Silbernes Band (German Edition)
schrieb sie einen Zettel für Snorri, damit er wusste, wo sie war, schlang fix ein Haargummi um die wirren Locken, die nach dem Schwimmen kaum zu bändigen waren, und schlüpfte in Parka und Stiefel. Es klingelte.
Heiðars Büchersammlung
Er stand ungeduldig auf dem Gehsteig und lauschte angestrengt, bis er endlich ihre Schritte und ihren Herzschlag hören konnte. Die dunkelbraune Tür öffnete sich und kündigte mit leisem Quietschen seine bezaubernde Traumfrau an. Sein Blick streifte automatisch den schlanken Hals. Sie trug Jeans, Stiefel und ihren hellbraunen Parka und schenkte ihm ihr unwiderstehliches Lächeln. „Hallo Rúna!“ Er trat auf sie zu und nahm sie vorsichtig in die Arme. Sie war im Schwimmbad gewesen. Rúna fasste ihn um die Taille, und sie küssten sich flüchtig auf den Mund. Natürlich half er ihr wieder gentlemanlike beim Einsteigen, bevor er sich lautlos auf den Fahrersitz gleiten liess. Sie blickte ihn prüfend von der Seite an, weshalb er den Motor noch nicht startete. „Du kochst, bei dir zu Hause?“ - „Ich hoffe, du bist hungrig, ich hab jede Menge eingekauft.“ Sie blieb skeptisch, er hob eine Augenbraue. „Ich bringe dich selbstverständlich wieder nach Hause.“ Rúna holte tief Luft: „Es geht nur ums Essen, klar! Kein Sex!“
Sie nahm ihm die unbedachte Äusserung mit den Büchern wohl immer noch übel. „Ich habe nicht vor dich zu verführen, das wäre nicht richtig. (Aber schön wäre es ganz bestimmt – schön gefährlich!) Wir sollten uns erst besser kennenlernen. Wenn du nicht mitkommen möchtest, verstehe ich das, dann sag es einfach.“ Sie lächelte schon wieder ein bisschen. „Also hungrig bin ich schon, und wenn du extra eingekauft hast, sollten wir auch kochen. Wenn du dich nicht benimmst, hau ich dir einfach eine Bratpfanne auf den Kopf, abgemacht?“ Er schien das ziemlich lustig zu finden. „In Ordnung. Meine Kücheneinrichtung steht dir zur Verfügung.“ Sie lachten beide, dann fuhr er los an die Njálsgata.
„Komm rein.“ Er hielt ihr die Tür auf, damit sie eintreten konnte. Rúna blickte sich neugierig um. Eine gelb gestrichene Tür auf der rechten Seite des schmalen Flurs führte in die geräumige Küche, wo er die Einkaufstüten abstellte. Sie schlüpften beide aus den Schuhen, dann nahm er ihr den Parka ab und hängte ihn an die Garderobe. „Setz dich schon mal ins Wohnzimmer.“ Er führte sie durch eine grüne Tür gegenüber der Küche. Der relativ kleine Raum war gemütlich eingerichtet. An der rechten Wand stand ein hellbraunes Sofa, von wo der Blick durch die beiden Fenster in den kleinen unordentlichen Garten ging, in dem zwischen allerlei vertrocknetem Unkraut zwei verkrüppelte Birken standen. Ein gestreifter Sessel vervollständigte die Sitzgruppe, dazwischen ein gläserner Couchtisch, auf dem einige Bücher lagen. Den obligaten Flatscreen und eine Stereoanlage fand man auf einem Low-Board aus hellem Birkenholz, in dem seine CD- und DVD-Sammlung verstaut war. An den Wänden hingen gerahmte Poster isländischer Landschaften.
Rúna setzte sich aufs Sofa. „Was möchtest du trinken?“ – „Ein Wasser bitte.“ Gefühlte zehn Sekunden später stand das Gewünschte auf dem Couchtisch. „Ich helf dir“, bot sie an. „Auf keinen Fall, ich bestehe darauf, selbst zu kochen!“ Rúna fügte sich schulterzuckend, schnappte sich den Krimi von Örn, der auf dem Tisch lag, und begann zu lesen.
Heiðar wirbelte durch die Küche. Natürlich durfte sie ihm nicht helfen, dann hätte es viel länger gedauert, alle Zutaten vorzubereiten. So konnte er in atemberaubendem Tempo Gemüse zerkleinern und Salat rüsten, Gewürze mörsern und ein Dressing zusammenrühren. Einzig an den Garzeiten konnte er nichts ändern, sein Herd kannte nun mal keine Vampir-Stufe. Während Reis und Gemüse-Curry garten, konnte er flott den Tisch decken und den Salat anrichten.
„Wir können essen. Kommst du?“ Er reichte ihr galant die Hand, um sie in die Küche zu führen. „Schon? Das ging aber zackig!“ Rúna hatte vorhin gesehen, wie viele Zutaten er eingekauft hatte. Jede Menge Gemüse, das man rüsten musste. Die Küche war in romantisches Kerzenlicht getaucht. Höflich zog er ihren Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte, dann servierte er den Salat und nahm ihr gegenüber Platz. „Lass es dir schmecken.“ Das Dressing war asiatisch mit leckeren Gewürzen und Erdnüssen.
„Hattest du einen schönen Tag?“ - „Na ja, im Gegensatz zu dir
Weitere Kostenlose Bücher