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Selbstverständlich gleichberechtigt: Eine autobiographische Zeitgeschichte (German Edition)

Selbstverständlich gleichberechtigt: Eine autobiographische Zeitgeschichte (German Edition)

Titel: Selbstverständlich gleichberechtigt: Eine autobiographische Zeitgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Maria Peschel-Gutzeit
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allererster Linie als potenzielle Sexualpartnerin interessieren zu sollen. Frauen, die ein gesundes Selbstwertgefühl haben, lassen sich von solchen Männern und ihrem Verhalten nicht einschüchtern. Sie wissen: Ich bin fachlich mindestens so gut wie die Männer, ich werde sie davon überzeugen, und spätestens wenn ich bessere Ergebnisse erziele als andere, werden sie mich als Kollegin respektieren und schätzen.
    Meine Erfahrung ist: Leistung überzeugt. Immer dann, wenn ich im Laufe meiner vielen Berufsjahrzehnte bereits im Vorwege wusste, dass es Erschwernisse geben würde, konnte ich sie gut aushalten. Viel unangenehmer ist es, wenn man plötzlich, völlig unerwartet, von hinten ein Messer im Rücken spürt. Auch das ist mir mehrfach passiert.
    Wir haben nur dieses eine Leben – und wir sollten etwas daraus machen. Ich bin gut bekannt mit Liz Mohn, der mäch-tigen Bertelsmann-Managerin und einer der wirtschaftlich einflussreichsten Frauen unseres Landes, wenn nicht des Kontinents. Eine echte Selfmade-Woman. Sie erzählt, dass sie sich jeden Morgen schon beim Aufstehen sagt: »Dieser Tag ist meiner!« Ganz gleich, welche und wie viel Arbeit ansteht. Ganz gleich, ob es eine schwierige oder eine leichte Phase ihres Lebens war, schon immer sagte sie sich: »Aus diesem Tag mache ich etwas!« – Das ist genau der Punkt: Mädchen, Frauen, macht etwas aus dem Tag, macht etwas aus eurem Leben. Schafft euch eine wirtschaftliche Basis und eine Wissensbasis.
    Keine Frau hat die Sicherheit, dass ein Mann sie ein Leben lang unterhalten wird, wenn das selbstverdiente Geld nicht reicht. Frauen können erst recht nicht davon ausgehen, dass Männer gewillt und in der Lage sind, sowohl die Frau als auch die Kinder über Jahre und Jahrzehnte allein oder weit überwiegend zu ernähren. Und nicht zuletzt sollten Frauen auch in ihre Überlegungen und Entscheidungen einbeziehen, was sie in ihrem Beruf der Gesellschaft geben wollen. Sicher genießen gute Kosmetikerinnen und Friseurinnen ein hohes Ansehen bei ihren Kundinnen und Kunden, sie erfahren Dankbarkeit, sie bekommen ein gutes Trinkgeld. Aber reicht das wirklich allen Frauen, die sich für diese Berufe entscheiden? Macht ihr gesellschaftlicher Beitrag sie zufrieden? Warum nicht nach mehr streben? Nach mehr wirtschaftlicher und sozialer Verantwortung, mehr Einfluss, mehr Ansehen?
    Nebenbei bemerkt: Sozial sehr verantwortungsvolle »Frauenberufe« wie Erzieherin, Krankenschwester oder Altenpflegerin bedürfen selbstverständlich einer gesellschaftlichen Aufwertung, sie müssen deutlich besser bezahlt werden, als das heute der Fall ist, und brauchen einen viel höheren Männeranteil!

    Dass ich mich damals, ahnungslos, wie ich war, für das Jurastudium entschied, war für mich ein Glücksfall. Es hätte sicher noch andere Berufe gegeben, die mir Freude gemacht hätten – Architektin zum Beispiel und speziell Innenarchitektin, wozu mir die Berufsberaterin ja schon geraten hatte. Aber ein Jurastudium bietet eine gute Basis für viele verschiedene interessante, verantwortungsvolle Berufe.
    Sieben Jahre lang war ich Lehrbeauftragte an den juristischen Fakultäten zweier Universitäten und hatte immer wieder mit Studierenden zu tun, die ihre Studienwahl anzweifelten. Der Stoff war ihnen zu schwierig, zu fremd. Ich sagte ihnen: »Wenn Sie hier an der Universität das eine oder andere nicht begreifen, dann ist das in Ordnung. Es ist uns allen so gegangen und nichts, was Sie ängstigen darf. Eines Tages werden Sie es begreifen.« Dann hörte ich oft: »Ja, aber lohnt es sich denn? Es gibt so viele Juristen, und es ist so schwierig als Jurist, eine gute Anstellung zu finden.« Und ich erklärte ihnen: »Ihr Studium ist ein Sprungbrett, Sie haben eine Palette von Möglichkeiten. Gute Juristen braucht man überall. Sie können nicht nur Richter und Richterin, Staats– oder Rechtsanwalt und Anwältin werden; Sie können in den öffentlichen Dienst gehen, da gibt es eine große Bandbreite an Möglichkeiten, Sie können Diplomat werden. Sehr viele Politiker sind Juristen, und auch die Wirtschaftsunternehmen brauchen Sie, sehr viele Vorstandsleute sind Juristen.« Die Welt steht einem offen, wenn man die Juristerei begriffen hat.
    Dennoch galt für mich stets auch: Der Beruf ist nicht genug. Hätte ich mich immer nur meiner Familie und dem Beruf gewidmet, hätte ich die Möglichkeiten, die ein Leben bietet, nicht ausgeschöpft. Wer nur im Beruf oder im privaten Kreis andere Menschen

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