Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman
noch seine Sekretärin an diesem Tag in die Kanzlei kommen wollten, sprang er auf, bewaffnete sich mit einem Brieföffner und öffnete die Tür.
Die Männer erwiderten seinen Blick und wirkten finster entschlossen. Todd Williams, den Polizeichef von Wrightsburg, und den riesenhaften U. S. Marshal kannte King bereits. Hinzu kamen zwei Herren, die ihm ihre FBI-Ausweise präsentierten. King bat die Besucher herein und führte sie in den kleinen Konferenzraum neben seinem Büro.
Der Marshal beugte sich in seinem Sessel vor. Sein Name sei Jefferson Parks, sagte er – nicht »Jeff«, sondern »Jefferson«, wie er ausdrücklich betonte. Abgesehen davon, zöge er es vor, als » Deputy Marshal Parks«, angesprochen zu werden. »U. S. Marshals sind politische Beamte. Die wirkliche Arbeit machen die Deputys.«
Er hielt einen Plastikbeutel in die Höhe, in dem sich eine Pistole befand. »Dies ist die Waffe, die wir bei Ihnen zu Hause abgeholt haben«, sagte er mit leiser, tonloser Stimme.
»Wenn Sie es sagen…«
»Es ist Ihre Pistole. Die lückenlose Verwahrung ist amtlich dokumentiert.«
King sah Williams an, der bestätigend nickte.
»Okay«, sagte er. »Und Sie wollen sie mir nun zurückgeben, weil…«
»O nein, wir geben sie Ihnen nicht zurück«, sagte einer der FBI-Agenten.
»Wir haben die Kugel, die Jennings tötete, aus der Wand im Büro Ihres Partners rausgepult«, fuhr Parks fort. »Sie war ummantelt und daher kaum verformt. Außerdem haben wir die Geschosshülse gefunden. Der Schuss, mit dem Howard Jennings getötet wurde, ist aus Ihrer Pistole abgefeuert worden. Felder, Züge, sogar die Geschossaustrittspuren – alles stimmt überein.«
»Und ich sage Ihnen, dass das unmöglich ist!«
»Warum?«
»Eine Frage: Um welche Uhrzeit ist Jennings gestorben?«
»Der Gerichtsmediziner meint, zwischen ein und zwei Uhr in der Nacht, bevor Sie die Leiche in Ihrem Büro gefunden haben«, erwiderte Parks.
»Um diese Zeit war ich auf Streife – und die Pistole steckte in meinem Holster.«
»Dürfen wir das als Geständnis interpretieren?«, warf einer der beiden FBI-Agenten ein.
Kings Blick ließ keinen Zweifel daran, was er von dieser Bemerkung hielt.
Parks nahm ihn zur Kenntnis und sagte: »Wir haben Ihre Bewegungen in jener Nacht überprüft. Ihr Fahrzeug wurde zur mutmaßlichen Todeszeit von Jennings in der Main Street beobachtet.«
»Dann war ich wahrscheinlich gerade dort. Die Innenstadt gehört zu meiner Tour, also ist es ganz logisch, wenn jemand dort meinen Wagen gesehen hat. Aber Sie haben keinen Zeugen, der mich um diese Zeit in meinem Büro gesehen hat, denn dort war ich nicht.«
Einer der FBI-Agenten wollte dazu etwas sagen, doch als Parks ihm seine Pranke auf den Arm legte, verzichtete er darauf.
»Darüber brauchen wir mit Ihnen jetzt nicht zu diskutieren«, sagte Parks. »Aber wir haben eine positive ballistische Untersuchung vorliegen – und die ist in Verbindung mit Ihrem beruflichen Hintergrund so viel wert wie ein Fingerabdruck.«
»Nein, nicht ganz. Sie beweist nicht, dass ich mich am Tatort aufgehalten habe.«
»Aber Ihre Waffe war am Tatort, und Sie zumindest in der Nähe. Das sind knallharte Beweise.«
»Indizien sind das, sonst gar nichts«, konterte King.
»Es hat schon Verurteilungen gegeben, bei denen die Beweislage erheblich dürftiger war«, fauchte Parks.
»Wir hätten Sie auf metallische Spurenelemente untersuchen sollen, als wir die Waffe bei Ihnen abholten«, sagte einer der FBI-Männer.
»Hätte nichts gebracht«, erwiderte King. »Ich habe meine Waffe in der Nacht, bevor Sie kamen, benutzt. Die mikroskopischen Metallspuren in meiner Haut hätten daher gestammt.«
»Sehr praktisch«, sagte der Agent.
Parks sah King in die Augen. »Darf ich Sie fragen, zu welchem Zweck Sie Ihre Waffe benutzt haben? Sie waren schließlich nicht im Dienst.«
»Irgendjemand schlich um mein Haus herum. Dachte ich.«
»Und? Stimmte das?«
»Nein, es war nur eine alte Bekannte.«
Parks’ Blick verriet, dass er ihm nicht über den Weg traute. Dennoch entschloss er sich, die Angelegenheit vorerst nicht weiter zu verfolgen.
»Können Sie mir mein Tatmotiv nennen?«, fragte King.
»Der Mann arbeitet für Sie. Vielleicht hat er was geklaut – oder vielleicht herausgefunden, dass Sie Ihre Klienten beklauen, und versucht, Sie damit zu erpressen. Also haben Sie ein Treffen mit ihm arrangiert und ihn bei dieser Gelegenheit erschossen.«
»Hübsche Theorie – nur hat weder er mir was
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