Silberband 065 - Die Altmutanten
den Zwiespalt prallte, der das Bewußtsein des Unbekannten fast völlig ausfüllte. Befehlsimpulse kamen von irgendwoher, drängten sich in das Bewußtsein Illroys und versuchten, die Oberhand zu gewinnen. Ihnen gegenüber stand das Eigenbewußtsein des Körpers und seines Originalgehirns, das in gar keinem Fall als ›Leergehirn‹ bezeichnet werde konnte.
Der unwiderstehliche Drang, jeden noch so sinnlosen Befehl unweigerlich ausführen zu müssen, mußte in der Erbmasse der Gene gelagert sein – das stand fest.
Die fremden Impulse hingegen versuchten, diese selbstmörderische Erbveranlagung zu dämpfen und zu unterdrücken, sie legten also Wert darauf, daß der Körper erhalten blieb.
Gucky wußte, daß seine schlimmste Vermutung sich bewahrheitete. Hatco Illroy war zweifellos einer der Synthos, die aus der Station der Lemurer geflohen waren. Eine der Hyperkräfte hatte ihn übernommen, jedoch schien sie Schwierigkeiten mit ihm zu haben. Der Syntho wehrte sich, daher der innere Zwiespalt. Der biologisch-synthetisch entstandene Körper besaß demnach ein Eigengehirn, das infolge einer Genmodifikation eigenständig dachte und jegliche Gefahr ignorierte.
Der Grund war klar. Vor fünfzigtausend Jahren benötigte die lemurische Raumflotte Besatzungen, die keine Angst vor dem Tode kannten und jeden, aber auch jeden Befehl widerspruchslos ausführten. Das eigene Leben durfte ihnen nichts bedeuten, der Befehl jedoch alles. Kreaturen also, Sklaven, bedauernswerte Opfer eines erbarmungslosen Krieges.
Gucky spürte, daß er vorsichtiger sein mußte. Das Eigenbewußtsein Illroys würde ihn nicht bemerken, das schien sicher zu sein, wohl aber das Fremdbewußtsein der unbekannten Hyperkraft, die Illroy unter ihren Bann zu zwingen suchte.
Flüsternd unterrichtete er Rhodan und Atlan von seinen Beobachtungen. Während er sprach, ließ er Illroy nicht aus den Augen. Immer wieder unternahm er kleine Stichproben, um vor jeder Überraschung sicher zu sein. Er würde jede Veränderung im mentalen Verhalten des anderen sofort registrieren.
»Ist es mit Sicherheit einer der gesuchten Synthos?« vergewisserte sich Atlan. »Und du kannst nicht feststellen, wer ihn zu beherrschen versucht?«
»Unmöglich!« Gucky gab ihm einen kurzen Wink, ruhig zu sein. »Ich versuche es trotzdem …«
Karos, der ebensowenig wie sein Vater und Ole Pat ahnte, was mit ihrem Gast in Wirklichkeit los war, kannte seine Aufgabe. Rhodan hatte ihn gebeten, Illroy so lange wie möglich draußen auf der Veranda festzuhalten, ohne sein Mißtrauen zu erregen. Er hielt die Unterhaltung in Fluß, stellte immer wieder neue Fragen und hatte die wenigste Mühe mit Illroy, der still auf seinem Platz saß und sich nicht an dem Gespräch beteiligte. Nur wenn Fragen direkt an ihn gerichtet wurden, antwortete er kurz und einsilbig.
Dark Pendor sagte: »Hören Sie, Illroy, ich habe auf dem Weg hierher etwas zu Ihnen gesagt – Sie wissen schon, was ich meine. Nun seien Sie vernünftig und vergessen Sie das. Es könnte noch mehr Unglück als bisher entstehen, wenn Sie Wünsche oder Befehle von uns in umgekehrtem Sinne auffassen. Verstehen Sie? Mein Wunsch an Sie ist hiermit aufgehoben. Handeln Sie wie zuvor – aber seien Sie vorsichtig. Wir sehen uns das nicht mehr lange an.«
Karos nickte Ole Pat zu. »Ole, sei so nett und unterhalte dich ein wenig mit Illroy. Ich muß mit meinem Vater sprechen – Privatangelegenheit.«
Er entfernte sich von der Veranda. Pendor folgte ihm, und wie Gucky feststellte, berichtete Karos, was geschehen war. Er gab damit auch den Besitz eines Funkgerätes zu und verkündete zugleich, gewissermaßen als Trostpflaster, dem glücklichen Vater seine Verlobung mit Mary Kantenburg. Den Termin der Hochzeit überließ er seinen Eltern und dem Bürgermeister.
»So, du hast einen Funkapparat?« Pendor dachte einen Augenblick nach. »Und? Machen dich die Nachrichten aus der Zivilisation glücklicher? Kannst du besser schlafen? Hast du nun mehr Vertrauen in die Zukunft – und in welche Zukunft?«
Karos war erleichtert, daß die Reaktion seines Vaters nur ein milder Vorwurf war.
»Nein, Vater, ganz im Gegenteil. Ich glaube, es war gut, daß ich einige Tage mit der anderen Welt verbunden gewesen bin. Was man nicht kennt, macht neugierig und reizt. Man stellt es sich schöner vor als das, was man hat. Ich bin glücklich, dein Sohn zu sein, hier zu leben und Mary heiraten zu können. Mein Haus wird ein Paradies sein, so, wie unsere ganze
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