Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
Letzte, der so etwas laut aussprechen würde.
»Chase holt mich hier wieder ab. Er musste erst zu einer Besprechung mit seinem Chef. Und wieder einmal habe ich kaum seinen Namen erwähnt, da taucht er auch schon auf«, fügte ich hinzu, als er hereinplatzte und den Regen von seinem Schirm schüttelte. Er sah nicht unbedingt glücklich aus. Ich schnupperte. Extrascharfe Rindfleisch-Tacos, zweifellos, und dazu eine kräftige Dosis Ärger. »He, was ist denn los? Deine Gewitterwolke guckt vor.«
Er brummte: »Erspar mir das. Ich musste mir gerade von Devins den Kopf waschen lassen. Anscheinend machen die Aufrechten Bürger wieder mal mächtig Wirbel, und Devins wollte wissen, warum ich noch keine Möglichkeit gefunden habe, die zum Schweigen zu bringen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht die PR-Abteilung bin, aber offenbar glaubt er, dass die Bürgerpatrouille automatisch in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, weil sie gegründet wurde, als ihr Feen hier auf der Erde aufgetaucht seid.«
»Pff. Klingt ja herrlich. Vielleicht kann ich dich ein bisschen aufheitern. Ich habe eine Idee, wie wir die Harpyie aufspüren können.« Ich hielt die Feder hoch.
»Warum habe ich das Gefühl, dass ich das bereuen werde?«, erwiderte er. »Aber es kann wohl kaum schlimmer werden, als mir wieder von meinem Arsch von Chef etwas anhören zu müssen. Schön, machen wir einen kleinen Ausflug in die Hölle.«
Warnend schüttelte ich den Kopf. »Darüber solltest du keine Witze machen, Chase«, sagte ich. »Also, willst du meinen Plan jetzt hören oder nicht?«
Er zuckte mit den Schultern. »Klar doch – warum den Tag nicht endgültig zur Katastrophe machen?« Auf meinen finsteren Blick hin lachte er. »Ich werde Euch folgen, holde Camille. Ich habe noch nie gebratene Harpyien probiert.«
Kapitel 8
Also, wie sieht dein großer Plan aus?«, fragte Chase.
»Ich werde einen Findezauber auf diese Feder sprechen. Das könnte funktionieren.«
»Ach, tatsächlich.« Chase zog eine Augenbraue hoch. »Sollte ich lieber eine kugelsichere Weste tragen und was mir sonst noch einfällt, um mich zu schützen?« Seine Stimme machte mehr als deutlich, dass er seine Zweifel hatte.
»Sehr komisch. Meine Magie klappt zum Teil sehr wohl.« Ich zeigte zur Tür. »Komm. Ich muss auf das Dach eines hohen Gebäudes, von wo aus ich einen guten Überblick über die Stadt habe.«
» Zum Teil ist keine besonders gute Quote«, bemerkte er. »Und muss es unbedingt ein Dach sein?«
»Nein, aber irgendein Ort, an dem ich mich zumindest nach draußen lehnen kann.« Ich hängte meine Handtasche um und verabschiedete mich mit einer Umarmung von Iris. »Wir sehen uns später. Lass ja niemanden an meine Einkaufstüte.«
Chase schüttelte den Kopf. »Das werde ich todsicher bereuen«, sagte er und hielt mir die Tür auf. »Wenn du eine gute Aussicht über die Stadt brauchst, kenne ich genau das Richtige. Aber bitte, um Himmels willen, tu nichts, wodurch wir da runterfallen könnten.«
Eine halbe Stunde später standen wir vor der Space Needle. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, dieses Wahrzeichen von Seattle zu besichtigen. Die Wolkenkratzer in der Innenstadt machten mir Angst – Delilah liebte sie allerdings. In der Anderwelt gab es Schlösser, die höher waren als diese kahle Stahlkonstruktion, doch sie wirkten irgendwie solider, sicherer, und ich hatte kein Problem damit, auf Wehrgängen herumzustehen.
Ich gönnte Chase einen langen Blick. »Ein öffentlicherer Ort ist dir wohl nicht eingefallen?«
Er grinste. »Du hast gesagt, hoch, gute Aussicht, Zugang nach draußen. Auf der Space Needle gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus man fast die ganze Stadt sehen kann. Was willst du mehr? Du brauchst doch kein Feuer zu machen oder irgendetwas zu verbrennen, oder? Ich glaube, das würde dem Sicherheitspersonal nicht gefallen.«
»Nein, ich brauche nichts zu verbrennen «, erwiderte ich genervt. »Was kostet der Eintritt?«
»Ich mache das«, sagte er kopfschüttelnd. Er kaufte uns zwei Karten, und wir betraten das Gebäude. Da es ein Wochentag mitten im Oktober war, waren die Warteschlangen zum Glück sehr kurz. Während wir auf einen der gläsernen Aufzüge warteten, schlug ich vor, wir könnten doch die Treppe nehmen.
Chase warf mir einen Bist du wahnsinnig?- Blick zu. »Die Aussichtsplattform liegt fast hundertsechzig Meter hoch. Hältst du mich für einen Masochisten? Du spinnst wohl. Meine Figur ist auch so ganz gut in Schuss,
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