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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gucken wie Ihr Wolnow, aber auch die inneren Mauern des Kreml haben Löcher wie ein Käse. Man erfährt manches. Wußten Sie, daß Stalin ein Säufer ist?«
    »Nein!«
    »Aber er ist es! Sein Mißtrauen gegen jeden begießt er mit Alkohol. Jelena hat es von einem Mann gehört, der es wissen muß: ein Sekretär von Chruschtschow. In seinen Privaträumen pumpt er die, die er für seine Freunde hält, mit Alkohol voll, um ihnen dann in langen Monologen zu beweisen, welch große Idioten und hohle Nüsse sie sind. Und sie schlucken es, aus Angst, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben! Die Heldenfigur Stalin ist ein morscher Koloß!«
    »Aber Sie kommen trotzdem nicht an ihn heran, nicht über Attentäter aus seiner nächsten Umgebung. Die Offensive, die täglichen Siege machen Stalin jetzt zum Gott, hat Wolnow gesagt. Noch nie hat ein Volk seinen Führer so geliebt, wie heute Stalin von den Russen geliebt wird. Was haben Sie davon, Sepkin, daß Stalin hinter verschlossenen Türen ein Säufer ist?« Sie winkte ab, als Sepkin antworten wollte, und zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter. »Was machen wir mit ihm? Ich habe keine Erfahrung mit Leichen.«
    »Man sollte ihn wegbringen.«
    »Ihre Klugheit macht atemlos, Genosse!« sagte Milda. »Sie fassen Wolnow unter die Schultern, ich nehme die Beine, und so tragen wir ihn quer durch Moskau bis zur Kremlmauer, damit er bei den Unsterblichen begraben werden kann!«
    »Etwas Ähnliches habe ich mir ausgedacht.« Sepkin kniete neben Wolnow, untersuchte seine Taschen und schob dann alles wieder an seinen Platz zurück. Er schnallte ihm sogar den Gürtel um, steckte die Pistole in das Futteral und wischte mit einem Handtuch, das er aus der Küche mitgebracht hatte, das Gesicht frei. Wolnows Augen zeigten noch im Tode einen verblüfften Ausdruck. Sepkin drückte sie ihm zu und erhob sich von den Dielen.
    »Sicherlich wollen Sie eine Decke«, sagte Milda.
    »Ihre gute Ausbildung ist unverkennbar, Milda.«
    »Das kann unser Ende sein.«
    »Bestimmt ist es das, wenn Wolnow hier liegen bleibt.«
    Zu später Nachtstunde zogen dann Sepkin und Milda Ifanowna mit einer kleinen Handkarre den Grusinskaja-Boulevard hinunter. Der Handkarren gehörte einem Hausbewohner und stand in einem Keller, und nie hat der gute Valentin B. Sanegin erfahren, daß man mit seinem Kärrchen einen toten Major abtransportiert hat. Sie schoben ihn bis zum Zoologischen Garten, suchten dort eine Stelle mit viel Büschen, ließen Wolnow aus der Decke rollen, bogen die Zweige wieder gerade und begutachteten die Lage. Man sah den Toten nicht, aber man würde ihn finden, denn tagsüber war das ein Weg, wo vor allem Kinder spielten.
    Auf einem Umweg kehrten sie nach drei Stunden zu Mildas Wohnung zurück. Niemand hatte sie beachtet, eine Milizstreife fuhr an ihnen vorbei, ohne einen Blick auf sie zu werfen. Zwei Genossen und ein Handwagen – das ist ein vertrautes Bild in diesen Tagen.
    »Wir müssen sie zusammenrufen, Milda«, sagte Sepkin, nachdem sich beide gründlich gewaschen hatten und der Dielenboden auch kein Fleckchen Suppe, Gemüse oder Fleisch mehr aufwies. Wiederholt hatten sie ihn geschrubbt und mit der Messerklinge sogar die Ritzen ausgeschabt. »Und dann brauche ich Wodka! Besaufen muß ich mich. Die einzige Erklärung ist das, die Jelena annimmt. Haben Sie genug Wodka hier?«
    »Kaum. Wolnow hat heute keinen mitgebracht. Dafür eine Flasche Krimwein.«
    »Zu vornehm, Mildaschka. Nach Schnaps muß ich stinken. Nur das überzeugt!«
    Bis zum Dämmern blieb Sepkin in der Lesnaja uliza No. 19 und besprach mit Milda die nächsten Schritte. Dann trank er zwei Gläser Wodka und schüttete sich ein drittes über den Kopf, damit er den richtigen Geruch verströmte. Wer schon von weitem nach Schnaps stinkt, braucht keine Erklärung mehr abzugeben.
    Genossen, es war wie überall, wo Frauen auf ihre Männer warten. Warum sollte es in Moskau anders sein? Jelena Lukinischna saß noch auf dem Sofa, mit rotgeweinten Augen, als Sepkin in die Wohnung polterte und »Mein Schwänchen, laß dir die Federchen kraulen!« krähte. Dabei wehte ein Duft vor ihm her, der jede Frage von seiten Jelenas erstickte.
    Sie erhob sich, starrte Sepkin, von Qual erlöst und deshalb wutbebend, an, hinderte ihn nicht, als er aufs Sofa fiel, sich langstreckte und ordinär rülpste, und wich zurück, als er mit beiden Händen winkte.
    »Ein Tag war das!« lallte Sepkin. »Oh, welch ein Tag! Dreiunddreißig Operationen! Sieben Kübel voll

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