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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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rechtschaffen gern, es ist ihm hart 'nangangen. Er hat dem Pfarrer aber bestanden, dein Mädle sei wie ausgewechselt, es hab' ihm kein gut Wort mehr gunnt, und es hab' halt auch Deine Gedanken Luzian. Recht so, ist ganz in der Ordnung; die Kinder müssen zum Vater halten und mein Paule hält zu mir. Du hast ja selber gewollt, daß wir keinen Reukauf ausbedingen, und Schriftliches haben wir auch nichts gemacht, da brauchen wir auch nichts verreißen. Mein Bub hat deinem Mädle einen silbernen Fingerring geben, er hat zwei Gulden und fünfzehn Kreuzer kostet, kannst nachfragen beim Silberschmied Hübner neben der Oberamtei. Jetzt kannst den Fingerring wieder 'rausgeben, oder es ist besser du giebst das Geld, hernach kann ihn dein Mädle behalten; kannst das Geld dem Rößleswirth da geben, ich bin ihm noch was schuldig für Kleesamen. Dein Mädle, das bringst du schon noch an, brauchst's nicht in Rauch aufhängen, und mein Bub der setzt den Hut auf die link' Seite und ist der alt'. Es hat halt jetzt den Schick nimmer zwischen unsern Kindern, und es wär' gegen Gott gesündigt, wenn man da wieder was anhäfteln wollt'. Jetzt wie? was siehst du so unleidig? Stehst ja da wie ein Stock und machst kein Gleich (Gelenk)? Hab' ich dich verzürnt?«
    Luzian war in der That wie erstarrt, er ließ den Metard an sich hinreden und hörte Alles wie im Halbschlaf; der Schweiß trat ihm vor ängstlichen Gedanken auf die Stirn; er nickte endlich und sagte: »Ja, Metard, ich schick' dir den Fingerring gleich 'rauf', kannst drauf warten.«
    »Pressirt nicht so. Jetzt sei mir nicht bös, bei dir ist gleich dem Himmel der Boden aus. Wir bleiben doch die alten guten Freund', nicht wahr?«
    »Das Kind ist todt, die Gevatterschaft hat ein End'.«
    Mit diesen Worten verließ Luzian die Kammer und trat in die Wirthsstube. Neugierig richteten sich die Blicke Aller auf ihn; er sah verstört aus. Mit seltsamem Lächeln sagte Luzian: »Rößleswirth, weißt was Neues? Mein Bäbi ist kein' Hochzeiterin mehr. Grad hat mir der Metard aufgesagt.«
    »Es wird doch das nicht sein?« tröstete der Wirth.
    »Frag' nur den Metard,« endete Luzian, die Thür in der Hand, und fort war er.
    Luzian hatte sich eingebildet, er sei auf Alles gefaßt und doch überraschte ihn dieser Zwischenfall so, daß er nicht wußte, wo aus noch ein. Offen gestanden dachte er im ersten Eindruck fast gar nicht an seine Tochter, sondern nur an sich selbst. Hatte er seine Ehre verloren? Wo war landauf und landab ein Bauersmann, der sich's nicht zur Ehre angerechnet hätte, mit ihm verschwägert zu sein? – Darum hatte er noch die Aussage selbst verkündet, die Schande sollte zurückfallen auf Metard, er warf sie zurück mit dem ganzen Stolz seines Ansehens; aber galt dies auch noch? Kämpfte er nicht mit leerer Hand, während er die zweischneidige Waffe sich in die Faust träumte?
    Im wilden Ringen des Kampfes reißest du dir oft eine Wunde, du weißt es nicht, bis nach ausgetobtem Streite das Rinnen des Blutes und der Schmerz dich daran mahnt. Kein Pflaster und keine Salbe stillt das Blut, wenn nicht das ausgetretene gerinnt und stockt, und so sich selbst die schützende Decke zur Wahrung des in dir strömenden bildet. Es geht mit den Wunden deiner Seele ebenso.
    Müd und schwer, als ob ihm ein Schleiftrog an den Beinen läge, ging Luzian nach Hause.
    »Ist es wahr? ist mein Schwäher im Rößle?« Mit diesen Worten kam ihm Bäbi wiederum entgegen.
    »Dein Schwäher? Nein, aber des Paule's Vater,« entgegnete Luzian. »Komm her Bäbi, gieb mir dein' Hand, brauchst nicht zittern, du sollst weiter nichts als den Fingerring abthun, du bist kein' Hochzeiterin mehr; der Paule hat dir aufgesagt. Meine Händel mit dem Pfarrer sollen dran Schuld sein, oder hast du auch was mit dem Paule gehabt? Es ist jetzt eins. Du bist schon noch eine Weile bei uns gut aufgehoben. Zitter' nur nicht so.«
    »Ich zittere ja nicht,« entgegnete Bäbi; es war ihr gar wundersam zu Muthe, noch nie hatte ihr Vater so ihre Hand gefaßt und gehalten, »ich zittere nicht,« wiederholte sie, »lasset nur los, ich will den Ring abethun.«
    »Thut dir's weh? Es ist doch eigentlich meinetwegen.«
    »Nein, das ist's nicht, und wenn's auch wär', mein' Hand könnte ich mir für Euch abnehmen lassen, Vater, und nicht nur so einen Ring abethun. Wenn mich der Paule nimmer mag, hat er mich nie gemögt; ich bin ihm nicht bös. Und die Schand' wird auch noch zu ertragen sein.«
    »Du kriegst schon noch den Mann, der dir

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