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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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mit einer Ablasszahlung freikaufen zu können. Und den Vorwurf der Teufelsbeschwörung wird er sicherlich leugnen.
    Ja, es würde funktionieren.
    Julien sprang auf, und ein Glücksgefühl rollte durch seinen Leib, denn er hatte das erste Mal in dieser grässlichen Angelegenheit einen Plan. Einen Plan, der Hand und Fuß hatte und in Gänze den Ansätzen des Bischofs folgte.

In den Wäldern bei Saint Mourelles
    A uf dem Moos hatte Catheline als Unterlage Avels Decke ausgebreitet, auf die sie nun ihre eigene legte. Dann zog sie den Umhang aus der Tasche. In ihn eingehüllt, würde sie die Nächte, die nur noch mäßig frisch waren, sicherlich gut überstehen. Noch nie hatte sie im Freien geschlafen, und der Gedanke an eine Nacht, sicherlich sogar mehrere in einer offenen Höhle, wurde ihr zunehmend unheimlicher. Für einenMoment sah sie Nana und die anderen Kinder vor sich. Wie diese kleinen Menschen es nur schaffen, im Freien zu überleben, sich in der Wildnis sogar sicherer zu fühlen als in einer Hütte mit Tür und verschließbaren Läden?, fragte Catheline sich und schüttelte den Kopf.
    Dann ergriff sie den Wasserkrug und löste den Verschluss, ein rundes Stück Holz, das Mathis geschnitzt und eingepasst hatte, während er mit Vater Jeunet über Gott und die Welt geplaudert hatte. Lachend hatte er damals die beiden anderen Wasserkrüge auf dem Wandbrett angeschaut und ihr versprochen, jedem sein eigenes Deckelchen zu machen.
    Die Bilder aus einer längst vergangenen Zeit wärmten sie. Das Gefühl noch genießend, schob sie neben dem Nachtlager das Moos beiseite, um eine ebene Stelle zu schaffen, auf der sie den Krug abstellen konnte.
    Sie stutzte. Tastete noch einmal über das beiseitegeschobene Moos und zog eine kleine Holzfigur hervor. Eine geschnitzte Frau mit angedeutetem Gesicht, nahezu meisterhaft mit Schachtelhalmen glatt geschliffen.
    »Avel«, flüsterte Catheline in die Höhle hinein, während sie die Hand um das weiche Holz schloss. »Ich werde deiner Mutter diese Figur geben, ja?« Sie legte sich auf die Decken, schob ihr Gesicht in den Umhang und tröstete sich mit dem Gedanken, dass Avel bei ihr war. Dass Gott ihn auserwählt und geschickt hatte, seine Fantasie zu nutzen und seine handwerklich geschickten Hände schützend über sie zu halten.
    Ein Knacken ließ sie aufhorchen. Schritte vor der Höhle.
    Es kann nur Mathis sein, versuchte sie sich zu beruhigen und ihrem schneller gewordenen Herzschlag zu trotzen.
    »Ich bin’s, erschrick nicht.«
    Er war es. Er war hier. Catheline zog die Beine an, schlang die Arme darum und sah zu Mathis auf. Das Licht fiel durchden Deckenspalt direkt auf sein Gesicht und betonte die vertrauten Züge.
    »Was soll das?«, fragte er und klang besorgt. Seine Hand machte eine unbestimmte Bewegung durch die Höhle. »Hier kannst du nicht bleiben.«
    »Was soll ich denn sonst machen? Du warst dabei, als der Baron mir gedroht hat. Glaubst du, da stelle ich mich noch seiner Gerichtsbarkeit? Lieber laufe ich weg und fange woanders neu an.« Müde rieb Catheline sich über die Stirn. »Glaubst du denn, dass ich es war?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Glaubst du, dass es der Baron war?«, fragte sie weiter.
    »Nein, das glaube ich auch nicht«, sagte Mathis zögernd. Dann legte er den Treibstecken auf den Boden und setzte sich zu ihr auf die Decke. Er streckte mit beiden Händen sein kaputtes Bein aus und lehnte sich an die Felswand. Sein rechtes Bein winkelte er seitlich an, wobei sein Knie Cathelines Oberschenkel berührte. Sie konnte den Blick nicht von seinem Knie nehmen und musste den verloren gegangenen Faden des Gespräches mühselig suchen, um ihn wieder aufzunehmen.
    »Aber sein Verhalten heute in der Kirche und auf dem Kirchhof war furchtbar, das ist wahr. In der Kapelle äußerte Pfarrer Jeunet zuvor den Gedanken, dass alle Opfer etwas gemeinsam hätten.«
    »Was?«, unterbrach ihn Catheline aufgeregt und beugte sich vor.
    »Sie waren sich irgendwie ähnlich. Schmal. Blass. Knochig. Dunkle Haare und Augen, so etwas in der Art.«
    In Gedanken ging Catheline die Gesichter durch. Rachel. Babette. Raymond. Selbst auf Gabin traf die Beschreibung zu. »Was ist mit Grete? Sie hatte graue Locken«, überlegte sie laut.»Ja, aber sonst trifft die Beschreibung zu, sie war«, er zögerte kurz, »sie war auch schmal, fast hager. Eher männlich.«
    Catheline begriff. »Du meinst, anders als Ania? Nicht so fraulich?«, fragte sie und umschlang die Beine fester, zog sie näher an

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