Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
nicht ganz einig, was die Grundstücksgrenzen anging.
Plötzlich fragte ich mich, ob er je mit ihr geschlafen hatte, beschloss aber, lieber nicht daran zu denken. Jedenfalls nicht jetzt.
»Morgana, wir haben viel zu besprechen.« Sie wandte sich zu mir um. »Camille, du kehrst vorerst zu Smoky zurück. Weiche nicht vom Pfad ab - gefährliche Fallen und Geschöpfe bewachen dieses Land. Wir werden bald auf dich zukommen. Du bist aus dieser Sache noch nicht heraus.«
»Aber das Horn ... Sie hat...« Morgana sprang auf.
»Genug!« Titanias Stimme ließ die Lichtung erbeben, und Morgana wand sich. »Das ist vorläufig nicht wichtig.«
Ich beschloss, diesen Moment für meinen Abgang zu nutzen. Ich verbeugte mich kurz vor der Feenkönigin a.D. und der Zauberin.
Sobald ich die Lichtung hinter mir hatte, rannte ich den Pfad entlang, um möglichst viel Abstand zu den streitenden Frauen zu bekommen. Was zum Teufel war da eigentlich los? Titania sah viel stärker aus als bei unserer letzten Begegnung. Ich hätte meine Monatseinnahmen darauf gewettet, dass sie zu tief gesunken war, um aus diesem erbärmlichen Zustand je wieder herauszukommen, aber offensichtlich hatte ich mich geirrt.
Als ich um die Kurve kam, erschreckte mich ein Geräusch. Ich blickte über die Schulter zurück und fürchtete schon, Mordred sei mir gefolgt, aber da war niemand.
Im selben Moment flitzte ein schöner roter Fuchs vor mir auf den Pfad und versperrte mir den Weg. Ich ließ mich auf die Knie nieder.
»Morio! Ich bin ja so froh, dich zu sehen.« Ich hatte das typische Glitzern in seinen Augen sofort erkannt. Binnen Sekunden nahm er seine menschliche Gestalt an und zog seine Tasche unter einem Heidelbeerstrauch hervor.
»Camille, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich habe alles gesehen. Schon den ganzen Tag lang schleiche ich hier herum. Smoky und Titania haben überall magische Fallen aufgestellt, aber die meisten davon sind für mich leicht zu entdecken.« Er zog mich auf die Füße, schlang die Arme um meine Taille und küsste mich flüchtig auf den Mund. »Ich dachte schon, ich müsste einspringen und dir helfen, dieser Hexe zu entkommen.«
»Ich kann Morgana nicht ausstehen«, entgegnete ich stirnrunzelnd. »Großmutter Kojote hat recht. Sie ist machtgierig.«
»Das mag sein, aber in einem Punkt hat sie recht: Im Kampf gegen Schattenschwinge brauchen wir jede Hilfe, die wir kriegen können.« Er zog mich seitlich vom Pfad herunter. »Diese Stelle ist sicher. Ich habe sie überprüft.«
Wir ließen uns auf einem Fleckchen saftiger Wiese nieder. Morio streckte den Arm aus, und ich lehnte mich an ihn. Auf einmal merkte ich, wie tröstlich es war, sich wieder auf vertrautem Terrain zu befinden. Morio und Trillian waren sicher. Ich kannte sie, wir hatten unsere Routine, unseren eingespielten Rhythmus. Aber hier draußen fühlte sich für mich alles gefährlich an. Smoky eingeschlossen.
»Ich habe Angst«, gestand ich ihm. »Wenn doch nur schon morgen wäre und ich nach Hause gehen könnte.«
»Es ist bald vorbei, halte noch ein bisschen durch«, flüsterte er.
Ich beugte mich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Also, was habt ihr über das Teppichgeschäft herausgefunden?«
»Es riecht nach Dämon, eindeutig. Ich bin allein reingegangen, weil sie Delilah möglicherweise erkannt hätten. Der Inhaber war nicht da, nur seine Assistentin. Eine Frau namens Jassamin. Ich glaube, sie muss diejenige gewesen sein, die sich nach Menolly erkundigt hat.«
»Was hat sie für einen Eindruck auf dich gemacht? Glaubst du, sie ist eine Dschinniya, wie wir vermutet haben?« Dschinns waren schwer zu entlarven, aber es gab Möglichkeiten, sie aus der Deckung zu treiben. Und Morio war sehr geübt darin, magische Geschöpfe zu identifizieren.
»Sie ist schön, sie ist sinnlich, und ja, sie ist eine Dschinniya.« Er lächelte mich an, als ich ihm einen spielerischen Klaps auf den Arm gab.
»Schön und sinnlich, was?« Ein seltsames Flattern in meiner Magengegend warnte mich davor, dass ich der Eifersucht gerade gefährlich nahe kam. Ich hatte keine Ahnung, woher dieses Gefühl so plötzlich gekommen war. Es hatte mich noch nie ge-stört, wenn meine Liebhaber kleine Affären hatten. Aber irgendetwas veränderte sich, und zwar schon seit wir erdseits gekommen waren.
Er schnaubte. »Wusste ich doch, dass ich damit deine volle Aufmerksamkeit bekommen würde. Keine Sorge. Ich habe nicht die Absicht, mich mit einer Dschinniya einzulassen.
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