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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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zu betatschen, durchbohrte sie mit anzüglichen Blicken und war absolut überzeugt von sich selbst. Kurz, jedes weibliche Wesen, das sich bei Drei nicht auf einem Baum befand, hatte Pech gehabt.

    Rúna hoffte, dass ein kleines, braunes Pferd auch reichte. Mist - Gunnar schwang bereits sein Lasso. „Ja, wen haben wir denn da? Guten Morgen, schöne Frau!“ Die schöne Frau liess ihr Pferd antölten, damit er sie nicht erwischte.

    Die zweite Attacke liess nicht lange auf sich warten. Gunnar töltete an ihre Seite. „Wie schön, dass du mir Gesellschaft leistest! Lass unsere Pferde ein bisschen auf Tuchfühlung gehen...“ Erst traf sie ein anzüglicher Blick, dann rückte er immer näher. Zwischen Hengst und Hallenwand eingeklemmt zu sein behagte Hnota überhaupt nicht. Rúna erhöhte das Tempo, aber Gunnar hielt mit. „Kannst du bitte etwas mehr Abstand einhalten. Wir sind hier grade ziemlich eingequetscht!“ Gunnar grinste blöde und dachte gar nicht daran, Platz zu machen. Also Plan B: Rúna ritt eine ganze Parade und Hnota stoppte brav. Gunnars Hengst hatte nicht so gute Bremsen und töltete weiter, während Rúna flugs die Hand wechselte und wieder antöltete, um in die entgegengesetzte Richtung zu entkommen. Sobald sie genügend Abstand zwischen sich und Mister Unwiderstehlich gebracht hatte, parierte sie zum Schritt durch und begab sich auf den dritten Hufschlag, um endlich ihre Dressurübungen zu machen. Sie gymnastizierte Hnota im Schulterherein, während auf dem ersten Hufschlag die „Gunnar-und-sein-schwarzer-Hengst-Show“ zum Besten gegeben wurde, was die schöne Frau und das kleine braune Pferd aber gar nicht beeindruckte. Sie übten Schenkelweichen nach rechts und nach links, drei Tritte Rückwärtsrichten und Zirkel verkleinern.

    „Fein gemacht. Wir lassen’s gut sein für heute.“ Rúna ritt möglichst unauffällig zum Ausgang und sprang eilig vom Pferd. Stiess schnell das Tor auf, schlüpfte raus und schloss es gleich wieder mit Schwung, worauf es unnötig laut zuknallte. Puh, Gunnar war ihr nicht gefolgt!

    Zur Entspannung galoppierten sie ein Stück dem Fluss entlang, bevor sie Hnota absattelte und in den Paddock brachte. Die Stute schnaubte skeptisch zum Abschied und warf sich dann gleich ins grobe Kies, um zu wälzen. „Tschüss, kleine Maus!“ Rúna ging zum Wagen und fuhr zum Schwimmbad am Fylkisvegur, schwamm zwanzig Längen und setzte sich danach zur Entspannung in den Hot Pot. Die wohlige Wärme liess sie schläfrig werden. Was Heiðar jetzt wohl machte? Vermutlich Mittagspause. Ob er versucht hatte, sie anzurufen? Rúna hoffte, ihn heute noch zu treffen. Wenn sie arbeitete, war es schwierig, da sie beide sehr unterschiedliche Arbeitszeiten hatten.

    Im Zustand einer gekochten Nudel verliess sie den Hot Pot und ging in die Umkleidekabine, beeilte sich mit Duschen und trocknete sich bloss notdürftig ab, um möglichst bald nach ihrem Telefon greifen zu können. Heiðar hatte tatsächlich angerufen! Da er jetzt vermutlich wieder unterrichtete, schickte sie eine SMS: „Hab leider deinen Anruf verpasst. Bis später? R.“ Sie hatte kaum den Finger von der „Senden-Taste“ genommen, als ihr Telefon leise brummte: „Vermisse dich seit gestern! Ruf dich bald an. Heiðar“ Na bitte, das ging ja flott! Flink zog sie sich an, verliess eilig das Schwimmbad und fuhr rasch nach Hause.

    Heute war sie mit Putzen dran, also brachte sie wohl oder übel das Bad zum Strahlen und sauste summend mit dem Staubsauger durch die Wohnung. Dazwischen überprüfte sie immer wieder das Display ihres Telefons. Als sie den Staubsauger in den Putzschrank packte, stellte sie fest, wie hungrig sie war. Also erst mal etwas kochen. In der Küche begann es zu dudeln. Ein Sprung an den Tisch und das Telefon gepackt - Blick aufs Display: Heiðar!

    „Ja hallo, hier ist Rúna.“ - „Hallo Rúna. Hast du schon gegessen?“ – „Nein. Ich hab gerade darüber nachgedacht, ob ich etwas kochen soll.“ – „Sehr gut, dann hol ich dich gleich ab. Ich koche für dich, bei mir zu Hause. Ciao.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er aufgelegt. Rúna blieb stirnrunzelnd, das stumme Telefon in der Hand, in der Küche zurück. Bekocht zu werden, war ja ganz angenehm, aber was dann? Wollte er ihr seine Büchersammlung zeigen? Oder sie gar ins Paradies entführen? Der Gedanke, mit Heiðar allein zu sein, machte sie nervös. Sie würde klare Regeln aufstellen, mal sehen, wie er darauf reagierte. Zur Sicherheit

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