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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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»diesen Westerwäldern«. Kurz: Das Band scheint auf immer zerschnitten.
    Anna scheint dennoch zu hoffen, ihren Wilhelm halten zu können. Immerhin hat der Prinz ihr den Aufenthalt in Köln nicht untersagt und sogar Anweisung gegeben, für ihren Unterhalt zu sorgen.

Prunk auf Pump
    Ob nun gierig oder nur verzweifelt naiv – sorgsam durchgerechnet ist Annas Plan einer eigenen Haushaltung in keinem Fall. Weder von ihr noch von Wilhelm. Der notorische Schuldenmacher steht in Köln bei diversen Pfandleihern bereits mit 60.000 Gulden in der Kreide. Sein Schatzmeister Johann Mohren tut für Anna, was er kann, aber der Kreditrahmen des Prinzen ist auch in der Domstadt bald erschöpft. Der Titel Prinz von Oranien ist als Sicherheit keinen Heller mehr wert.
    Die im fünften Monat schwangere Prinzessin beginnt ihren Schmuck – darunter ihren Ehering im Wert von 6000 Gulden – und andere persönliche Wertgegenstände zu versetzen, um sich und ihren Hofstaat samt Gesinde, Hofprediger, Fuhrknecht, Wasch- und Kindermagd durchzufüttern, unterzubringen, zu zahlen und zu kleiden. Köln ist ein teures Pflaster. Die Lebensmittelpreise gelten als extrem hoch. Ein Lamm kostet einen Gulden, ein Kapaun einen halben. 250 Gulden verbraucht Annas Haushalt in drei Monaten für Wein.
    Wilhelms nassauische Verwandten lehnen einen Beitrag zu Annas Sololeben ab. Sie bieten allenfalls eine Unterkunft für sie und zehn Dienstboten in einem ihrer Landgüter sowie Verpflegung mit Lebensmitteln und Brennholz an. Mit anderen Worten, sie offerieren eine Naturalversorgung nach ihrem Gutdünken. Was man angesichts ihrer Kassenlage verstehen kann. Anna sieht darin ein Gnadenbrot, bleibt lieber im Kölner Stadthof von Wilhelms Schatzmeister wohnen und versucht nach Art des Hochadels zu überleben.
    Sie lädt jeden Tag andere niederländische Exilanten zu Tisch. Das ist weniger eine Extravaganz als der Versuch, sich ein hochkarätiges Netzwerk in den eigenen Kreisen zu erhalten. Und den guten Namen. Eine Strategie, die nicht zuletzt Wilhelm ihr in seinen ehemaligen Schlössern in Holland und Brüssel auf höchstem Niveau vorgelebt hat. Dass Anna lieber mit ehemaligen Bekannten aus Breda plaudert und Freunde sucht, statt in der Dillenburg Gebete und Nähstunden zu absolvieren, kommt hinzu.
    Aus moderner Sicht ist ihr Verhalten leichtsinnig, aber ist es pure Selbstsucht, wie Forscher jahrhundertelang kolportierten? Ein schwer haltbarer Vorwurf. Beim Versetzen ihres Schmucks muss die Fürstin von Oranien von der Pfandsumme regelmäßig Schuldscheine ihres bankrotten Gatten einlösen. Was sie auch tut. Leider schmälert das den Erlös für ihre Haushaltskasse, und die Rechnungen stapeln sich.
    Im November 1568 bittet Anna ihren Onkel, Kurfürst August, »dieweil Euer Gnaden es nicht ratsam finden, meinem Gemahl und Herrn im Kriegshandel zu helfen«, wenigstens ihr beizustehen, da »höchste Not mich dazu zwingt«. In der Tat.
    Aus den Niederlanden ist inzwischen die Nachricht eingetroffen, dass der Prinz sich in einem Rückzugsgefecht gen Frankreich bewegt. Er kämpft jetzt vor allem gegen seine eigenen Söldner, die weiter munter plündern und Wilhelm mit dem Tod bedrohen, falls er ihnen nicht endlich Sold zahlt.
    Zur Besserung der ehelichen Einkünfte macht Anna derweil genauer durchdachte Vorschläge. Sie will keine Almosen von August, sondern einen Vorschuss auf die 12.000 Taler jährlichen Witweneinkommens, die ihr laut Ehevertrag im Fall von Wilhelms Versterben zustehen. Nein, sie kalkuliert dabei nicht mit dem baldigen Heldentod des Prinzen oder mit einem Meuchelmord durch dessen Landsknechte. Anna hat in Köln clevere Juristen gefunden, die ihr raten, umgehend den ihr zustehenden Witwenunterhalt einzufordern. Das nämlich, so die Rechtsgelehrten, steht ihr in ihrer jetzigen Lage zu.
    Die Begründung:
    3.Ad 1: Da ihr Gatte bankrott und von seinem Lehnsherrn Philipp für vogelfrei und rechtlos erklärt worden ist, ist er sozial ein toter Mann, der nicht mehr für sie sorgen kann. Annas Status entspräche damit nach gängiger Rechtsauslegung dem Witwenstand. Ihre Kölner Berater nennen Präzedenzfälle und Urteile.
    4.Ad 2: Die Einziehung von Wilhelms holländischen Gütern wegen Kriegsführung gegen seinen Lehnsherrn darf nicht die ihr überschriebenen Gebiete und deren Erträge einschließen. Schließlich marschiert nicht sie mit Truppen in den Niederlanden herum.
    5.Ad 3: König Philipp II. muss Annas Anteil sofort freigeben, da er die Urkunde über

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