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Seidendrachen

Seidendrachen

Titel: Seidendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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wie ein zarter Windhauch in regelmäßigen Abständen. Es musste kurz vor Morgengrauen sein! Sie hatten die Zeit vergessen. Jarin schüttelte Akio sacht an den Schultern. „Wir müssen gehen, bevor die anderen im Schloss aufwachen“, warnte er.
    Der kleine Asiate seufzte, doch dann erhob er sich. Sie suchten beide mühsam ihre Kleidung zusammen.
    „Wie sollen wir jetzt hier heraus finden?“, fragte Jarin besorgt.
    „Nimm meine Hand. Ich mir jede Abbiegung gemerkt“, forderte Akio ihn auf und trat zu ihm. Jarin ergriff seine Hand und der zierliche Junge führte sie beide so sicher wie ein Schlafwandler wieder in die oberen Gänge zurück.
    Jarin war verdutzt.
    „Wie kannst du dir so was merken? Du warst doch zum ersten Mal in diesem Labyrinth?“, fragte sein blonder Freund flüsternd.
    „Ich vertraue dem Atem des Drachen“, meinte Akio nur und Jarin zuckte die Schultern. So lieb er ihn hatte, so wenig verstand er manchmal seine Art und vor allem seine merkwürdigen Aussagen. Auf dem Weg zu der Nische, die den Eingang in Akios Zimmer bildete, hörten sie plötzlich Stimmen neben sich aus einer anderen Vertiefung in der Mauer kommen.
    Jarin trat näher und hielt sein Ohr gegen die Steine. Dabei musste er vorsichtig sein, denn er wusste nicht, ob er nicht einen geheimen Mechanismus auslöste und diese sich plötzlich öffnen würde. Akio hielt sich hinter ihm. Jarin konnte deutlich die Stimme von Pater Simon erkennen. Die andere war ihm unbekannt. Sie war es, die jetzt sprach: „Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn dieser Junge wieder aus dem Schloss verschwindet. Kein französischer Künstler hat jemals solche Privilegien genossen. Aber dafür gleich den König töten?“
    Jarin erschrak bis ins Mark. Offenbar wurde dort gerade ein Attentat geplant! Aber was hatte Akio damit zu tun? Jetzt antwortete Pater Simon: „Es gibt keine andere Möglichkeit. Louis wird den Jungen nicht gehen lassen. Nur ohne den Schutz des Königs wird das Kloster ihn wieder in seine Obhut nehmen können. Da die Königin keinen männlichen Erben geboren hat, wäre in der Thronfolge Louis´ Bruder Edouard der nächste Herrscher, und dieser hat wenig Interesse an Prunk und schönen Künsten, sondern eher an der Vergrößerung der Armee.“
    Edouard war im Gegensatz zu Louis ein grober Klotz, der sich lieber auf dem Feld herumschlug, als ein Land zu regieren. Pater Simon wusste das genau. Wollte er wirklich eines einzigen Jungen wegen den Frieden in Frankreich riskieren? Ob Prior Clement das auch bedacht hatte? Nein, jetzt konnte er nicht mehr zurück. Er hatte dem Diener Séverin bereits zu viel verraten. Jetzt mussten sie ihren Plan in die Tat umsetzen!
    „Hör zu, gib Seiner Majestät dieses Pulver beim nächsten Festmahl in den Wein. Sein Tod muss vor aller Augen geschehen, damit niemand in Verdacht gerät. Berichte mir sofort, wenn es vorüber ist. Ich werde mich solange in der Kapelle von St. Claire bei Abbé Laurent in Paris aufhalten, bis ich von dir höre. Dann hole ich den Jungen unverzüglich aus dem Palast.“
    „Was ist mit seinem Leibwächter?“
    „Kümmere dich nicht um ihn. Jarin ist dem Kloster treu ergeben. Er wird keine Schwierigkeiten machen und mir ebenfalls folgen.“
    W e nn I h r Euch da mal nicht täuscht, dac h te Jarin jenseits der Maue r . Zorn kochte in i h m hoch. V orsichtig zog er sich zurück. Gemeins a m betr a ten sie durch den gehe i men Ein g ang Akios Z i mme r . Es gl i ch Jarins Z i mmer in Möblierung und Ausst a ttung, al l erdings überwog hier die Farbe Rot, während sein Ra u m in Blau geh a lten wa r . In kurzen W o r ten schilde r te Jarin sei n em Freund das eben Gehörte. Sie mussten flüstern, d a m i t die W ac h en vor der Türe sie nic h t hörten. „Ich kann es nic h t glau b e n “ , schloss er aufge r egt. „ Einer m e iner Kl o sterbrü d er sc h m i edet ein Mordkomplo t t gegen den König . “
    „ Er nic h t all e in schul d “ , gab Akio ruhig zur Antwort. „ Er W erkzeug genau wie ande r er Mann.“ Jarin überleg t e kurz. Konnte es sein, dass S i m on i m Auft r ag handelte? Nur der Prior konnte einen Bruder mit M i ssionen beauft r agten. Ei g e n m ä chtiges Handeln war in der Kirche nic h t erwünscht. Das m a c h te Sinn. V o r a l l e m , wenn er sich an d a s d a mals be l auschte Gespräch zwischen den Bei d en im Kloster erin n erte. Es geht doch n u r u m Ein f luss und Gold! W a hrschein l ich ist ihnen A k io als Mensch vö l lig eg a l!
    Ein z i e

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