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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Informationen für uns, die wir verwerten können?«, fragte Lüder.
    »Glauben Sie mir. Wir sind keine Schlapphüte, die irgendeinen geheimnisvollen Brei kochen. Wenn ich etwas in Erfahrung bringe, melde ich mich bei Ihnen. Die Informationsbeschaffung ist in manchen Bereichen ausgesprochen schwierig. Wir können dort nicht wie in links- oder rechtsextremistischen Organisationen V-Leute einschleusen. Es beginnt mit der Sprache und …« Mennchen unterbrach seinen Satz und schmunzelte in sich hinein. »Ich will es anders erklären. Mit einem Witz. Zur Zeit des Kalten Krieges wird in einer Moskauer Bar ein US-Agent verhaftet. Der Amerikaner staunt und klagt, dass er hervorragend ausgebildet sei, akzentfrei Russisch spreche, wie ein Russe tanze, Wodka trinke, kurzum – ein langes Training hat ihn zum perfekten Russen gemacht. Die KGB-Leute stimmen ihm zu. ›Aber‹, sagen sie, ›ihr habt einen kleinen Fehler gemacht. Bei uns gibt es keine Schwarzen.‹«
    Sicher, dachte Lüder, Mennchen hatte recht. Es fand sich kaum jemand aus dem anderen Kulturkreis, der bereit war, für die deutschen Sicherheitsbehörden zu arbeiten. Ein blonder und blauäugiger Nordfriese war wenig geeignet als Undercoveragent.
    »Was wissen Sie über unseren Mann?«, fragte Lüder.
    »Hasan Kutulus. Einundvierzig. Seit elf Jahren deutscher Staatsbürger. Sie werden staunen, was der von Beruf ist.«
    »Sozialarbeiter?«, riet Lüder.
    Mennchen schüttelte den Kopf. »Rechtsanwalt. Hat in Kiel studiert. Seine Kanzlei befindet sich in der Nähe des Vinetaplatzes. Für mich ist Kutulus ein Januskopf.«
    Lüder sah Mennchen fragend an und hob eine Augenbraue in die Höhe.
    »Nun. Er nimmt sich jedes Problems an, das angeblich in Gaarden auftritt. Kutulus ist Dauergast vor dem Sozial- und dem Verwaltungsgericht. Dabei ist er alles andere als ein Wohltäter der Menschheit. Er selbst wohnt nicht in Gaarden, sondern ein Stück weiter die Förde abwärts. Er hat ein richtig schickes Haus in Laboe.«
    »Liegt etwas Konkretes gegen den Mann vor? Ist er schon einmal auffällig oder gar straffällig geworden?«
    »Nein. Wir haben ihm noch nichts nachweisen können, obwohl wir uns sicher sind, dass er hinter den Kulissen die Leute aufhetzt. Ohne sein Zutun würden viele nicht so vehement gegen unseren Rechtsstaat und unsere Gesellschaftsordnung votieren.«
    »Trauen Sie ihm zu, insgeheim umstürzlerisch tätig zu sein und das hinter der Maske des biederen Rechtsanwalts zu verbergen? Schließlich waren die Attentäter vom 11. September auch akademisch gebildet, und zwar in Norddeutschland«, gab Lüder zu bedenken.
    »Wenn ich das wüsste, wäre ich ein Stück weiter«, gestand der Regierungsamtmann ein.
    »Ach, noch etwas. Haben Sie einen Verdacht, dass wir es in irgendeiner Form mit einem Hassprediger zu tun haben?«
    »Sie meinen – Hasan Kutulus?«
    »Überhaupt.«
    Mennchen schien einen Moment nachzudenken, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Das würde ich nicht sagen. Nicht in Gaarden.«
    »Und wenn der Mann ein ganz Schlauer ist?«, überlegte Lüder laut. »Wenn er den Behörden vorspiegelt, auf der Masche zu reisen, die Sie beschrieben haben, und dahinter doch eine ganz andere Idee steckt? Wenn er so geschickt ist, dass er uns einen Brocken hinwirft, über den wir lächeln, in Wirklichkeit aber andere Ziele verfolgt? Wie haben Sie ihn genannt? Einen Januskopf.«
    Mennchen wiegte nachdenklich den Kopf. »Wie gesagt … Darüber haben wir keine Erkenntnisse. Aber ausschließen würde ich in diesem Geschäft überhaupt nichts.«
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie uns auf dem Laufenden halten«, bat Lüder.
    Mennchen stand auf und gab zunächst Lüder, dann Große Jäger die Hand. »Sicher. Das beruht aber auf Gegenseitigkeit.«
    Er begleitete die beiden Polizisten bis zum Empfang.
    »Das ist aber ein komisches Männchen«, sagte Große Jäger, der dem ganzen Gespräch wortlos gefolgt war. »Und nicht mal einen Kaffee hat es gegeben.«
    »Das ist der Unterschied«, erwiderte Lüder, »ob man bei einem Amt oder im privaten Bereich unterwegs ist. Im Übrigen … Beamte sollten unbestechlich sein.«
    »Bei den schmalen Bezügen, die man unterbezahlten nordfriesischen Oberkommissaren zugesteht, muss man sich mit Heißgetränken bestechen lassen.« Er schlug mehrfach die Arme vor der Brust zusammen. »Brrr. Ist das hier kalt. Typisch Ostküste. Bei uns haben wir nicht so ein grausiges Wetter.« Auch dass der Oberkommissar den Kopf zwischen die

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