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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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gelebt.«
    Lara checkte ihr Diktiergerät und überflog dann die nächsten Fragen, die sie sich notiert hatte. Das war nicht sonderlich ergiebig. Bis auf die schwammige Aussage zu Grünkerns ehemaligen Arbeitsstätten hatte sie keinen einzigen Anhaltspunkt für weitere Recherchen.
    »Nun gut, Frau Stengel. Dann wenden wir uns jetzt mal dem Tattag zu.« Herta Ehrsam beugte sich ein wenig nach vorn, und ihre kleinen Vogelaugen huschten von links nach rechts. Sie saugte das Gespräch auf wie ein Schwamm.
    »Das war am Montag. Waren Sie zu Hause, als die…« Lara zögerte kurz und fuhr dann fort: »… als Rainer Grünkern gefunden wurde?«
    »Ja!« Das einfache »Ja« schleuderte sie triumphierend heraus. Endlich konnte Leonie Stengel wieder etwas beisteuern.
    »Sehr gut, Frau Stengel.« Ein kleines Lob konnte Wunder wirken. Nötig war es bei dieser Frau nicht, weil sie von Haus aus gesprächig zu sein schien, aber es trug zur Zusammenarbeit bei.
    »Wie wurde denn die Leiche entdeckt, wissen Sie das?«
    »Sven Bräger hat ihn gefunden. Der wohnt ganz oben. Ein arbeitsloser junger Mann. Die Wohnungstür stand halb offen, und da hat er angeklopft und gerufen. Als niemand antwortete, ist er reingegangen. Hätte ja auch sein können, dass Herr Grünkern gestürzt war und sich nun nicht mehr selbst helfen konnte, nicht wahr?«

    »Sven Bräger? Wie schreibt sich das?« Leonie Stengel buchstabierte, und Lara schrieb zur Sicherheit mit, auch wenn alles auf Band war.
    »Was wissen Sie noch darüber?«
    »Der Sven ist dann rein, wie ich schon gesagt habe. Er hat Herrn Grünkern im Schlafzimmer gefunden. Sven wusste sofort, dass er mausetot war. Der Mann soll auf dem Fußboden gelegen haben, mit Klebeband gefesselt, der Arm war auf ein Holzbrett geklebt. Unter dem Fingernagel steckte eine lange Nadel. Und er hatte einen Schlips um den Hals.« Herta Ehrsam schüttelte sich bei den Worten ihrer Freundin.
    »Einen Schlips?«
    »Damit ist er erwürgt worden!«
    »Tatsächlich.« Lara bemühte sich, es nicht wie eine Frage klingen zu lassen. Anscheinend hatte die alte Dame diesen Sven Bräger nach allen Regeln der Kunst ausgehorcht. Was nicht verwerflich war. Ein Leichenfund im eigenen Wohnhaus würde wohl jeden dazu bringen, Informationen zu sammeln.
    »Aber, was noch viel schlimmer ist…«, vor Aufregung flüsterte die Alte jetzt, »Sie glauben nicht, was Sven noch entdeckt hat. Im Schlafzimmer von diesem Grünkern …« Jetzt war aus dem netten Herrn Grünkern »dieser Grünkern« geworden. So schnell änderten sich Wertschätzungen.
    »Was denn?«
    »Schweinskram! Massenhaft Pornozeitungen. Ein ganzes Regal voller Sexfilme mit Kindern. Lauter grässliches Zeug!« Anscheinend hatte der Nachbar sich gründlich umgesehen, wenn stimmte, was Frau Stengel da erzählte. Aber welchen Grund sollte es für ihn geben, sich so etwas auszudenken? Der Vorwurf der Kinderpornografie war starker Tobak. Lara runzelte die Stirn. Sie hatte alles recherchiert, was die Polizei an die Presse gegeben hatte, aber davon hatte nicht ein Wort in den Berichten gestanden.

    »Das hätte ich nie von dem gedacht! Der wirkte immer so gediegen, und er hat immer so nett gegrüßt.« Leonie Stengel schien bitter enttäuscht.
    »So kann man sich täuschen.« Herta Ehrsam, die die ganze Zeit mit offenem Mund zugehört hatte, schien nicht sonderlich verwundert zu sein. »Die Unauffälligen sind immer die Schlimmsten. Das wissen wir doch aus jeder Fernsehserie.« Struppi bellte ein kurzes »Wau«, als stimme er zu.
    »Ist sich Herr Bräger sicher?« Lara checkte noch einmal das rote Aufnahmelämpchen des Diktiergerätes. Es leuchtete. Aber sie würde die Aufzeichnung nicht brauchen, um die Informationen zu behalten. Sie hatten sich auch so eingegraben.
    »Hundert Prozent! Der Computer war auch noch an, hat er gesagt. Wer weiß, was der Schweinehund damit alles angestellt hat. Heutzutage kann man doch mit diesem Internet alles Mögliche machen.« Leonie Stengel schüttelte den Kopf. Sie schien es noch immer nicht fassen zu können.
    »Sie haben doch vorhin erzählt, die Wohnungstür habe offen gestanden?«
    »Genau.«
    »Wissen Sie, ob das Schloss aufgebrochen war?«
    »Ich glaube nicht. Keine Einbruchsspuren, hat Sven gesagt.« Das musste ja wirklich ein gründliches Gespräch gewesen sein. Leonie Stengels Augen leuchteten auf, als ihr die Erkenntnis dämmerte. »Das heißt, er hat dem Mörder die Tür aufgemacht, nicht?«
    »Könnte sein.«
    »Vielleicht kannte er

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