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Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Braun
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wahrscheinlich noch ein längeres Leben führen kann als der Freund. Für ihn sind seine Tage gezählt, er hatte sein Leben schon leben dürfen!“, antwortete er.
    Ich nickte.
    „Das war alles!“, sagte ich.
    Nach einigen Augenblicken drehte sich Alec wieder weg und verließ den Raum. Ich war allein. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Jetzt konnte ich gehen. Jetzt konnte ich mit gutem Gewissen gehen. Ich stand auf und lief zu dem Fenster hinüber. Als ich es öffnete, schlug mir eiskalte Waldluft entgegen. Vorsichtig stieg ich aus dem Fenster in die Dunkelheit. Ich hielt mich am Fensterbrett fest, während ich langsam hinausglitt. Schließlich hing ich aus dem Fenster heraus und ließ los.
    Ich spürte das feuchte Gras unter meinen nackten Füßen, als ich auf dem Boden aufkam. Der Aufprall war nicht zu heftig gewesen, da das Haus des Professors nicht allzu hoch war.
    Ich machte einen Schritt und noch einen und noch einen. Ich hatte mich schon sehr weit von dem Haus entfernt, als ich noch einmal zurückblickte. Das kleine Licht, das durch das Fenster drang, wurde von der Schwärze verschluckt. Ich konnte nichts mehr sehen außer der Finsternis. Ich streckte meine Hände aus und ging so lange vorwärts, bis ich die unebene Rinde eines Baumes unter meinen Fingern spürte. Ich ging um den Baum herum und tastete mich so immer weiter vorwärts.
    Ich lief die ganze Nacht hindurch, und als die Sonne endlich die Dunkelheit verdrängte und den Horizont hinaufwanderte, waren meine Füße wund gelaufen.
    Ich lehnte mich an einen Baumstamm und ruhte mich ein wenig aus. Aber nicht zu lange, denn ich nahm an, dass mein Fehlen bereits aufgefallen war und sich meine Freunde schon auf die Suche nach mir gemacht hatten. Nach nur wenigen Minuten stolperte ich weiter durch den Wald. Es war ein warmer Tag. Die Sonne blitzte öfter einmal hinter den grauen Wolken hervor und erwärmte die kahlen Äste der Laubbäume und nadelbehangenen Äste der Nadelbäume. Ich lief immer weiter und weiter. Ich sah nicht zurück und machte kaum Pausen. Höchstens zum Verschnaufen, doch nie war eine Pause länger als zehn Minuten. Einmal zog ich meine Schuhe aus und lief ab dort barfuß weiter. Es war nicht gerade angenehm, meine Füße schmerzten mit jedem Schritt mehr, und sie wurden schnell kalt.
    Aber ich sagte mir, dass ich das aushalten musste. Ich hasste mich dafür, dass ich so ein Weichei war.
    Am Abend kam ich endlich bei meinem Ziel an. Das Dorf Yrac, in dem auch Professor Bram gelebt hatte, war genauso still und grau, wie ich es in Erinnerung hatte. Der Kirchturm ragte wie letztes Mal so imposant und voller Gefahr empor. Ich lief mit schnellen Schritten in das Dorf hinein. Auch wenn es klein war, irgendjemand müsste mir doch helfen können. Ich brauchte ein Pferd oder eine Mitfahrgelegenheit. Irgendetwas, um von hier wegzukommen.
    Ich steuerte auf das größte Gebäude neben der Kirche zu. Dort klopfte ich an die Tür. Es dauerte eine Weile, bis mir jemand öffnete. Ein älterer Mann stand vor mir. Er trug ein schwarzes Gewand, wie es die Pfarrer trugen.
    „Was kann ich für dich tun, mein Kind?“, fragte er.
    „Ich suche ein Pferd oder ein ähnliches Reittier, um nach Lyss zu kommen!“, antwortete ich.
    Erst schaute er mich prüfend an. Doch dann gab er nach und antwortete mir.
    „Hinter meinem Haus ist ein kleiner Stall. Dort halte ich ein Maultier. Es ist nicht mehr das Jüngste, dürfte diese Strecke jedoch noch überwinden können. Nimm es dir und geh deines Weges. Möge Gott über dich wachen, wo immer deine Reise noch hingehen mag!“
    Mit diesen Worten schloss er die Tür wieder. Ich ging um das Haus herum auf den Stall zu. Darin lebte tatsächlich ein Maultier. Als ich das Tor öffnete, hob es seinen Kopf und blickte mich mit treuen Augen an.
    „Hallo du!“, begrüßte ich das Tier.
    Da ich keine Zeit mehr verlieren wollte, führte ich das Maultier nach draußen, legte die Decke über seinen Rücken, die über einem Balken hing, und stieg auf. Das Tier war nicht so groß wie ein Pferd, doch es genügte, um von einem Ort zum nächsten zu kommen. Zudem war ich froh, meinen Füßen etwas Ruhe gönnen zu können.
    Das Tier lief gut und legte in der Nacht eine große Strecke zurück. Als die Sonne am nächsten Tag wieder aufging, hatten wir den Wald hinter uns gelassen und ritten nun auf einer weiten Ebene. Die Wege waren von Ochsenkarren in den Boden hineingefahren.
    Auf beiden Seiten der Wege gab es nur Gras. Nichts als

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