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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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dunklen Anzughose, das schwarze Hemd ist akkurat gebügelt. Die schwarzen, glänzenden Haare sind kompromisslos nach hinten gelegt. Das betont sein glattrasiertes, arabisch geschnittenes Gesicht mit der Adlernase. Er sieht aus wie ein Touareg-Prinz, der heute Morgen aus Versehen in einen Anzug gesteckt worden ist. Der Typ ist mir viel zu attraktiv.
    »Schönen guten Tag«, sagt er und streckt mir die Hand hin. Schönen guten Tag am Arsch, denke ich und gehe ihm nur ein kleines Stück entgegen. Lasse ihn noch ein bisschen kommen. Dann geben wir uns die Hand.
    »Inceman«, sagt er, »Bülent Inceman.«
    »Chastity Riley«, sage ich, »zuständige Staatsanwältin.«
    »Ich weiß«, sagt er und kuckt mich an. Er sieht mir auf eine Art in die Augen, dass ich sofort zurück in die Notaufnahme möchte. Ich kann da nichts mit anfangen, wenn Männer mir derart in die Augen kucken.
    »Hören Sie auf, mich so anzukucken«, sage ich.
    »Okay«, sagt er, lächelt und geht zurück an Fallers Schreibtisch.
    Der Calabretta hat Glück, dass er sich sein Grinsen verkneift und nur die Augenbrauen hochzieht.
    Ich hebe Zeigefinger und Mittelfinger zum Mund und mache das Zeichen für: Rauchen?
    »Ja, also, Herr Inceman«, sagt er, »die Frau Riley und ich, wir gehen dann mal eben eine rauchen.«
    Der Inceman nickt und kuckt mich schon wieder so an. Der spinnt wohl.
    »Der spinnt wohl«, sage ich, als der Calabretta und ich endlich auf dem Flur stehen. »Mich so anzukucken. Der hat sie ja nicht mehr alle.«
    »Der ist Südländer«, sagt der Calabretta, »der kann nicht anders. Und, also bitte, Entschuldigung, Chef … so wie der aussieht … andere Ladys sparen ihr Leben lang darauf, von so einem Typen solche Blicke zu kriegen, wie Sie sie gerade gekriegt haben.«
    »Ich kann da nichts mit anfangen«, sage ich.
    »Ich weiß«, sagt er. »Aber das kann er nun wirklich nicht wissen. Normalerweise rennen die Frauen dem doch die Bude ein. Der gute Mann erfüllt mit seinen Blicken nur die Erwartungen, die eh alle an ihn haben.«
    Hui, Doktor med. psych. Westentasch spricht. Ich zünde zwei Zigaretten an und gebe dem Calabretta eine.
    »Ich will doch eigentlich damit aufhören«, sagt er.
    Er ziert sich noch ein bisschen.
    »Sie können morgen aufhören«, sage ich. »Los, nehmen Sie schon.«
    Er nimmt die Zigarette, wir machen das Fenster auf und rauchen.
    »Wo kommt der denn eigentlich her?«, frage ich.
    »War lange bei den Drogen«, sagt der Calabretta, »zu mir hat er gesagt: zu lange. Ich glaube, er ist froh, dass er hier ist.«
    »Hm«, sage ich und puste Rauch in die kalte Luft.
    Das Drogendezernat ist nur was für ganz harte Hunde. Da kann man wirklich schnell zu lange sein.
    »Was sind Sie denn so knurrig?«, fragt der Calabretta. »Sie geben doch sonst jedem eine Chance.«
    »Er sitzt an Fallers Schreibtisch«, sage ich.
    »Ja, das tut er. Und auch dafür kann er nichts. Ich hab ihn da hingesetzt. Weil es keinen anderen freien Schreibtisch gibt. Und weil ich Bock drauf hab, dass mir endlich mal wieder jemand gegenübersitzt.«
    »Hm«, sage ich.
    »Chastity«, sagt er, »der Faller ist nicht tot. Der Faller ist nur in Rente gegangen. Kann aber das Schnüffeln nicht lassen und geht uns damit auf die Nerven. Es gibt keinen Grund für übertriebene Pietät.«
    Der Calabretta hat sein italienisches Ist-doch-alles-nicht-so-wild-komm-ich-heut-nicht-komm-ich-morgen-Gesicht aufgesetzt.
    »War der Faller hier, oder was?«, frage ich.
    »Nö. Aber er war gestern Abend offensichtlich in der Roten Flora, kurz bevor die Kollegen Brückner und Schulle dort aufgetaucht sind. Keine Ahnung, woher er wusste, dass wir uns da umschauen wollen.«
    »Gestern Abend?«
    Der Calabretta nickt.
    »Der alte Hund«, sage ich. »Ich hab mich gestern Mittag mit ihm getroffen, aber er hat kein Wort davon erzählt, dass er ein Auge auf die Flora geworfen hat. Woher wusste er, dass wir in Richtung der Autonomen ermitteln?«
    Der Calabretta zieht die Schultern hoch und dreht die Handflächen nach oben.
    »Ich sag doch, Ihre Pietät können Sie sich sparen.«
    Er schmeißt seine Kippe aus dem Fenster und schaut in die Wolken.
    »Haben die Kollegen denn was rausgefunden?«, frage ich.
    »Die Leute von der Flora waren erstaunlich kooperativ«, sagt er. »Und wohl aufrichtig überrascht vom Tod der Tuckers. Allerdings haben die ehrlich zugegeben, dass sie Walt Tucker die Pest an den Hals gewünscht haben. Der Alte hat sich seit Jahren immer wieder mit denen angelegt.

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