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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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kann ich Ihnen beim besten Willen nicht verraten. Sie wollte alle drei Tage die Post abholen, ist aber bis jetzt noch nicht aufgekreuzt. Na ja, viel Post kriegt sie sowieso nicht.»
    «Ist das alles, was Sie mir sagen können?»
    «Ich fürchte, ja. Dem Typen, der gestern nach Tina gefragt hat, konnte ich auch nicht mehr erzählen.»
    «Wer war das?»
    «Seinen Namen hat er nicht genannt.»
    «Können Sie den Mann beschreiben?»
    «Ein bleicher Typ, vielleicht vierzig, aber schon graues Haar, ganz kurze Stoppeln. Ich dachte, er sei vielleicht ein Kunde, obwohl Tina ihre Kerle eher selten zu Hause empfängt. Er hatte Tätowierungen an den Händen und am Hals, und ich möchte gar nicht wissen, wo noch. Und muskulös war er. Noch mehr als Sie, und das heißt etwas.»
    Vincent fiel niemand ein, auf den die Beschreibung passte.
    «Wollen Sie hereinkommen? Ich habe gerade Tee gemacht.»
    «Nein, danke.»
    «Nicht dass Sie glauben, ich mache solche Angebote am laufenden Band. Für den bleichen Typen hab ich gar nicht erst die Kette losgemacht.»
    Der Junge ließ sich blicken. Ein runder Kopf, neugierige Kulleraugen. Unsicher auf den kurzen Beinen, als würde er sich jeden Moment auf die Windeln setzen. Ein Speichelfaden hing ihm vom Kinn.
    Vincent verabschiedete sich. Die Treppenhausbeleuchtung ging aus. Aus Versehen drückte Vincent schon wieder die Klingel von Blümchens Nachbarin. Bevor sie erneut öffnen konnte, lief er hinunter. Fast wäre er auf den Steinstufen ausgeglitten.
    Er trat nach draußen und atmete frische Abendluft.
    Das Handy.
    Dominik Roth war dran. «Die Kontoauszüge hat sie nicht herausgerückt. Auch keine Fotos.»
    «Dachte ich mir. Eine härtere Nuss als die Kirschkernsekretärin. Macht nichts, Dominik. Morgen holen wir uns ihre Unterlagen mit richterlicher Genehmigung.»
    «Das wird ihr nicht gefallen.»
    «Nichts, was wir tun, gefällt jedem.»
    «Sie hat mir übrigens einen Free Tibet -Aufkleber geschenkt.»
    «Wie schön für dich.»
    «Dann mach ich jetzt Feierabend.»
    «Gut, dass du fragst. Schreibst du bitte noch das Protokoll, damit der Staatsanwalt es morgen früh in seinen Unterlagen hat, bevor er zum Richter geht?»
    «Im Ernst? Weißt du, wie spät es ist?»
    «Aber erwähne nicht, dass dir die Tibet-Tante einen Aufkleber angedreht hat. Könnte als Vorteilsannahme im Amt missverstanden werden.»

49

    Nachtclubs, Sexshops, ein schäbiges Hotel, dazwischen ein Gemüseladen, der noch geöffnet war. Auf dem Gehsteig palaverten zwei bärtige Typen, zugleich auf ihr Handy glotzend, die Gesichter schimmerten bläulich. Drei Häuser weiter befand sich das Blue Velvet .
    Vincent parkte auf der anderen Straßenseite und hatte den perfekten Blick auf den Eingang des Tabledance-Schuppens.
    Die Hauswand zierten Neonröhren. Sie blinkten und flackerten und formten die Umrisse einer nackten Frau in kniender Pose. Zwei Schaufenster waren mit Fotos und noch mehr Neon dekoriert: Live Show, Event-Gastronomie . Ein Taxi hielt und entließ drei Japaner, die das Lokal betraten. Ein paar Takte Musik wehten herüber, unverkennbar Tina Turner, Golden Eye . Dann schloss sich die Tür hinter den Gästen. Vincent schätzte, dass zu dieser Stunde noch nicht viel los war.
    Neulich wurde eine Tina Blume im Rahmen einer Razzia festgenommen – er fragte sich, was Blümchen hier getrieben hatte. Die Tänzerinnen in solchen Läden waren durchweg blutjung. Straff, gelenkig, langes Haar. Blümchen war gerade mal ein Jahr jünger als er, also zweiundvierzig. Beim Turnen an der Stange konnte er sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
    Wieder Musik, Gelächter, Geschrei. Zwei Männer traten auf den Balkon im ersten Stock des Nachbarhauses. Bierflaschen in der Hand, die Oberkörper nackt.
    Nach einer Weile trottete eine Gruppe junger Typen an Vincents Auto vorbei. Sie wirkten wie Banker: weiße Hemden, die Ärmel hochgekrempelt, dicke Uhren am Handgelenk, die Sakkos geschultert. Einer von ihnen strauchelte, die anderen stützten ihn. Sie überquerten die Straße und hielten schnurstracks auf den Tabeldance-Laden zu.
    Bevor sie ihn erreichten, schwang die Tür auf. Ein bulliger Mann im Anzug zerrte eine Frau heraus, die sich aus seinem Griff zu befreien versuchte. Die jungen Männer stutzten nur kurz, dann verschwanden sie im Inneren. Die Frau keifte den Anzugträger an, der sie von sich stieß. Sie knickte um, berappelte sich und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein.
    Es war Blümchen.
    Bevor Vincent ihr Gesicht sah,

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