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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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leer war, hatte sich auch ihr Duft verflüchtigt. Er legte ein paar Scheine auf den Tisch und verliess das Lokal. Es gab keinen Plan für den weiteren Abend, also wanderte er ziellos durch die Innenstadt. Er könnte eine Frau abschleppen. Vielleicht jene hübsche Brünette, die ihm einen langen Blick zugeworfen hatte, bevor sie im Innern einer Hotelbar verschwunden war.

    Keine gute Idee. Vermutlich würde er die ganze Zeit über an Rúna denken, was die Frau möglicherweise in Lebensgefahr brachte. Besser, er vergrub sich zu Hause und suchte Vergessen in einem guten Buch.

    Er ging über den Skólavörðustígur. Bevor er die Buchhandlung erreichte, wechselte er auf die andere Strassenseite und eilte mit langen Schritten in Richtung der Hallgrímskirche.

    Im Café Babalú ging es hoch her. Inmitten der vielen Stimmen und Herzschläge konnte er ein unwiderstehliches Pochen ausmachen. Rúna. „Vergiss dieses arrogante Arschloch“, hörte er ihren Freund sagen. Sie lachte ein bisschen. Es war richtig gewesen, sie abzuweisen. Sie hätte ihn bloss als Lückenbüsser benutzt, um einen kleinen Flirt zu geniessen. Ein hübsches kleines Spiel, bis ihr Freund wieder bei ihr war.

    Heiðar blieb stehen und lauschte. Sie sprach kein Wort, dafür plapperte ihr Freund ständig von einer abgefahrenen Party, die sie später besuchen wollten. Es klang, als wollte er Rúna dazu überreden mitzugehen. Vielleicht machte sie sich nichts aus wilden Parties, wo zu viele betrunkene Menschen auf zu engem Raum zu ohrenbetäubender Musik tanzten?

    „Sieh mal, deine Pfannkuchen.“ Heiðar hörte, wie ein Teller auf einen Tisch gestellt wurde, dann schabte eine Gabel übers Porzellan. „Mund auf! Das wird alles aufgegessen!“
    Rúna liess sich von ihrem Freund füttern. Sie schien diese Fürsorge zu geniessen, war es gewohnt, dass sich alles um sie drehte.

    Heiðar war kurz davor reinzugehen, um sich bei ihr zu entschuldigen, obwohl er sich damit vollends zum Affen machen würde. Rúna würde ihn bestimmt auslachen, und ihr Freund würde seinen Arm um ihre Schulter legen und ihm mit deutlichen Worten zu verstehen geben, dass er verschwinden solle.

    Das würde er wahrscheinlich auch tun, solange der Mensch die Oberhand behielt. Wenn er den Vampir freiliess, könnte er sie mit einem Wimpernschlag für sich gewinnen und einfach mit nach Hause nehmen. Er würde sich seiner rabenschwarzen Begierde ausliefern und gleich im Flur über sie herfallen. Den hübschen hellroten Strickpulli und den schmal geschnittenen Jeansrock vom schönen Leib reissen und ihre Strümpfe und Unterwäsche zerfetzen. Er würde sie an die Wand drücken und sie nehmen. Eiskalt und leidenschaftlich. Wenn sie schreiend den Höhepunkt erreichte, würde er zum grossen Finale ansetzen. Er musste ihr den Mund zuhalten, bevor er sich in ihren Hals verbiss und sich an ihrem Blut berauschte. Wenn ihr Herz den letzten Schlag tat, würde er selbst kommen und sie würden gemeinsam sterben.

    „Verdammt!“ Er flüchtete über die Strasse und rannte davon.

In den Strassen von Reykjavík

    Auður Stefánsdóttir hatte heute jede Menge Spass gehabt. Erst ein paar Drinks in einer angesagten Hotelbar an der Austurstræti und anschliessend diese hammermässige Party! Tolle DJs, die heisse Musik auflegten, coole Leute, jede Menge Alkohol und ein paar bunte Pillen, die gute Laune machten.

    Sie jauchzte und tanzte ausgelassen aus dem Club. Jetzt musste sie bloss noch ihren Wagen finden. Wo hatte sie nochmal geparkt? Sie dachte einen Moment angestrengt darüber nach, ging dann einfach mal die Strasse entlang und bog in die nächste Seitenstrasse ein. Es war ziemlich dunkel hier, und sie fühlte sich plötzlich so müde. Das einzige Geräusch stammte von ihren High-Heels, die ein regelmässiges Klick-Klack auf dem Asphalt hinterliessen. Sie summte vor sich hin und kniff die Augen zusammen, um die am Strassenrand geparkten Autos besser erkennen zu können. Wo war bloss ihr Suzuki?

    Ein Lufthauch streifte sie, dann schien sie zu fliegen, war plötzlich irgendwo in völliger Dunkelheit. Auf ihrem Mund lag eine kalte Hand. Eine zweite Hand hielt sie mit eisernem Griff. Alles ging ganz schnell. Rasiermesserscharfe Zähne schlugen sich in ihre Kehle, und ein grauenhafter Schmerz erfasste sie. Etwas Warmes floss ihrem Hals entlang in ihren Ausschnitt. Da waren eiskalte Lippen, die sich auf ihre aufgerissene Kehle pressten und nicht aufhörten, ihr Blut zu saugen. Der Schmerz liess nach

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