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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Spinnen und Maden strömte herein.
    Alastor hatte nicht mit ihr gerechnet. Und das war dumm gewesen, sehr dumm.
    Denn Vorwarnungen hatte es zur Genüge gegeben. Die Raupe, die Naphré im Badezimmer entdeckt, die andere, die Marie so erschreckt hatte. Vier insgesamt, nein, fünf in weniger als einer Stunde.
    Die Shikome hatte sie also aufgespürt. Das war nicht anders zu erwarten gewesen, nachdem sie ihre Gelegenheit in der Seitenstraße hinter dem Tempel schon verpasst hatte. Hatte er sich eingebildet, dass sie sich wieder trollen und geduldig wartenwürde? Wirklich dumm.
    Als sich die Sturzflut schimmernden Gewürms auf Naphré stürzte, hatte er nach ihr gegriffen, um sie aus diesem Gewimmel herauszuzerren. Er war jedoch mit der Hand abgeglitten, als ob sie in Öl getaucht wäre. Noch einmal, wieder und wieder hatte er es versucht. Vergeblich. In Sekunden war der Platz, den Naphré gerade noch eingenommen hatte, von ekelhaftem Gewürm erfüllt, eine wabernde Masse wie ein Lavastrom, die Naphré buchstäblich verschlungen hatte.
    Im selben Augenblick befiel Alastor ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, ein Gefühl, das er fast vergessen hatte. Furcht. Er erinnerte sich dunkel daran. Er erkannte das Gefühl an dem stechenden, bitteren Geschmack auf der Zunge. Dennoch zögerte er keine Sekunde länger. Er konnte Naphré nicht in diesem Haufen dreckiger Tiere allein lassen. Er stürzte sich ins Getümmel und suchte nach der Shikome. Er wollte sie angreifen, vernichten, aber sie entglitt ihm ebenso wie zuvor Naphré. Alastor fühlte die kriechenden, wuselnden Beinchen auf seiner Haut. Er glaubte das unausgesetzte Klicken der Mundwerkzeuge dieses gefräßigen Volks zu hören, spürte Tausende von winzigen Bissen, die stachen und brannten. Immer weiter drängte er vorwärts, und doch gelangte er nirgendwohin. Er ballte die Hände zu Fäusten, und zu Matsch zerdrückte Würmer und Maden quollen zwischen seinen Fingern hervor. Sonst aber griff er nur ins Leere.
    Mit einem Ruck zog er sich aus der grauen Wolke zurück. Er musste handeln, aber nicht blindlings, sondern überlegt und strukturiert. Ein einzelner Tausendfüßler war aus der Masse herausgefallen und kroch nun auf ihn zu. Im nächsten Moment jedoch war er verschwunden. Ungläubig starrte Alastor auf den Fleck, auf dem er eben noch gewesen war, doch dort war nichts zu sehen als das blank gebohnerte Parkett.
    Es hielt Alastor nicht länger dort. Mit wütendem Kampfgeheul stürzte er sich erneut in das Meer von Kriechtieren und Insekten. Dieses Mal behielt er die Augen offen. Die Meute fielüber ihn her. Es war ein Stechen und Beißen, dass seine Haut zu Beulen anschwoll und aufriss. Ins rohe Fleisch krochen ihm die Spinnen und Würmer. Die Haut hing in Fetzen von seinen Händen und Unterarmen. Er blutete.
    Und wieder geschah etwas, das nicht zu begreifen war. Er schüttelte die Hände, sah, wie die Maden, Würmer und Spinnen von ihm abfielen, sich wanden und krümmten. Und einen Wimpernschlag später waren sie vor seinen Augen verschwunden.
    Konnte das alles nur eine Illusion gewesen sein? War diese Flut von Getier, waren die Bisse und Verletzungen nur Einbildung? Waren vielleicht auch die Tausendfüßler und die Zigtausend anderen Kleintiere, in die sich die Shikome hüllte, nur eine Sinnestäuschung?
    Noch einmal tauchte Alastor ein. Er drang so weit vor, wie er konnte. Er spürte keinen Widerstand, keine Spur von Naphré, und dennoch griff er aufs Geratewohl in die schleimige Masse und zog mit einem kräftigen Ruck heraus, was auch immer er ergriffen haben mochte. Seine Bewegung war so heftig, dass er die Balance verlor und rückwärts gegen die Wand fiel.
    Augenblicklich wuchsen die Tausendfüßler, die ihn umgaben, ins Unermessliche, bis sie die Länge und Stärke seines Arms erreichten. Sie krochen über ihn, wanden sich um seine Glieder und rissen mit ihren nimmersatten Mäulern faustgroße Stücke Fleisch aus ihm heraus.
    „Genug!“, schrie Alastor so laut er konnte. Mit aller Gewalt bemühte er sich darum, die Kontrolle über die Situation zu behalten und kühlen Kopf zu bewahren.
    Plötzlich wich die Flut des gefräßigen Gewürms zurück, und Alastor hielt Naphré in den Armen, die am ganzen Leibe zitterte, die Augen fest zukniff, die Hände öffnete und zu Fäusten ballte, als gelte es immer noch, sich einer Armee von Kriechtieren zu erwehren.
    Trotz dieses vergeblichen Bemühens bewunderte Alastor ihre unerschütterliche Moral. Naphré gab

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