SGK342 - Das Echsengezücht greift an
Gewölbe untergebracht war, in dem es außer einer blakenden
Petroleumlampe keine weitere Lichtquelle gab. Die Lampe stand auf einem
steinernen Sockel und bewirkte ein gespenstisches Licht- und Schattenspiel.
Der Mann, der gesprochen hatte, trug einen
weißen Kittel und war ebenfalls gefesselt.
Bleich lehnte er gegen die Wand. Larry
erkannte seinen Nachbarn sofort wieder. Das war der Mann aus dem
Leichenschauhaus, den er mit klaffender Kopfwunde auf dem Boden der Kühlhalle
gefunden hatte.
Neben diesem Mann saß ein weiterer. Ebenfalls
in Fesseln. Ihm schien es noch am besten zu gehen. Seine Kopfverletzungen waren
geringfügig. Und zu dieser Person hatte der Mann im weißen Kittel gesprochen.
Der dritte war imstande, sich aus eigener
Kraft ein wenig nach vorn zu beugen und geriet dadurch besser in das fahle,
unruhige Licht.
Larry blickte in ein breites, blasses
Gesicht, in dem die dicken schwarzen Brauen und der dicke Lippenbart sich
besonders scharf hervorhoben.
»Sie sind Mister Brent, nicht wahr ?« wurde er von dem Mann mit dem Bart gefragt.
Larry wollte nicken, unterließ es aber im
Ansatz. Sein Hinterkopf schmerzte wahnsinnig. »Ja«, murmelte er. Seine Stimme
klang belegt. »Dann sind Sie ... Pikarski...«
Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
»Richtig«, bestätigte ihm dieser. »Und der
Mann zwischen uns - das ist Frank Seigl. Er hatte Dienst im Leichenhaus, als
wir uns dort treffen wollten...«
»Nun, zum Treffen... ist es ja noch
gekommen«, sagte Larry Brent mit einer Spur von Galgenhumor. »Wir sind alle
hier versammelt - die Konferenz kann also beginnen .«
Pikarski lachte rauh. »Sie wird wohl nicht
viel bringen. Für keinen von uns. Wir sind ihm in die Hände gefallen - wir
kommen hier nicht mehr lebend ’raus...«
»Ihm? Sie haben - „ihn“ gesehen ?« Larry fiel das Sprechen schwer. Er konnte sich denken, wer
gemeint war. Der Echsenmann ...
Pikarski nickte. »Er ist eine Bestie ... und
verfügt über unnatürliche Kräfte, Mister Brent... Seigl und ich ... wir hatten
überhaupt keine Chance. Er stand plötzlich in der Halle vor uns ... ich wollte
mir Marossa noch mal ansehen, und ehe wir’s verhindern konnten, wurden wir
angegriffen. Der Echsenmann stand wie aus dem Boden gewachsen neben uns. Ich
erhielt einen Faustschlag ins Gesicht, der mich zu Boden warf. Dann sauste auch
schon ein knüppelgroßes Eisenrohr durch die Luft und traf Seigl mit voller
Wucht. Der Faustschlag hatte mich so massiv getroffen, daß unser Widersacher es
nicht mehr für nötig erachtete, noch mal mit der Stange nachzufassen ... mich
hat er demnach auch zuerst weggebracht .«
, Larry konnte die Wahrnehmungen und
Überlegungen des Kommissars in etwa bestätigen.
»Als ich in den Kühlraum kam, lag Mister
Seigl auf dem Boden ... Auf der Suche nach Ihnen bin ich dann dem Echsenmann in
die Finger gelaufen. Er hatte sich unter einen Laken versteckt .«
»Auf diese Weise muß er auch uns auf gelauert
haben«, flüsterte Pikarski. »Es ist mir noch jetzt ein Rätsel, wie er sich in
das Innere des Gebäudes eingeschlichen hat .«
»Mit einigem Geschick kann man • sich auch in
die Bank von England schleichen«, konstatierte X-RAY-3. »Es gibt Leute, die die
entsprechenden Wege finden, wenn es in ihre Pläne paßt. Aber darüber brauchen
wir uns nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Wir haben andere Probleme. Wir
befinden uns in der Hand des sogenannten Echsenmannes ... warum hat er uns
hierher geschafft, und wo befinden wir uns ?«
»Die letzte Frage läßt sich vielleicht
beantworten, Mister Brent... ich vermute, daß wir im Kellergewölbe eines alten
Hauses sind. In der Wiener Innenstadt gibt es viele uralte Häuser, die in
schmalen Gassen stehen, fünf und sechs Stockwerke hoch sind und darunter noch
zwei bis drei Kellergeschosse aufweisen. Was er mit uns vorhat, darüber können
wir nur Vermutungen anstellen ... Etwas Erfreuliches wird dabei sicher nicht
herauskommen ...«
»Sie werfen die Flinte schon ins Korn,
Kommissar ?« Larry sprach noch immer sehr leise. Es
schien, als stecke ihm ein Kloß im Hals.
Pikarski atmete tief durch und hustete. Es
dauerte einen Moment, ehe er den Hustenreiz wieder los war. »Ich bin am
längsten wach ... ich habe versucht, die Fesseln zu lockern. Da tut sich
nichts. Wissen Sie, wie lange Sie übrigens bewußtlos waren, Mister Brent ?«
»Ich schätze ein paar Stunden .«
»Hängen Sie ein paar mehr dran ... ich habe
ein gutes Zeitgefühl, ich wurde wach, als der
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