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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Hitze war erdrückend. Er warf einen Blick zum Himmel und bemerkte mit Schrecken, daß die Dunkelheit sich schnell herabsenkte. Bald würde es stockdunkel sein.
    Dann würde er überhaupt nichts mehr sehen können.
    Ein riesiger Schlammpfuhl versperrte ihm den Weg und damit den Zugang zu dem Bergkamm. Er bewegte sich schnell am Rande des Sumpfs entlang und horchte gleichzeitig auf Geräusche von Verfolgern. Er hörte keine. Die Finsternis wurde immer schwärzer. Er erreichte das Ende des Pfuhls, marschierte weiter und weiter, um Sümpfe herum, und spähte durch die Dunkelheit.
    Er konnte den Tofferkamm nicht ausmachen.
    Die Angst, die ihn zu überwältigen drohte, veranlaßte ihn, schneller zu gehen. Er erkannte, daß er sich verirrt hatte - weigerte sich aber, diese Tatsache zu akzeptieren. Er suchte weiter, unfähig, sich einzugestehen, daß er sich in der Richtung getäuscht hatte. Der Kamm war doch eben noch da gewesen. Wie hatte er sich nur so verlaufen können?
    Endlich blieb er stehen, unfähig, die Suche fortzusetzen. Es war sinnlos, weiterzugehen, denn er hatte keine Ahnung, wohin er ging. Er würde nichts weiter tun, als endlos umherzuwandern, bis ihn entweder der Sumpf oder die Werbestien verschlangen. Es war klüger, auszuharren und zu kämpfen.
    Es war eine seltsame Entscheidung, die mehr von der Müdigkeit als von der Vernunft bestimmt wurde. Denn welche Hoffnung blieb ihm, wenn er dem Moor nicht entkam, und wie konnte er dem Moor entkommen, wenn er an Ort und Stelle stehen blieb? Aber er war müde, und der Gedanke an ein blindes Weitergehen behagte ihm nicht. Und er mußte immer wieder an dieses Kind denken, das Schattenwesen - daran, wie es vor ihm zurückgewichen war, entsetzt über etwas in seiner Zauberkraft, von dessen Existenz er bis dahin selbst nichts gewußt hatte. Auch jetzt wußte er nicht zu sagen, was es war, aber falls es ihm gelingen sollte, es wieder einzusetzen, würden sich seine Chancen gegenüber den Werbestien und sonstigen Dingen, die das Moor für ihn bereithielt, entscheidend verbessern.
    Einen Augenblick sah er sich um, bevor er sich einem kleinen Hügel zuwandte, der auf zwei Seiten von Sümpfen, auf der dritten von aufragenden Felsen umgeben und deshalb nur von einer Seite begehbar war. Er erklomm die Anhöhe, auf der er sich niederließ und von der aus er in den Nebel und die Nacht hinausstarrte. Hier wollte er bleiben, bis der neue Tag anbrach.
    Die Minuten vergingen. Die Nacht brach herein, der Nebel verdichtete sich.
    Er sah das Schattenwesen erst, als es fast schon auf ihm war. Wieder war es das Mädchen. Sie trat scheinbar aus dem Nichts heraus, nur wenige Meter vor ihm, und er erschrak über die Unerwartetheit ihres Auftauchens. »Komm mir nicht näher!« warnte er, während er schnell hochsprang. »Wenn du versuchst, mich anzurühren…«
    Das Schattenwesen verwandelte sich in einen schimmernden Nebel und verschwand.
    Par atmete tief ein. Es war doch kein Schattenwesen, dachte er, sondern eine Werbestie und auch nicht so stark, da es ihm gelungen war, sie mit nichts als einer Drohung zu verjagen.
    Irgendwo in der Ferne, weit weg von ihm, hörte er einen einzigen Schrei, einen kurzen Schrei des Entsetzens. Sofort war alles wieder ruhig.
    Er starrte wachsam in den Nebel hinaus. Er dachte an die Umstände, die ihn hierher gebracht hatten - an seine Flucht vor der Föderation, an seine Träume, an seine Begegnung mit dem alten Mann und an seine Suche nach Walker Boh. Ein Gefühl der Enttäuschung beschlich ihn, Enttäuschung darüber, daß er nicht mehr erreicht hatte. Er grübelte über sein Gespräch mit Walker nach. Walker war der Meinung, die Magie des Wunschliedes sei keine Gabe. Par schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte Walker ja recht. Vielleicht hatte er, Par, sich die ganze Zeit selbst etwas vorgemacht.
    Aber irgend etwas an dieser Magie hatte das Schattenwesen in Angst und Schrecken versetzt. Irgend etwas.
    Aber nur das Kind, nicht die anderen, denen er begegnet war.
    Was war anders gewesen?
    Er fühlte wieder eine Bewegung am Rande des Nebels, und eine Gestalt löste sich aus ihm und kam auf ihn zu. Es war das zweite Schattenwesen, die große, watschelnde Kreatur, der sie am Rande des Anar begegnet waren. Grunzend und mit einer riesigen Keule in der Hand bewegte sie sich auf ihn zu. Einen Augenblick lang vergaß er, wem er gegenüberstand. Er geriet in Panik, weil er sich daran erinnerte, daß das Wunschlied gegen dieses Schattenwesen nichts hatte ausrichten

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