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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Gäste.
    Das Schulgebäude lag am Denny Way, für gewöhnlich nahm Jules die Abkürzung durch den Cal Anderson Park, um zur Pike Street zu gelangen. Nach den gestrigen Ereignissen zog sie es jedoch vor, einen Bogen um den Park zu machen, daran konnten auch die Flutlichter des Baseballfeldes nichts ändern, die weit in den Himmel strahlten.Statt durch den Park zu gehen, folgte sie dem Broadway am Community College vorbei. Sie hatte gerade die Einfahrt zu einer der Parkgaragen passiert und war schon fast auf Höhe der Broadway Performance Hall, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte.
    Jules hatte niemanden vom Gelände des Colleges kommen sehen und auch keinen haltenden Wagen bemerkt, aus dem jemand ausgestiegen war. Vermutlich war sie nur in Gedanken vertieft gewesen, sodass sie es nicht mitbekommen hatte, trotzdem beunruhigten sie die hallenden Schritte. Das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war, erfasste sie mit solcher Wucht, dass sie den Impuls unterdrücken musste, einfach loszulaufen.
    Als die Schritte hinter ihr schneller wurden, schob sie die Hand in die Jackentasche, in der das Pfefferspray steckte. Ihre Finger schlossen sich um die Spraydose, den Zeigefinger legte sie auf den Sprühknopf.
    Dann drehte sie sich um.
    Und erstarrte, als sie den Mann mit den langen schwarzen Haaren und den Bikerklamotten erkannte. Shandraziel – Luzifers Handlanger.
    Er hob die Hände, als wollte er damit seine Harmlosigkeit unter Beweis stellen. »Keine Angst, ich tu dir nichts.«
    Wie hatte er sie überhaupt gefunden? Kyriel hatte doch gesagt, dass er ihre … ihr fiel das Wort nicht mehr ein, das er benutzt hatte, doch er hatte ihr versichert, dass er ihre Spur verwischt hatte, sodass niemand sie ausfindig machen konnte.
    Shandraziel schien ihre Gedanken zu erraten. »Ich kann dich nicht spüren, aber ich weiß, wo du arbeitest.«
    »Du bist mir gefolgt?«
    »Zur Bank, zur Schule und hierher.«
    Jules ließ das Pfefferspray los. Sie glaubte nicht, dass siedamit etwas gegen ein Wesen wie ihn ausrichten konnte. Zumindest hatte sie noch nie gehört, dass jemand den Teufel mit Gewürzen ausgetrieben hätte. Stattdessen tasteten ihre Finger nach dem Handy.
    »Was willst du?«, fragte sie kalt und war erstaunt, dass ihre Stimme ihr gehorchte, obwohl sie innerlich vor Furcht bebte.
    »Ich will nur reden.« Eine Armlänge von ihr entfernt blieb er stehen.
    »Es gibt nichts zu reden.«
    »Das sehe ich anders.« Shandraziel schenkte ihr ein Lächeln, das unter anderen Umständen mehr als nur verführerisch gewirkt hätte. Nachdem Jules aber inzwischen wusste, was er war und welche Fußangeln sein Pakt hatte, verfehlte es bei ihr jede Wirkung. »Letzte Nacht wurden wir unterbrochen, bevor wir unser Geschäft zum Abschluss bringen konnten.«
    »Der Deal ist geplatzt.« Sie zog das Handy aus der Tasche. »Verschwinde, sonst rufe ich die Polizei.« Ihre Finger lagen bereits auf der Kurzwahltaste, doch es war nicht die Nummer der Polizei, die sich dahinter verbarg – was hätten die Ordnungshüter schon gegen einen gefallenen Engel ausrichten können? –, sondern Kyriels Nummer, die sie dort gespeichert hatte. Rachel hatte sie, zusammen mit seiner Adresse, auf die Visitenkarte geschrieben.
    Shandraziel verzog keine Miene. Er sah das Handy nur an, ein kurzer durchdringender Blick, dann zerbröselte es in ihrer Hand. Mit einem unterdrückten Aufschrei wich Jules zurück, doch er folgte ihrer Bewegung. Immer weiter ging sie rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen eine Mauer stieß. Dann stand er vor ihr, so dicht, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Die Hölle roch nach Pfefferminz.
    »Du wirst es dir schon noch anders überlegen«, sagte er ruhig.
    »Das bezweifle ich.« Nicht nachdem Kyriel ihr erzählt hatte, was es bedeutete, seine Seele zu verlieren. Es kostet dich nichts weiter als deine Seele – und das auch erst nach deinem Tod , hatte Shandraziel gesagt. Allerdings hatte er ihr verschwiegen, dass nicht das Schicksal über den Zeitpunkt ihres Todes bestimmte. Ganz zu schweigen davon, dass sie wiedergeboren werden würde – als unsterbliche Nephilim. Gefangen im eigenen Körper, ohne die Möglichkeit, auf ihr Handeln länger Einfluss zu nehmen.
    Fremdbestimmt.
    Shandraziel kam noch näher. So nah, dass Jules sich zwingen musste, sich nicht noch weiter gegen die Mauer in ihrem Rücken zu pressen. »Wir sehen uns bald wieder«, flüsterte er. »Sehr bald.«
    Dann war er verschwunden.
    Jules bemerkte

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