Sieg der Leidenschaft
Weile richtete er sich auf. »Also war's doch nicht so schlimm?«
»Musst du dauernd reden?«
»Gewisse Bemerkungen sind durchaus angemessen«, entgegnete er lächelnd. »Zum Beispiel - ich liebe es, wie du dich bewegst, wie du aussiehst, wie du duftest. Sicher liegen viele Ehefrauen einfach nur teilnahmslos und pflichtbewusst da, in voluminösen Nachthemden. Das würde ich niemals dulden und ich glaube, ich muss es auch nicht befürchten. Du bist unbeschreiblich schön und verführst mich allein schon durch deine Anwesenheit.«
»Taylor ...«
»Ja?«
»Ich hasse dich nicht ...«
»«Wenn du mich mit so süßen Worten verwöhnst, kann ich meine Glut kaum bezähmen.«
»O Taylor ...« Das Blut stieg ihr in die Wangen. »So schlimm war's gar nicht. Im Gegenteil. Und wie ich zugeben muss - du hast mich schon früher betört. Mit keinem anderen Mann könnte ich zusammen sein - nur mit dir.«
»Dafür danke ich dem Himmel.«
ln ihrem Traum sah sie erneut das weiße Haus mit dem grandiosen Eingang. Und das hübsche Kind stürzte vom Balkon herab ...
Schreiend erwachte sie. Tara hielt sie wieder in den Armen und sprach besänftigend auf sie ein. »Schon gut, Rhiannon, du hast nur geträumt. Beruhige dich,
wir werden alle Eltern kleiner Jungen, die wir kennen, eindringlich warnen.«
Diesmal saß auch Alaina bei ihr. Tröstend wiegte sie den kleinen Conar hin und her, den der Schrei seiner Mutter geweckt hatte.
»Tut mir Leid, dass ich euch so viel Mühe mache«, seufzte Rhiannon.
»Red keinen Unsinn!«, protestierte ihre Schwiegermutter.
»Wir würden dir so gern helfen«, beteuerte Alaina. »Vielleicht - wenn du uns ganz genau erzählst, was du in deinem Traum siehst ...«
So beschrieb Rhiannon das große weiße Gebäude in allen Einzelheiten und schilderte die schrecklichen Ereignisse.
Alaina war leichenblass geworden. »Dieses Haus kenne ich.«
Als Tia erwachte, war sie allein. Nachdenklich blieb sie eine Zeit lang auf dem Feldbett liegen. Was in diesem Zelt geschehen war, erschien ihr unfassbar. Aber während sich der Morgen erhellte, kam es ihr immer realer vor. Nein, sie hasste Taylor nicht. Wenn er sie auch maßlos ärgerte - er hatte sie von Anfang an fasziniert. Und sie hätte nie gedacht, dass ein Mann solche Emotionen in ihr erregen konnte wie Taylor letzte Nacht. Jetzt sehnte sie sich sogar nach ihm, nach dem wunderbaren Gefühl beschützt zu werden - vielleicht auch geliebt ... Selbst wenn er sie nur notgedrungen geheiratet hatte.
Neben dem Schreibtisch stand ein gefüllter Wassereimer, über den ein frisches Handtuch gebreitet war. Hastig stand sie auf, wusch sich und zog sich an. In Taylors kleinerer Truhe fand sie eine Bürste, entwirrte ihr zerzaustes Haar und schlang es zu einem halbwegs ordentlichen Knoten zusammen.
Sobald sie präsentabel aussah, verließ sie das Zelt.
Sergeant Henson saß auf einem improvisierten Hocker, den man offenbar von einem gefällten Baumstamm angesägt hatte, und schnitzte an einer kleinen Holzfigur. Über dem Lagerfeuer wurde ein Kaffeekessel warm gehalten. »Guten Morgen, Mrs. Douglas!«, rief er fröhlich.
Was mochte er von der Frau halten, die seinen Kommandanten am vergangenen Abend in einem weißen Männerhemd geheiratet hatte? Egal was er dachte, er begegnete ihr überaus höflich.
»Guten Morgen, Sergeant.«
»Heute Vormittag findet eine Besprechung statt - im Zelt des Doktors, weil Ihr Mann Sie schlafen lassen wollte, Ma'am.«
Deshalb? Daran zweifelte sie. Vielmehr, weil sie nicht zuhören sollte, wenn Yankee-Strategien erörtert wurden. »Danke, Sergeant.«
»Möchten Sie Kaffee?«
»O ja, sehr gern.« Er füllte einen Becher und Tia nippte dankbar am besten Kaffee, den sie seit langem getrunken hatte. »Nimmt mein Bruder an der Besprechung teil?«
»Natürlich, Mrs. Douglas. Gestern brachte er Ihrem Mann Depeschen und Informationen.«
»Ich verstehe ...« Plötzlich erschien ihr die Situation wieder irreal. Ihr Bruder, ihr Ehemann - zwei Feinde. Sie schaute sich im Camp um und sah ein hübsches Mädchen aus einem großen Zelt laufen, direkt auf sie zu. »Wer ist das, Sergeant?«
»Cecilia Bryer, die Tochter des Docs. Eine sehr nette junge Dame. Bei diesem Feldzug sorgt sie für ihn.«
»Mrs. Douglas!«, grüßte Cecilia und nickte Henson freundlich zu. Obwohl sie müde und vor der Zeit gealtert aussah - wie viele Menschen, die sich zu sehr für den Krieg engagierten -, wirkte ihr Lächeln ansteckend.
Nach kurzem Zögern ergriff Tia die
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