Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Leibeigenschaft? Wie schrecklich! Bei uns wurde sie vor vielen Jahrhunderten abgeschafft.«
    Das überraschte Garion ein wenig.
    »Das Volk, das allein auf dieser Insel lebte, ehe wir kamen, sind sanfte Menschen, und unsere Vorväter fanden Gattinnen unter ihnen. Zunächst hielten wir diese einfachen Leute als Leibeigene, wie es in Arendien immer üblich war. Doch unsere Ahnen erkannten dies bald als grobe Ungerechtigkeit, da die Leibeigenen unsere Anverwandten durch Heirat waren.« Der Baron runzelte leicht die Stirn. »Beeinträchtigen diese Fehden, die Ihr erwähnt habt, das Land unserer Vorväter sehr?«
    Garion seufzte. »Es gibt einen Hoffnungsschimmer, daß sie nachlassen werden, Baron. Drei große Herzogtümer bekriegten einander jahrhundertelang, bis schließlich eines – Mimbre – die nominelle Herrschaft errang. Doch Rebellion gärt unentwegt unter der Oberfläche. Obendrein finden die Barone von Südarendien ständig die lächerlichsten Gründe, blutige Kriege zu führen.«
    »Kriege? Wahrlich? Zu dergleichen kommt es auch hier auf Perivor, doch ist es uns gelungen, die Auseinandersetzungen in eine Form zu bringen, daß nur wenige den Tod erleiden.«
    »Welche Form, Baron?«
    »Nun, Meinungsverschiedenheiten werden gewöhnlich durch
    Turniere geschlichtet.« Der Baron lächelte. »Ich weiß sogar von so einigen Auseinandersetzungen, die von den scheinbaren Gegnern vorgetäuscht wurden, lediglich solcher Turniere wegen, die bei Edelleuten und Bürgern gleichermaßen beliebt sind.«
    »Wie ungemein zivilisiert, Baron«, lobte Zakath.
    Garion wurde es allmählich müde, auf diese umständliche Weise zu reden. Er bat den Baron, ihn zu entschuldigen, und bediente sich der Ausrede, sich mit seinen Gefährten besprechen zu müssen. So wartete er, bis ihn die anderen eingeholt hatten, und unterhielt sich mit ihnen.
    »Wie kommst du mit dem Baron zurecht?« erkundigte sich Silk.
    »Recht gut. Die Mischehen mit den Dalasiern haben manche unangenehme arendische Eigenheit ausgemerzt.«
    »Welche beispielsweise?«
    »Verbohrtheit und Dummheit. Auch haben sie die Leibeigenschaft abgeschafft, und sie lassen Auseinandersetzungen gar nicht erst zum Krieg auswachsen, sondern schlichten sie durch Turniere.«
    Garion blickte auf den vor sich hin dösenden Belgarath. »Großvater.«
    Belgarath öffnete die Augen.
    »Glaubst du, daß es uns gelungen ist, vor Zandramas hier zu sein?«
    »Das läßt sich unmöglich mit Gewißheit sagen.«
    »Ich könnte das Auge wieder einsetzen.«
    »Es ist wahrscheinlich besser, wenn du das vorerst noch läßt. Falls sie auf der Insel ist, haben wir keine Ahnung, wo sie an Land gegangen ist. Sie hat vermutlich auch nicht diesen Weg genommen, also kann das Auge sie hier nicht aufspüren, während sie die Kraft des Auges wahrnehmen würde, dessen bin ich sicher. Sie könnte dadurch auf unsere Anwesenheit aufmerksam werden. Außerdem befindet sich auch der Sardion in diesem Teil der Welt. Wir wollen ihn lieber noch nicht wecken.«
    »Du könntest deinen Freund, den Baron, fragen«, schlug Silk vor.
    »Wenn sie hier ist, hat er vielleicht von ihr gehört.«
    »Das bezweifle ich«, widersprach Belgarath. »Sie hat sich bisher immer viel Mühe gegeben, unbemerkt zu bleiben.«
    »Das stimmt«, gab Silk zu. »Und ich glaube, daß sie sich jetzt noch mehr Mühe geben wird, denn sie dürfte einige Schwierigkeiten haben, die Lichtpünktchen unter ihrer Haut zu erklären.«
    »Warten wir, bis wir in Dal Perivor sind«, beschloß Belgarath. »Ich möchte mir erst ein Bild machen, ehe wir etwas Unwiderrufliches tun.«
    »Glaubst du, daß es etwas nützen würde, Cyradis zu fragen?« flü-
    sterte Garion und blickte rasch über die Schulter zu der Seherin in der prächtigen Kutsche, die der Baron für die Damen zur Verfügung gestellt hatte.
    »Nein«, antwortete Belgarath. »Sie darf uns bestimmt nicht antworten.«
    »Ich finde, daß ein Punkt zu unserem Vorteil ist«, sagte Silk nachdenklich. »Cyradis wird die Wahl treffen, und die Tatsache, daß sie mit uns reist, nicht mit Zandramas, ist doch ein gutes Zeichen, meint ihr nicht?«
    »Nein«, entgegnete Garion. »Ich glaube nicht, daß sie mit uns reist, sondern daß sie dabei ist, um Zakath im Auge zu behalten. Er ist für etwas sehr Wichtiges bestimmt, und sie möchte nicht, daß er aus der Reihe tanzt.«
    Silk brummelte etwas zu sich, dann wandte er sich an Belgarath:
    »Wo wollt Ihr mit der Suche nach dieser Karte anfangen, die Ihr finden

Weitere Kostenlose Bücher