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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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durfte ich ausschlafen. Anschliessend bin ich ins Stalldorf gefahren.“ – „Du hast dein Pferd besucht?“ – „Jep. Heute haben wir in der Bahn gearbeitet. War aber keine besonders gute Idee.“ – „Wieso? Hatte dein Pferd keine Lust?“ – „Hnota lässt sich meist motivieren. Aber da war ein mühsamer Typ in der Reithalle. Er heisst Gunnar und hält sich für absolut unwiderstehlich.“ Sie sah, wie sein Blick alarmiert aufflammte. „Hat der Kerl dich belästigt?“ – „Ach, Gunnar kann einfach nicht anders. Er versucht ständig alle Frauen anzubaggern. Die Art und Weise, wie er das macht, ist ziemlich nervig. Normalerweise gehe ich ihm aus dem Weg. Wenn ich gewusst hätte, dass er in der Halle ist, wäre ich ausgeritten.“

    Heiðar schien ziemlich aufgebracht. Rúna bemerkte, wie sein ganzer Körper sich anspannte, so als müsste er sich beherrschen, nicht gleich bei Gunnar vorzufahren, um ihm eins auf die Nase zu geben. „Was hat er dir angetan?“, presste er mühsam hervor. Sie bereute definitiv, ihm davon erzählt zu haben. „Er ist bloss dicht an mein Pferd herangeritten. Hnota mag das gar nicht, deshalb haben wir einfach die Richtung gewechselt. Danach konnten wir in Ruhe arbeiten.“ Sie fragte sich, warum er sich solche Sorgen machte. „Mir ist nichts passiert. Ich kann mich problemlos behaupten gegen Typen wie Gunnar.“ Er atmete erleichtert aus. „Entschuldige. Wir sollten nicht über solche Looser sprechen. Erzähl mir lieber, was du sonst noch gemacht hast.“ – „Nichts Weltbewegendes. Ich war anschliessend im Schwimmbad und musste die Wohnung putzen. Kurz bevor du zum zweiten Mal angerufen hast, bin ich damit fertig geworden.“

    Er stand auf, um die Salatteller abzuräumen. „Das war echt lecker. Ich freue mich schon auf den Hauptgang“, meinte sie lächelnd. Sie sah ihm dabei zu, wie er eine quadratische Backform in den Ofen schob und fast gleichzeitig zwei Teller mit Gemüsecurry anrichtete. „Und du? Wie war dein Tag?“ – „Das Übliche. Ich habe meine Schüler mit Isländisch und Geschichte gegängelt. Nach dem Unterricht musste ich jede Menge Papierkram erledigen, die morgigen Lektionen vorbereiten und Schülerarbeiten korrigieren. Alles was ein typischer Lehrer so macht“, meinte er mit verschmitztem Augenzwinkern.

    „Bitte sehr.“ Mit elegantem Schwung platzierte er den Teller mit dem Hauptgericht vor ihr. Sein Gesicht kam ihr ganz nah, die Nase streifte beinahe ihren Hals, als wollte er ihren Duft in sich aufnehmen. „Ich hoffe, es ist nicht zu scharf.“ Er sass ihr schon wieder gegenüber und hatte dieses sagenhafte Lächeln angeknipst. „Genau richtig. Die Milch kann im Kühlschrank bleiben“, erwiderte Rúna anerkennend, nachdem sie sich den ersten Bissen in den Mund geschoben hatte. Während sie assen, streichelte er sie mit seinen unergründlichen Augen. Ihr wurde ganz seltsam zumute, und das Herz pochte schon wieder ziemlich heftig. Vielleicht beruhigte sie sich etwas, wenn sie sich weiter unterhielten. „Wolltest du schon immer unterrichten?“ – „Ursprünglich nicht. Aber es schien mir sinnvoll, mein Wissen an junge Leute weiterzugeben. Ich bemühe mich, meine Schüler für Geschichte und speziell für die isländische Geschichte zu begeistern.“

    Rúna legte den Löffel zur Seite und tupfte den Mund ab. “Möchtest du mehr?” Sie ging davon aus, dass die Frage sich aufs Essen bezog, und reichte ihm den leeren Teller. Kaum hatte er ihn entgegengenommen, als er auch schon wieder an ihrer Seite stand und sich samt Nachschlag zu ihr hinunterbeugte. Dieses Mal streiften seine Lippen ihr zusammengebundenes Haar, dabei tauchte seine Nase zwischen die Locken. “Ich mag deinen Duft”, flüsterte er mit rauher Stimme. “Ich muss dich enttäuschen, das ist bloss mein Shampoo. Parfums sind nichts für mich, ich krieg leicht rote Flecken davon.” Heiðar liess seine Nase bis zum Nacken gleiten. “Ich finde es toll, dass du kein Parfum verwendest. Du riechst einfach wunderbar.” Rúna wurde knallrot und räusperte sich verlegen. Zum Glück war er auch noch hungrig und holte sich eine zweite Portion.

    Sie bemühte sich, wieder etwas lockerer zu werden: „Mmm, das war köstlich! Vielen Dank fürs Kochen!“ - „Es gibt auch noch Nachtisch“, informierte er mit leuchtenden Augen und holte wie aufs Stichwort das quadratische Blech mit verführerisch duftenden Brownies aus dem Ofen. „Puh, du verwöhnst mich ganz schön. Ich brauche erst

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