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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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gemacht, doch ich war zu neugierig, was Akashiel mir zu sagen hatte. Ich sah mich gerade nach ihm um, als er neben mir aus dem Schatten einer Nische trat.
    »Okay, was machen wir in diesem Drecksloch?«
    Akashiel deutete auf eine der Hintertüren, die auf den Hof führten. »Das dort ist Joeys Grill «, erklärte er. »Ich habe hier einen Auftrag zu erledigen.«
    »Soll das heißen, ich bin wieder im Dienst?« Heilige Scheiße! Sag, dass das nicht wahr ist! Es kostete mich Mühe, mir meinen Unmut nicht zu sehr anmerken zu lassen. Luzifers Idee, zum Mitarbeiter des Monats zu mutieren, mochte nicht funktionieren, aber womöglich konnte es nicht schaden, mich ein wenig kooperativer zu zeigen. Am Ende beriefen sie mich nur nicht ab, weil sie genau wussten, dass sie mich damit ärgern konnten. Diese Befriedigung wollte ich ihnen nicht geben, auch wenn ich innerlich schäumte. Ich würde es sicher nicht durchhalten, den braven Schutzengel zu spielen, aber ich konnte mich zumindest so lange zusammenreißen, bis Akashiel damit herausrückte, wie Uriel entschieden hatte.
    Der Blick meines Bewährungshelfers hing noch immer an der Hintertür. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er sich mir ein paar nervtötend lange Sekunden später endlich zuwandte. »Uriel hat sich Bedenkzeit ausgebeten.«
    »Bedenkzeit?«, schnappte ich und hätte ihn am liebsten geschüttelt. »Was soll das heißen?«
    »Dass du vom Dienst befreit bist, bis er eine Entscheidung getroffen hat.«
    Ich deutete auf den Hof. »Und warum hast du mich dann hierherbestellt, in dieses traumhafte Paradies von Müll und Ungeziefer?«
    Akashiel grinste. »Um dir die gute Nachricht zu überbringen.«
    »Gute Nachricht?«
    »Für dich muss es doch das Größte sein, eine Weile nicht Schutzengel spielen zu müssen. Es wundert mich, dass du noch keinen Freudentanz aufführst.«
    Den Sarkasmus konnte er sich sparen – das war mein Spezialgebiet. »Mein Stiefel tanzt gleich einen Freudentanz in deinem Arsch!«
    »Ich wusste nicht, dass du deinen Humor verloren hast.«
    »Und ich wusste nicht, dass du seit Neuestem für das Unterhaltungsprogramm zuständig bist«, schoss ich zurück. »Lass dir eines gesagt sein: Dir steht keine große Karriere als Clown bevor.«
    Akashiel seufzte. »Ich verstehe einfach nicht, was du für ein Problem hast.«
    Du hast auch nicht Luzifer im Nacken sitzen, der zur Eile drängt. »Was gibt es da nicht zu verstehen? Bist du wirklich schon so lange hier, dass du vergessen hast, was die anderen Engel von euch Schutzengeln halten?«
    »Uns.«
    »Was?«
    »Uns Schutzengeln – nicht euch.«
    »Danke für die Erinnerung. Ich hatte versucht, das zu verdrängen. Aber offensichtlich bin ich nicht so gut darin wie du.«
    »Im Verdrängen?« Er schüttelte den Kopf. »Glaubst du ernsthaft, ich könnte jemals vergessen, welchen Ruf wir Oben genießen? Abschaum, Engel zweiter Klasse, Menschenfreunde«, zählte er auf, dann zuckte er die Schultern.»Und wenn schon. Ich lebe gerne hier und ich glaube an das, was ich tue. Die Menschen mögen keine erhabenen Wesen sein, aber sie sind frei in ihrem Denken und Tun. Sie kommen ohne Vorurteile auf die Welt und werden erst durch ihre Erfahrungen zu dem, was sie ausmacht. Engel sind schon perfekt erschaffen worden – ohne Makel und in dem Wissen um ihre Einzigartigkeit. Die meisten unseresgleichen mögen die Menschen verachten ebenso wie uns, die wir uns um ihr Wohlergehen sorgen, trotzdem ziehe ich die Unvollkommenheit der Menschen der Arroganz des Himmelsvolkes vor.«
    »Kein Wunder, immerhin schläfst du auch mit einem Menschen.«
    »Halbmensch. Abgesehen davon geht es zwischen Rachel und mir um mehr als Sex.«
    Ich verdrehte die Augen. »Sicher. Die wahre Liebe, große Gefühle. Blablabla.«
    Bei der Erwähnung von Rachel musste ich unwillkürlich an meine Begegnung mit Luzifer denken. Ich öffnete schon den Mund, um Akashiel von Luzifers Interesse an Amber zu berichten, als mir bewusst wurde, was zu tun ich im Begriff war. Rasch klappte ich den Mund wieder zu.
    Was sollte das? Luzifer war auf meiner Seite, wie konnte ich da bloß daran denken, Akashiel von ihm zu erzählen? Himmelarsch, es wurde wirklich Zeit, dass ich von hier fortkam, bevor ich so sehr in meiner Rolle versumpfte, dass ich meine Freunde und Feinde nicht mehr auseinanderhalten konnte. Dass ich um ein Haar mit Akashiel über Luzifer gesprochen hätte, rüttelte mich auf. Ich musste wachsam bleiben und künftig noch besser darauf

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