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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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war
     genauso ausgeschlossen.
    Er lächelte dünn. »Ist nett, aber was nutzt es.« Dann gab er sich einen Ruck und fügte freundlich hinzu: »Wie lange bleibst
     du?«
    »Bis morgen Abend. Lust hab ich eigentlich keine mehr. Gleich muss ich ins megatolle
Tropic
…« Ich äffte Lauras Stimme nach und verdrehte die Augen.
    Mirko grinste gequält. »Höllenladen. Pass auf, dass dein Julian dir im Partytrubel nicht abhandenkommt.«
    Für mich war das ein Stichwort. Irgendetwas warnte mich, aber ich wollte die Fotos partout haben. Es wäre einfacher, Wut zu
     zeigen und Schluss zu machen, wenn ich Julian die Beweisfotos unter die Nase halten konnte. Ich sagte Mirko, dass ich ihm
     alles glaube, was Esra beträfe, nur nicht, dass er das Handy verloren und die Fotos nicht auf seinem eigenen PC gespeichert
     habe. »So blöd es klingt, aber dieses Handy ist wichtig. Im Wald hast du mir gesagt, dass dein Vater es hat. Bitte! Ich muss
     es haben!«
    Mirkos Gesicht wurde eisig, alle Freundlichkeit verschwand. »Zum letzten Mal: Ich habe mir die Fotos erst in der Schule angesehen,
     dann die Dateien auf dem Schulcomputer gelöscht und das Handy verloren. Hast du noch nie etwas verloren?«
    »Doch, aber das glaube ich dir einfach nicht! Mirko, ich will dir nichts anhaben, ehrlich   …«
    »Aha,
das
glaubst du mir also nicht? Du suchst diraus, was du glaubst, oder wie ist das? Wenn’s dir gerade in den Kram passt, machst du einen auf nett und sprichst sogar mit
     mir, ja? Und warum? Nur weil du mich für deine Rache brauchst!«
    Das Blut stieg mir ins Gesicht. Aus Scham, weil ich ihn wirklich ausnutzte, vor Ärger, weil ich es so vermasselt hatte, aber
     auch, weil er es sich erlaubte, mich so anzuschnauzen.
    »Es geht doch gar nicht nur um meine Rache, wie du’s nennst!«, rief ich und registrierte, wie im selben Moment Dustin die
     Tür öffnete. Vielleicht war er der Grund, weshalb ich meinen letzten Satz hinzufügte. Vor der Clique wollte ich mich nicht
     lächerlich machen, vor ihr wollte ich zeigen, dass ich nicht dumm war, sondern Dinge bemerkte, die ihnen niemals aufgefallen
     wären. »Es geht auch um Alina! Sie ist auf deinen Fotos. Ich habe sie gesehen, und wer weiß, ob das, was zu sehen ist, nicht
     wichtig ist? Vielleicht gibt das der Polizei ’nen Hinweis! Daran solltest du auch mal denken!«
    Mirko bemerkte Dustin nicht. Er nannte mich noch eine »Heuchlerin, die kein bisschen Courage« habe und »blind vor Eifersucht«
     sei, dann knallte er die Tür zu.
    »Eva«, sagte Dustin und zündete sich eine Zigarette an, »reg dich nicht auf! Ich weiß zwar nicht, warum, aber der Julian steht
     auf dich. Wegen so ’nem bisschen Geknutsche würd ich mich nicht mit Schleicher befassen. Der bleibt nur an einem kleben.«
    »Deine Meinung, Dustin, kannst du dir in den Arsch schieben!«
    Ich erschrak. So etwas hatte ich noch nie zu jemandemgesagt. Wie würde er reagieren? War ich von allen guten Geistern verlassen?
    Er nahm’s gelassen, zog nur ironisch die Mundwinkel hoch. Mickey wäre wahrscheinlich ausgeflippt, Dustin juckte es nicht weiter.
    »War Alina echt auf den Bildern?«, fragte er und machte mir mit dem Kopf ein Zeichen, ins Haus zu kommen.
    Drinnen war’s zu warm und verraucht. Julian lag quer auf einem Sessel, streckte einen Arm nach mir aus und hielt mir mit dem
     anderen einen Glühweinbecher hin: »Willst du ’nen Schluck, Evchen?«, säuselte er. »Ach,
Evchen
darf ich ja nicht mehr sagen!«
    »Hä? Warum denn nicht?«
    »Ist gegen die Emanzipation«, verkündete Julian.
    »Alter, ey!« Mickey schüttelte den Kopf, stocherte im Kamin herum.
    Ich hatte schon wieder einen harten Spruch auf der Zunge. Ich hätte ihnen am liebsten gesagt, was ich von ihnen hielt: nichts
     im Kopf als abhängen, saufen und andere Leute ärgern; ich hätte sie am liebsten alle rausgeschmissen, aber ich hielt mich
     zurück. Ich war geblieben und ich wollte unter den gegebenen Umständen genauso wenig wie Julian hier allein sein. Und wer
     weiß, vielleicht passte ich ja auch zu ihnen, war wirklich eine »Heuchlerin«, wie Mirko es ausgedrückt hatte.
    »Was ist jetzt mit Alina?«, wiederholte Dustin ernst. »Hat Schleicher irgendwas zu tun damit?«
    »Wie?«, fragte Julian und rutschte in Sitzposition zurück. Laura löste den Blick von ihren manikürten Nägeln und ich sah,
     dass ihre Augen verweint waren. Mickeyließ das Feuer in Ruhe und strich sich die Haare aus der Stirn. Dustin schob mich auf die Couch, schloss die

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