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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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Königin Elisabeth, geborene York, eine Tochter und 1491 ihren zweiten Sohn zur Welt; der ist unbedeutend genug, um à la Lancaster wieder einmal Heinrich heißen zu dürfen. Weitere Kinder folgen.
    Ob in der Beziehung der Eltern unterdessen unsterbliche Liebe gewachsen ist, darüber streiten die Gelehrten. Einige ältere Semester halten an dieser Legende fest – zu irgendwas muss der Rosenkrieg doch gut gewesen sein; jüngere Forscher behaupten mit gutem Grund das Gegenteil. Offensichtlich ist, dass für Heinrich VII. im Herzen vor allem seine Mama Margarete Beaufort zählt.
    Die ehemalige Kindsbraut wandelt als ausgemergelter Zwerg und meist gewandet wie eine Nonne durch die Palastflure. Sie hat, obwohl verheiratet, ein Keuschheitsgelübde abgelegt – wen wundert’s. Frei von lästigen Ehepflichten ordnet Lady Beaufort den Höflingshaushalt des Sohnes, schreibt Benimmregeln auf und erteilt ihrem selbst gemachten König Nachhilfe im Steuereintreiben.
    Leidenschaftliche Schäferstündchen gönnt sich Heinrich VII. nebenher mit ungenannten Damen des darstellenden Gewerbes. Das verraten seine privaten Rechnungsbücher. Am 25. August 1493 notiert der kostenbewusste König dort unter besondere Ausgaben einen Posten von 30 Pfund für »the young damsel that dances«.
    Einem einfachen Tanzmädchen für eine (oder selbst für mehrere) Darbietung das Jahresspitzengehalt einer königlichen Hofdame zu zahlen, das legt den Verdacht nahe, dass die Künstlerin auch andere Dienstleistungen im Angebot hatte. Die sporadischen Unkosten für Tanzmädchen sind auch in den folgenden Jahren ungewöhnlich hoch.
    Anders als später sein Sohn Heinrich Nummer acht verwechselt der Papa diese gängige Konkubinenwirtschaft aber nie mit Liebe, und eine Staatsaffäre macht er schon gar nicht daraus.
    Heinrich VIII. entwickelt als Aufsteigersohn später eine bedenkliche Leidenschaft für Damen aus den besten Kreisen. Anonyme Milchmägde oder unbedeutende Tänzerinnen kommen ihm nicht ins Bett, was seine Königinnen verärgert und – mehr noch – sie in ihrer Existenz bedroht.
    Denn: Hohe Damen haben leider auch einen Rattenschwanz adliger Verwandter, und das bedeutet Ärger, Ärger, Ärger. Papa Tudor hat in Sachen Sex – wie die meisten seiner mittelalterlichen Kollegen – die politisch klügere Wahl getroffen, hat genossen und geschwiegen. Von Tanzmädchen-Bastarden aus seinen Lenden ist nur wenig bekannt, obwohl es sie gegeben haben soll.
    Seine Königin Elisabeth schweigt ebenfalls diskret und hält sich an ihr selbstgewähltes Motto »demütig und ehrfürchtig«. Zwei Eigenschaften, die sie in Gegenwart ihrer Schwiegermutter Margarete Beaufort dringend braucht und die sie anscheinend beherrscht.
    Margarete bewohnt in einigen Palästen stets Gemächer, die direkt an die des Sohnes anschließen. Elisabeth schläft in einem anderen Trakt. Sie konzentriert sich statt auf die eheliche auf die christliche Nächstenliebe. So ist es für Königinnen bis heute traditionell üblich. Nach ihrem Tod wird der duldsamen Queen als Lohn der Beiname »die Gute« verliehen.
    Immerhin soll ihr zweitgeborener Sohn Heinrich sie tatsächlich sehr geliebt und öfter zu Gesicht bekommen haben als bei Königs üblich. Nach den Regeln seiner Zeit wächst der zweitgeborene Prinz mit drei Schwestern fern von der elterlichen Hauptresidenz im Palast Eltham südlich von London auf, aber die ersten Lese- und Schreibübungen soll dennoch seine Mutter persönlich überwacht haben.
    Es sind Schreibproben des fünfjährigen Heinrich erhalten, in denen er exakt die eigenwillige Schrift der Mama imitiert. Überhaupt nehmen viele Historiker an, dass Heinrich seine Mutter als Ideal einer Frau verehrt hat. Elisabeth ist schön, sanftmütig, fromm und engelsgleich duldsam.
    Tugenden, die sie bitter nötig hat, denn mit Margaret Beaufort hat sie, wie gesagt, eine Schwiegermutter direkt aus der Hölle. Ein gefühlskaltes Miststück, das sich bei offiziellen Anlässen exakt so kleidet wie die Schwiegertochter – samt Krönchen – und das bei einigen Empfängen den Platz neben ihrem Sohn besetzt, der das bereitwillig zulässt. Elisabeths Mutter, eine ehemalige, regierende York-Königin, wurde von Margarete Beaufort in ein Kloster verbannt, nachdem sie ihr zunächst die Tochter als Braut für Heinrich abgeschwatzt und ewige Frauenfreundschaft geschworen hat. Die zerbricht an Fragen der höfischen Rangfolge. Margarete Beaufort findet es unerträglich, dass sie als King Mum bei

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