Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
war, aber im Moment juckte sie einfach. Vielleicht war ich gegen irgendwelche Nesseln gelaufen, während ich noch nackt herumrannte.
Adam warf mir einen kurzen Blick zu. »Ich muss Mercy zum Camp zurückbringen.«
Der Sheriff sagte: »Ihr Jungs geht zu eurem Boot und fahrt nach Hause. Mr. Hauptman, ich kann Sie und Ihre Frau zum Campingplatz zurückfahren, damit Sie sich um sie kümmern können.«
Er hatte Angst vor Adam. Als wir in den Wagen stiegen, erfüllte der Geruch von Furcht die Luft. Aber ein Mensch hätte es wahrscheinlich nicht bemerkt und ich ging nicht davon aus, dass ein wenig Angst Adam über die Kante treiben würde.
Adam hat eine Menge Erfahrung im Umgang mit verängstigten Menschen. Als wir am Campingplatz ankamen, war er mit dem Sheriff in eine Diskussion darüber vertieft, was ein zweiter Campingplatz in der Gegend von Maryhill für Auswirkungen auf die Umgebung hätte.
»Was wir wirklich brauchen, sind ein oder vielleicht zwei gute Restaurants.« Die Stimme des Sheriffs war voller Überzeugung. »Am Museum ist ein nettes Bistro, und in Biggs gibt es auch ein paar Läden, aber die sind immer mit dem Durchlauf vom Highway überfüllt. Man muss bis nach Goldendale, The Dalles oder Hood River fahren, um wirklich gut zu essen. Und die sind für die Touristen, die sich das Museum oder Stonehenge anschauen, schwer zu finden. Ich gehe davon aus, dass wir gutes Geld verlieren, einfach weil wir nicht genug Restaurants haben.«
Er fuhr vor das Tor und ließ uns aussteigen. »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie ein paar Tage in der Gegend bleiben, falls wir noch Fragen an Sie haben.«
»Das hatten wir vor«, sagte Adam. »Aber wenn Sie uns brauchen, haben Sie ja meine Handynummer.«
Der Sheriff fuhr davon und ich erklärte Adam: »Du lässt Bran besser nie entdecken, wie diplomatisch und beruhigend du sein kannst, wenn du wirklich willst. Sonst lässt er dich durchs ganze Land reisen und Vorträge darüber halten, wie sanft und überhaupt nicht furchteinflößend Werwölfe sind.«
Adam lächelte und hob mich hoch. »Shhh«, sagte er.
Ich protestierte nicht. Der Juckreiz war nicht verschwunden, aber auf der kurzen Fahrt war der Schmerz immer schlimmer geworden. Außerdem bedeutete es für einen Werwolf keine große Mühe, mich zu tragen.
»Hey«, sagte ich. »Du spielst schon den ganzen Tag über den heldenhaften Packesel. Erst Robert, dann Benny und jetzt ich.«
Er stellte mich vor dem Wohnwagen ab und öffnete die Tür für mich. Während ich mich auf das Ledersofa setzte,
machte er das Licht an. Dann krempelte er mein Hosenbein bis über das Knie hoch. Im hellen Licht des Wohnwagens sah es um einiges schlimmer aus als vorher. Verkrustetes gelbes Zeug und Blut verdeckten den Schnitt, der ungefähr zwei Zentimeter breit war und viel tiefer, als ich gedacht hatte. Oberhalb und unterhalb der eigentlichen Wunde bildeten sich bereits Quetschungen und die Ränder des Schnittes waren angeschwollen.
Adam schob seine Nase an mein Bein und witterte wieder. Dann holte er ein Handtuch aus einer Kommode, legte es sich über das Bein, hob meinen Unterschenkel auf seinen Schoß und schüttete flüssiges Feuer über den Schnitt. Ich kenne ein paar Leute, die behaupten, Wasserstoffperoxyd täte nicht weh. Schön für sie. Ich hasse das Zeug.
Ich zuckte zusammen, als das Wasserstoffperoxyd mein Bein traf, und sackte auf dem Sofa in mich zusammen, als es auf der Haut weiterbrodelte. Adam benutzte das feuchte Handtuch, um mein Bein zu säubern, dann witterte er ein weiteres Mal.
»Das war kein Seil«, knurrte er. »Das, was dich gepackt hat, war ätzend oder giftig – ich kann es riechen.«
»Juckt es deswegen so?«
»Wahrscheinlich.« Er reichte mir ein paar Pillen aus einem Döschen im Verbandskasten.
»Was ist das?«
»Ein Antihistamin«, sagte er. »Falls die Schwellung eine allergische Reaktion ist.«
»Wenn ich die jetzt nehme, bin ich in drei Minuten eingeschlafen.« Ich schluckte sie trotzdem. Der Drang, meine Finger in der Wunde zu vergraben und mit aller Kraft
zu kratzen, war fast unerträglich, sobald das Brennen des Wasserstoffperoxyds nachgelassen hatte.
»Wir müssen Onkel Mike anrufen«, sagte ich leise. Ich wollte unseren Streit nicht neu entfachen.
Er musste es in meiner Stimme gehört haben, weil er mir das Knie tätschelte. »Ich werde ihn anrufen, sobald ich hier fertig bin, aber ich bezweifle, dass Onkel Mike uns deswegen hierher geschickt hat.«
»Nur um sicher zu sein«,
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