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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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wohin die Zeitgenossen des Engelsehers verpflanzt wurden und ihren Mief nach schmutzigen Strümpfen mitnehmen durften. Olle Hedberg muss seinen Swedenborg verstanden haben, denkt Lillemor, denn er schreibt irgendwo über ein behagliches Grunzen aus den Schlammpfützen der Verdammten.
    Dann bereitet sie sich ihren bewährten Nachttrost: erhitzt in der Mikrowelle Milch mit Honig und fügt anschließend eine Verschlusskappe voll Kognak hinzu. Das beruhigt und wärmt, und nachdem sie unter die Decke geschlüpft ist, fängt sie die paperasse noch mal von Seite eins zu lesen an und merkt, dass sie bloß in einem Roman ist und weiter nichts. Und die Hauptfigur ist ein Trugbild von ihr.

Erfolg Lügen Rußgeruch
    Ich schrieb das Buch über einen Mord unter den pietistischen Laestadianern. Es war kein gewöhnlicher Krimi, denn diese Chose hatte ich allmählich leid. Lillemor gefiel die Idee gar nicht, ihr waren sowohl die Moore als auch die Menschen dort oben zuwider. Grau, meinte sie, durch und durch grau. Absolut nichts für einen Krimi, nicht mal für einen normalen Roman. Ich sagte, Geschichten seien Sprache, keine Wirklichkeit: »Und du kannst nicht behaupten, dass meine Sprache grau ist.« Sie las gerade die ersten Seiten im Spiralblock. Widerstrebend schrieb sie den Text ins Reine und stocherte im Grau. Sie begriff nicht, dass meine Sprache, falls sie denn grau war, dann so grau war wie die Bartflechte in den Fichten und der Morgennebel über dem Fluss, in dem die Leiche versenkt wurde. Lillemor hütete sich zu klagen, war aber nervös. Sie meinte, es könne unser Ende bedeuten, wir seien in diesem Grau hängen geblieben, und die Kritiker würden uns aus Langeweile töten, ungefähr so, wie man eine Blattlaus knackt, die sich zwischen Buchseiten verirrt hat. Doch es wurde ein Erfolg.
    Schweden besaß damals einige Journalistinnen von Format. Diese Damen jagten einem zu gleichen Teilen Schrecken und verblüffte Dankbarkeit ein, wenn sie anriefen und ein Interview haben wollten. Was heißt da haben wollten – sie teilten mit, dass sie kommen würden. Und das bedeutete: Jetzt, meine Liebe, ist dein Glück gemacht!
    Thea Oljelund aus Grängesberg schrieb in Året Runt und fuhr mit einem rasanten Sportwagen zu ihren Aufträgen. Ihre Spezialität hieß Empathie, und sie organisierte Sammlungen für bedauernswerte Kreaturen, über die sie auch schrieb. Ich warnte Lillemor trotzdem davor, sie für eine liebe Tante zu halten, denn ohne Giftstachel dürfte es in der Zeitungswelt noch nie jemand so weit gebracht haben wie sie. Und dann gab es Bang alias Barbro Alving, zigarettenheiser und von ihren Heldentaten an verschiedenen Fronten vernarbt. Sie hob gern mal den Status eines süßen Mädchens, wenn es sich gebührend dankbar zeigte. Und das tat Lillemor. Sie war ganz aus dem Häuschen. Man kann schon sagen, berauscht. Bislang hatte sie an der Droge nur genippt, jetzt war es Zeit, sie in vollen Zügen zu genießen: Glück, Glück! Dass es gefährlich war, fiel ihr im Traum nicht ein. Wenn ich daran denke, wie sie damals war, wie süß, wie enthusiastisch, wie groß und vertrauensvoll lächelnd sie zitterte, bin ich gerührt. Damals hielt ich sie für eine Gans.
    Als die Interviews erschienen waren, wurde ich böse. Ich, die ich in meinem ganzen Leben noch nie einen Menschen zusammengestaucht hatte, denn ich hatte weder einen Grund noch die Gelegenheit dazu, wusch ihr so gründlich den Kopf, dass sie anfing, zu schniefen und sich die Tränen abzuwischen, das Kleenextuch war bald nass.
    »Mach dich doch nicht zum Affen«, sagte ich. »Das nützt dir nicht die Bohne. Du hast mit deinem einfältigen Geplapper meinen Ruf als Schriftstellerin aufs Spiel gesetzt.«
    »Deinen Ruf! Du. «
    »Ja, wer, zum Teufel, ist denn von uns beiden die Schriftstellerin? Hättest du vielleicht einen Roman über die Leute in Lannavaara hinbekommen?«
    »Ich war aber dort«, gab sie zurück und warf den Schnabel auf, der vom Weinen schon verquollen war.
    »Aber gesehen hast du nichts. Dich hat es nur gegruselt, und du hast dich angestellt, als die Klospülung in der Pension nicht ging und du den Deckel des Spülkastens aufgemacht und drei Flaschen geschmuggelten Schnaps und eine Plastiktüte mit Kondomen gefunden hast. Das ist dein Beitrag.«
    »Du bist nie dort gewesen. Wie willst du …«
    »Ich habe gelesen. Weißt du, was das ist? Ich habe etwas über den Laestadianismus und über die Person Laestadius gelesen, über die Leute und über ihre

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