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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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sich Bjálfi entgegen und zerschmetterte seinen Schild. Bjálfi griff nun sein Schwert mit beiden Händen, um noch härter zuschlagen zu können. Als er Hámund ins Bein hieb, floss wieder kein Blut, und er kämpfte weiter, als wäre nichts geschehen.

    Bjálfi selbst hatte bisher keine Wunden, denn er war geschickt darin, Hámunds Hieben rechtzeitig auszuweichen. Deshalb glaubte er, Hámund bezwingen zu können. Er hob sein Schwert hoch über den Kopf und holte aus. Auf diesen Moment hatte Hámund gewartet. Er stiess Bjálfi mit ganzer Kraft die Klinge in den Leib, so dass sie auf der anderen Seite wieder herauskam. Bjálfi liess seine Waffe sinken und blickte verwundert auf das Schwert hinab, das ihn durchbohrt hatte, doch er fiel nicht. Mit einem wilden Aufschrei hob er erneut seine Klinge und wollte Hámund erschlagen. Der sprang flink zur Seite, packte Bjálfi an den Schultern und biss ihm die Kehle durch. Da fiel Bjálfi rücklings auf einen grossen Stein, der am Rande des Kampfplatzes lag und liess sein Leben. Dieser Ort wird seither „Bjálfis Stein“ genannt.

    Hámund holte sich seine Tochter zurück und ritt nach Hause. Bjálfi wurde in einen Hügel gelegt und bestattet. Drei Tage später kehrte er von den Toten zurück. Auf seiner Schulter sass ein Rabe, der ständig mit dem Kopf wackelte. In der folgenden Nacht ging Bjálfi auf Hámunds Hof um, polterte an die Türen und ritt auf dem Dachfirst, dass es nur so krachte. Der Rabe half ihm dabei, die Hausbewohner aufzuspüren, indem er ihm mit lautem Gekrächze anzeigte, wo sie sich versteckten. So kam es, dass er in kurzer Zeit alle Leute, die auf Hámunds Hof lebten, zu Tode brachte, auch Þórdís und Hámund selbst.

    Bloss ein junger Hausknecht konnte sich retten. Er hatte sich im Vorratshaus in einem Fass mit gesalzenem Fisch versteckt, weshalb ihn der Rabe nicht aufspüren konnte. In der zweiten Nacht, die er sich im Fass verbarg, hörte der Knecht, wie ein Fremder den Wiedergänger ansprach und ihn aufforderte mit ihm zu gehen. Der Knecht wagte sich aus seinem Versteck und spähte zur Tür des Vorratshauses auf den Hofplatz hinaus. Im Mondlicht sah er den Raben, der mit bedenklich wackelndem Kopf über Bjálfi kreiste und dabei den Fremden taxierte. Der Unbekannte trug einen purpurroten Mantel, hatte eine fahle Haut und einen stechenden Blick.

    Bjálfi und der Fremde wurden sich einig und verliessen gemeinsam den Hof. Die beiden wurden seither nie mehr gesehen, der Rabe ebenfalls nicht. – Und so endet diese Geschichte“, schloss Pétur und blickte erwartungsvoll zu Heiðar hinüber. „Ziemlich gruselig, aber unterhaltsam. Auch wenn die Geschichte vielleicht niemals auf Kalbshaut niedergeschrieben wurde und sie dein Ur-Ur-Urgrossvater selbst erfunden hat, braucht er sich nicht zu schämen.“ – „Das sehe ich auch so. Ich halte sie auf jeden Fall in Ehren.“

    Gæfa fand das olle Saga-Gequatsche furchtbar langweilig, griff deshalb in einem unbeobachteten Moment zum Smartphone und schickte ihrer besten Freundin eine Nachricht: „Bin das arme Opfer, das mit Mama und Papa den Neuen meiner Schwester austes...“ Pétur beugte sich flink zu ihr hinüber und langte mit Nachdruck nach dem Telefon. „Hey, was fällt dir ein! Ich unterhalte mich grade mit Dísa!“ – „Nein, das tust du nicht. Wir unterhalten uns hier miteinander. Ich mag es nicht, wenn du ständig dieses Ding in den Fingern hast.“ – „Es ist voll öde hier! Wann fahren wir endlich zum Einkaufen?“

    Ulrike nutzte die Unterbrechung, um zu testen, wie ernst es Heiðar mit ihrer Tochter meinte: „Rúna hat erzählt, dass du ein paar Jahre älter bist als sie. Und du hast davon gesprochen, wie wichtig es ist, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Denkst du daran, schon bald eine Familie zu gründen?“ Die peinlich berührte Tochter schnappte nach Luft. Mama konnte es mal wieder nicht lassen! Heiðar musterte verliebt den rosa Hauch auf Rúnas Wangen. „Wir haben bisher nicht darüber gesprochen, wir sind ja erst seit Kurzem zusammen. Aber ich kann dir versichern, dass ich sie sehr liebe und sie um keinen Preis hergeben möchte.“ Er liess die Augen blitzten und küsste seine Gefährtin zur Bekräftigung zärtlich, was den rosa Hauch noch eine Spur dunkler werden liess.

    „Habt ihr alle ausgetrunken?“ Gæfa spähte reihum in die Kaffeetassen, die mehr oder weniger leer waren. „Ihr könnt euch doch später darüber unterhalten, wieviele Babys Rúna kriegen soll. Ich

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