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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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will jetzt endlich ins Kringlan !“ Pétur war gar nicht begeistert. „In diesen Hühnerstall, wo man kaum Luft kriegt?“ – „Oh, Mann! Da ist man einmal in Reykjavík und Papa muss gleich wieder schwierig tun!“, meinte Gæfa mit trotziger Miene. „Gæfa...“, mahnte Ulrike. „Wir könnten doch mit Gæfa zum Einkaufszentrum fahren“, schlug Rúna vor. „Und später treffen wir uns zum Kaffee in der Innenstadt.“ – „Das klingt gut, dann bleibt es mir erspart, mich wie ein Batteriehuhn zu fühlen. Ich werde Ulrike begleiten.“ Ulrike leerte ihre Tasse. „Glaub ja nicht, dass wir bloss ein bisschen durch die Strassen bummeln, mein lieber Mann. Ich brauche etwas zum Anziehen, und dann wollte ich noch zum Flohmarkt. So leicht kommst du mir nicht davon“, meinte sie mit triumphierendem Lächeln. „Jæ-ja. So ist das, wenn man der einzige Mann im Haus ist“, seufzte Pétur ergeben und erhob sich.

    Wie konnte ein Lehrer so toll aussehen? Und ziemlich nett schien Heiðar auch zu sein. Mama war extrem beeindruckt, Gæfa fand es richtig peinlich. Mindestens so peinlich war es, als Heiðar ihren Blick im Rückspiegel erwischte, als er in zügigem Tempo in die Einfahrt zum Kringlan einbog. Sie schlug ertappt die Augen nieder und wurde dunkelrot.

    Wenig später betraten sie das weitläufige Gebäude durch den Haupteingang im untersten Parkdeck. „Wohin zuerst?“ erkundigte sich Rúna augenzwinkernd. Gæfa flitzte über die Rolltreppe nach oben und steuerte zielstrebig jene Jeansboutique an, in der sich das Missverständnis um Rúna und Snorri in Wohlgefallen aufgelöst hatte.

    Es dauerte allein 17 Minuten, bis der Teenager sich vier Paar Jeans ausgesucht hatte, die sie in jedem Fall anprobieren wollte. Die grosse Schwester fungierte als Stilberaterin und postierte sich dafür direkt vor der Umkleidekabine, während Heiðar das Schauspiel aus einiger Entfernung mitverfolgte. „Oh, Mann, die kneift! Ich bin einfach zu fett“, stöhnte es hinter dem schwarzen Vorhang. „Hör auf, solchen Quatsch zu erzählen! Ich hol dir die nächste Grösse“, bot Rúna an und nahm das kneifende Teil entgegen, um es zurückzulegen.

    „Diese Grösse gibt’s nicht mehr, bloss noch in Dunkelblau. Willst du anprobieren?“ Aus der Kabine drang unverständliches Gemurmel. „Sie möchte“, informierte Heiðar von seinem Horchposten. „Mal sehen, wie lange du das aushältst. Irgendwie kann ich Papa verstehen“, grinste Rúna und eilte mit drei weiteren Hosen zur Kabine.

    Er stand plötzlich hinter ihr und strich langsam über die Rippen zur Taille. „Solange ich in deiner Nähe sein kann, habe ich kein Problem damit.“ Er küsste die Stelle zwischen Hals und Schulter und entlockte ihr einen wohligen kleinen Laut. „Hey, du hast hier nichts zu suchen! Lehrer sind vor der Umkleide nicht erwünscht!“, tönte es aufgebracht aus der Kabine. „Bin schon weg!“ Er trollte sich wieder an sein Plätzchen und musste weitere 23 Minuten ausharren, bis Gæfa endlich ihre Traumjeans gefunden hatte.

    „Und jetzt gleich da rüber!“, kommandierte der Teenie und hetzte durch die Mall zum nächsten Konsumtempel, der schicke Mode für junge Leute im Angebot hatte. Diesmal widmete sie sich den Oberteilen, probierte acht Blusen und dreizehn T-Shirts.

    Rúna nutzte die Gelegenheit, um ebenfalls durch den Laden zu stöbern. „Wie findest du das?“ Sie hielt ein schmal geschnittenes azurblaues Kleid aus fliessendem Stoff vor den Körper. „Du solltest es unbedingt anprobieren, steht dir bestimmt ausgezeichnet“, regte Heiðar an. Vor ihrer Kabine galt die Regel „Kein Zutritt für Lehrer“ selbstverständlich nicht, weshalb er geduldig davor wartete, bis sie die halbhohe Tür aufstiess, um ihm das Kleid zu präsentieren und seine Augen zum Leuchten zu bringen. Der raffinierte Ausschnitt war perfekt, zeigte wunderschön ihre Schlüsselbeine, ohne zuviel preiszugeben. Die schmale Silhouette wirkte sehr elegant, der weich fallende Rock endete eine verführerische Handbreit überm Knie und betonte ihre schlanken Beine. „Ich finde es wunderschön. Gefällt es dir auch?“ – „Ja, ich find’s schick.“ – „Dann nehmen wir’s.“ Er küsste sie zärtlich und prüfte kurz, wie es sich anfühlte, wenn man über den feinen Stoff strich.

    „Schaut mal, ich hab das perfekte T-Shirt gefunden.“ Gæfa trat aus der Nachbarkabine und drehte sich einmal herum. Das grüne mit Goldglimmer versehene Teil passte wie angegossen.

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