhalten würde, egal ob die Schweden
zustimmten oder nicht. Die beiden interessierten sich einzig dafür, wie die
Volvo-Aktie sich entwickeln würde.
    Sie wurden von Lise unterbrochen, die den Kopf zur Tür
hereinsteckte.
    »Nachrichten!«
    Ole Gunnar Huseby trug ein kleines Radio herein und stellte
es auf dem Konferenztisch ab. NRK schickte die lakonische Stimme des
Volvo-Vorstandschefs Per G. Gyllenhammar über den Äther: »Die Anteilseigner
lehnen es ab, Volvos Gesellschaftsform zu ändern.«
    Die beiden Makler tauschten einen Blick. Sie konnten ihr
Grinsen nicht unterdrücken. Schließlich sprach Plesner es aus:
    »Jetzt kocht’s, Erling«, murmelte er. »Verdammt, jetzt
kocht’s!«
    Sie waren reicher geworden.
    Bürovorstand Huseby hatte sich noch einmal zur Empfangsdame
gesetzt, um ein Stück Kuchen zu essen. Lise kicherte laut über seine Witze.
In ihren Augen war er eine wahre Bereicherung für die Firma, immerhin
spendierte er Marzipantorte, und er nahm sich Zeit, mit ihr ein Schwätzchen zu
halten. Huseby war so menschlich. Sie arbeitete gern bei Kapitalinvest. Und
Huseby war einer der Gründe dafür. Sie hatte hinter seine Fassade geschaut.
Sie hatte den kleinen Jungen erkannt, der mit dicken Backen Kuchen in sich
hineinstopfte, mit seiner kleinen roten Zungenspitze die Glasur ableckte und
mit Vorliebe Geschichten über ihre Tanten und Cousinen oder Tratsch aus dem
Königshaus hörte. Und wenn sie mal ihre Meinung zu einem Thema äußerte,
stimmte er ihr immer zu. Wenn er nicht mit ihr einer Meinung war, machte er
schnell einen Witz und brachte sie zum Lachen. Sie arbeitete gern bei
Kapitalinvest, weil ein offener Ton herrschte und weil sie sehr gut bezahlt
wurde. Und Bette Line Sachs war ja auch eine
so
reizende Person. Nach
Neujahr war sie sogar mit einer Tüte ausrangierter Kinderkleider und Schuhe
gekommen, die Lise an ihre Nichten verschenken durfte. Jedes Mal, wenn Bette
Line in die Firma kam, schaute sie auch bei Lise herein, und wenn Bette Line in
der richtigen Stimmung war, ließ sie gelegentlich die ein oder andere
Geschichte über das Kronprinzenpaar verlauten. »Sie sind ja unsere nächsten
Nachbarn. Aber verraten Sie mich nicht, ich darf ja keine Gerüchte
weitersagen.«
    Lise nickte dann immer. Sie versprach es. Sie erzählte es
nur ihrer Schwester – und dem Bürovorstand Huseby.
    Nach der Mittagspause inklusive der Nachrichten, die die
Analysen der beiden Makler bestätigt hatten, gingen alle zurück an ihre
Arbeit. Erling machte die Post. Er ging rasch den Stapel durch. Einen der
Umschläge hatte Lise nicht geöffnet. Der Brief war an Erling Sachs
persönlich adressiert und mit Tesafilm zugeklebt. Name und Adresse waren in
zittriger Handschrift geschrieben. Ein privater Brief. Erling bekam nie private
Post. Er wusste auch nicht, wer ihm etwas Privates schicken könnte. Er
runzelte die Stirn, nahm den Umschlag, erhob sich und ging ans Fenster. Diesem
verschlossenen Brief haftete etwas Schmutziges an. Kein Absender. Dann diese
umständliche Art, den Umschlag

Weitere Kostenlose Bücher