Silberband 065 - Die Altmutanten
Hause, aber er ist nicht allein. Dieser Karos hat ein Rendezvous mit seiner zukünftigen Frau, und sie versuchen gerade herauszufinden, ob sie dafür geeignet sind, die nächsten hundert Jahre miteinander auszukommen.«
Atlan setzte sich verblüfft. »Das hättest du auch gleich sagen können! Hoffentlich dauert es nicht zu lange.«
Gucky wühlte in seiner Tasche. »Da war doch noch etwas …!« murmelte er und atmete erleichtert auf, als er fand, was er so verzweifelt suchte. Es war ein angeknabbertes Stück Mohrrübe. »Ich wollte sie nicht liegenlassen …«
Sie warteten geduldig.
»Wo steckt dieser Ole Pat?« fragte Rhodan einmal, als es bereits so dunkel geworden war, daß man die Hand nicht mehr vor Augen sah. »Wohnt er nicht auch in dem Haus?«
»Ich kann ihn nicht espern«, entschuldigte sich der Mausbiber kauend. »Aber ich glaube kaum, daß er in dem Haus ist. Die beiden fühlen sich absolut ungestört.«
Er grinste und biß erneut in den Rübenrest.
Zehn Minuten später schlug sich Rhodan mit beiden Händen auf die Knie und stand auf. »So, und nun werden wir gehen und an die Tür klopfen. Wir können doch nicht die ganze Nacht hier sitzen bleiben und warten, bis sich die beiden einig geworden sind, ob sie hundert Jahre zusammenbleiben wollen.«
»Hundert Jahre sind eine lange Zeit«, philosophierte Gucky und erhob sich ebenfalls. »Aber jetzt können wir. Ich schätze, wir kommen gerade richtig zum Tee.«
Sie legten die letzten paar hundert Meter im Eiltempo zurück und klopften gegen die Tür. Eine Weile hörten sie nichts, dann öffnete sich die schwere Holztür, und ein Kopf erschien.
»Verzeihen Sie, Mister Pendor … Sie sind doch Karos Pendor?«
Der Mann nickte. »Und wer sind Sie? Ich habe Sie noch nie gesehen.«
»Dürfen wir hereinkommen? Wir kommen, weil Ole Pat den Funkspruch ausschickte, und …«
»Ach, das ist es!« Die Tür öffnete sich noch mehr. Karos war angekleidet. Im Hintergrund stand Mary Kantenburg und schob den Kessel mit dem Teewasser weiter ins Feuer. Sie wirkte ein wenig verwirrt. Als sie die Fremden bemerkte, war sie sichtlich erleichtert. »Kommen Sie, eigentlich wollte Ole heute noch vorbeisehen, aber es ist nun wohl zu spät geworden.«
Sie nahmen an dem grobgezimmerten Tisch Platz, dicht neben dem flackernden Kaminfeuer. Von der Decke herab hing eine Dochtlampe, mit Tran gefüllt. Sie verbreitete ein angenehmes Dämmerlicht. Wände und Decke des Raumes bestanden aus Holz, auch der Fußboden.
Rhodan verspürte ein eigenartiges Gefühl, das ihn an seine Jugend erinnerte. Er hätte es nicht genauer zu definieren vermocht, aber er begann zu ahnen, warum die Zeitritter so lebten, wie sie es seit dreihundert Jahren taten.
Gemütlichkeit! Ein Wort, heute in der technisierten Welt fast vergessen.
»So hat der Funkspruch Sie erreicht«, sagte Karos und nahm nach ihnen Platz, nachdem sie sich unter einem anderen Namen vorgestellt hatten. Nur Gucky war Gucky geblieben, aber Karos hatte den Namen noch nie gehört. »Es ist Zeit, daß Sie sich um den Fremden kümmern. Zwar hat er noch keinen richtigen Schaden angerichtet – bis auf den versenkten Regierungsgleiter –, aber sein Benehmen gibt zu Besorgnis Anlaß. Ole Pat, der einige Erfahrung mit der Zivilisation hat, meint auch, es wäre besser, er würde von hier verschwinden.«
Mary Kantenburg kam an den Tisch heran. Karos stellte sie als seine Frau vor, was Gucky ein beifälliges Kopfnicken entlockte. Er mußte es schließlich wissen.
»Trinken Sie Tee mit uns?« fragte sie.
»Gern«, nahm Rhodan lächelnd an. »Es ist uns eine Freude, aber es tut uns leid, wenn wir Sie stören. Sie wollten sich sicherlich bald zur Ruhe begeben.«
Sie wurde sehr verlegen. »Oh … nein, ich muß noch zurück nach Porvenir, zu meinem Vater. Er wird sich Sorgen machen.«
»Aber Mary, es ist schon Nacht. Du kannst oben in meiner Kammer schlafen.«
Gucky machte eine wegwerfende Geste. »Kleinigkeit, ich bringe Mary in ihr Elternhaus. Ich erkläre Ihnen das später, aber wir sind in einer Sekunde dort.«
Karos nickte begeistert. »Ja, die Zivilisation – sie hat auch ihre Vorteile.«
Der Mausbiber grinste, sagte aber nichts.
»Wir hätten einige Fragen an Sie«, begann Rhodan das Gespräch. »Sie betreffen den Fremden. Ich glaube, es ist der Mann, den wir suchen. Keine Sorge, er hat kein Verbrechen begangen, aber wir benötigen einige Auskünfte von ihm. Im Interesse der weiteren Isolierung Ihrer Gesellschaft halten
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