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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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mich abnagen. Ich muss husten.
    Unser Bier kommt.
    »Salute«, sagt der Calabretta und nimmt einen großen Schluck. Der Inceman und ich trinken, ohne was dazu zu sagen.
    »So«, sagt der Calabretta und stellt sein Glas wieder vor sich auf den Tisch, »was ist mit den Immobilienleuten?«
    Der Inceman beschreibt mit seinem Bierglas kleine Wasserkreise auf dem Holztisch, während er erzählt: Er war gestern bis spät in der Nacht im Netz unterwegs. Er hat Anti-Gentrification-Blogs durchforstet und sich in Foren rumgetrieben. ToftingInvest, die dänische Immobilienfirma, die das Tucker-Haus gekauft hat, ist da offensichtlich ganz gut Thema. Die reißen sich Häuser in allen europäischen Großstädten unter den Nagel, bevorzugt sanierungsbedürftigen Jugendstil mit älteren Mietern. Und dann gehen sie im Prinzip immer nach dem gleichen Schema vor. Sie mobben die Mieter aus dem Haus. Es wird nichts mehr repariert, manchmal fällt im Winter plötzlich die Heizung aus, ab und an kann es auch passieren, dass nachts ein Fenster eingeschmissen wird. Wenn Mieter ausziehen, wird die Wohnung nicht neu vermietet, sondern Junkies und Obdachlosen überlassen. Und wer so hartgekocht ist, dass ihn das alles nicht juckt, wer seine Wohnung trotzdem nicht verlässt, der bekommt schon mal Droh-Besuch von einem offensichtlichen Schlägertrupp. Die tun den Mietern zwar wohl nie was, verbreiten aber natürlich ordentlich Angst. Sobald ein Haus dann endlich mieterfrei ist, wird billig und schnell saniert. Kleine Wohnungen werden zu größeren zusammengelegt und dann für viel Geld verkauft.
    Die Gegner dieser brutalen Methoden sind ganz gut organisiert, sie haben ToftingInvest auf ihrer schwarzen Liste und die Firma schon ein paarmal wegen Nötigung bei den Staatsanwaltschaften in den jeweiligen Großstädten angezeigt. Aber der Firma konnte bisher nichts nachgewiesen werden. Wobei die Ermittlungen teilweise verdächtig schnell eingestellt wurden oder im Sande verlaufen sind.
    »Das klingt ja widerlich«, sage ich.
    Unser Essen kommt.
    Ich kriege keinen Bissen runter.

TANZENDE TÜRME
    C roissant?«, fragt Carla und hält eines ihrer dicken portugiesischen Eierhörnchen in die Höhe.
    »Ja, bitte«, sage ich, schütte Zucker in meinen Milchkaffee und fange an zu rühren.
    Sie legt das Hörnchen auf einen Teller, stellt den Teller neben meinem Kaffeeglas ab und zieht sich einen Espresso aus der Maschine.
    Sie trinkt ihn in einem Zug aus, dann holt sie Luft, kuckt mich an und hält sich an der Tasse fest.
    »Ich werde das Kind nicht kriegen«, sagt sie.
    Irgendwie hab ich mir das fast gedacht.
    »Bist du sicher?«, frage ich.
    »Absolut sicher«, sagt sie.
    »Du wärst eine tolle Mutter.«
    »Nein, wäre ich nicht«, sagt sie. »Ich hab doch viel zu viel mit mir selbst zu tun. Ich bin eine egozentrische Gans.«
    »Erstens bist du das nicht, zweitens hört das auf, wenn man ein Kind bekommt«, sage ich.
    Sie antwortet nicht. Und das heißt: Was weißt du denn davon?
    »Hab ich so gehört«, sage ich.
    Sie schickt mir einen ihrer harten Blicke. Sie hat nur ganz wenige davon, aber das war eben einer.
    »Okay«, sage ich, »okay.«
    Sie reibt sich die Augen. Das alles scheint sie wahnsinnig anzustrengen. Das Schwangersein und bald nicht mehr schwanger sein.
    »Kommst du mit?«, fragt sie.
    »Klar«, sage ich. »Wann?«
    »Nächste Woche«, sagt sie, »Mittwoch. Ich soll um zehn in der Tagesklinik sein.«
    Ich trinke meinen Kaffee und beiße in mein Hörnchen, aber es schmeckt mir nicht. Vielleicht sollte ich ein bisschen husten.
    Als ich damit durch bin, merke ich, dass Carla immer noch da steht, wo sie eben stand. Sie hat sich während meines Hustenanfalls keinen Zentimeter bewegt. Und sie sieht mich an.
    »Du musst jetzt nicht sagen, dass sich das schlimm anhört«, sage ich, »ich weiß das auch so.«
    »Sage ich ja gar nicht«, sagt sie. »Was machst du eigentlich im Moment sonst so außer husten? Ich hab dich lange nicht mehr gefragt, wie’s dir geht, oder?«
    »Du hast genug Sorgen«, sage ich, »da brauchst du nicht meine auch noch.«
    »Hast du denn welche?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Sorgen nicht«, sage ich. »Ich mach mir eher Gedanken.«
    Carla runzelt die Stirn.
    »Ich mach mir Gedanken um unsere Stadt«, sage ich. »Es läuft doch was schief, wenn Menschen ihre Häuser verlassen müssen, damit Immobilienfirmen mehr Geld machen können. Und wenn eine Regierung offensichtlich nichts tut, um so was zu stoppen.«
    Carla kommt

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