Silicon Jungle
dir ausgedacht hast?«
Sebastin versuchte zu lächeln, als er den Namen wiederholte: »American Coalition for Civil Liberties.«
»Ja, genau. Was für ein wunderbar seriöser Name. ACCL – das klingt seriös und anspruchsvoll … und gut . Und wir leiten es zusammen und machen daraus was ganz Fantastisches – Verbesserung der Welt und so.« Mark schwebte heute Abend im siebten Himmel. »Wir haben doch immer davon geträumt, so etwas zu machen. Das war doch der Plan, wenn iJenix erst verkauft ist und jeder von uns seine erste Million in der Tasche hat, machen wir zusammen etwas Gutes. Na komm, Sebastin, freu dich – endlich können wir es in die Tat umsetzen – läuft doch alles prima.«
»Für dich«, brummelte Sebastin leise.
»Nein«, entgegnete Mark mit Nachdruck, noch immer lächelnd. »Es läuft prima für uns beide. Wir ziehen ACCL gemeinsam durch, genau wie wir das hier gemeinsam durchgezogen haben.«
»Genau wie das hier?« Sebastin versuchte, die Fassung zu bewahren, aber das war einfach zu viel. »Soll das ein Witz sein? Wir haben das hier nicht zusammen durchgezogen, Mark. Du hast dich prima um dich selbst gekümmert. Und um Elizabeth und Nate. Aber nicht um mich. Nicht die Bohne.«
»Sebastin, wir wollen das doch nicht noch einmal durchkauen«, sagte Mark leise, und endlich war sein Lächeln verflogen. »Nicht noch einmal. Wir gestern darüber gesprochen, vorgestern und vorvorgestern. Ich hab für uns alle getan, was ich konnte. Das weißt du.«
Sebastin prostete sich selbst im Spiegel hinter der Bar zu. »Ich weiß.« Seine Augen brauchten einen Moment, um scharfzustellen, dann sah er, dass auch Mark ihn im Spiegel betrachtete. »Ich weiß, wenn wir in ein paar Monaten unser gutes gemeinnütziges Werk starten, dann werden wir alles gerecht teilen.« Er sprach nicht mehr ganz so laut, aber die Verbitterung löste sich nicht auf. »Was ist mit jetzt, Mark? Was ist mit den letzten acht Jahren?«
»Du bist betrunken, Sebastin. Vielleicht solltest du besser nach Hause gehen.«
»Das war unser gemeinsames Projekt, weißt du noch?« Sebastin war wütend. »Es war genau hier. Weißt du noch, Mark? Ich hab euch drei hierher eingeladen, um unsere Pläne auszufeilen. Oder hast du das vergessen?«
»Ich habe es nicht vergessen.«
»Du hättest mehr für mich tun können.«
»Sebastin, ich hab’s versucht, das weißt du. Du weißt, dass alle Mahabishi-Jungs dich abservieren wollten. Sie haben dir nicht vertraut oder wollten nichts mehr mit dir zu tun haben. Du hast fast den ganzen Deal torpediert. Du warst viel zu aggressiv – völlig überzogen. Sie haben deinen Bluff durchschaut, und fast hätten wir alle den Preis dafür bezahlt.«
»Ich hab es für uns getan – wir hätten mehr rausschlagen können.«
»Du hättest es lassen sollen. Kein Mensch hat dich gebeten, Geschichten zu erfinden, Verkaufszahlen zu erfinden. Was hast du dir bloß dabei gedacht? Du hast nicht mit uns darüber gesprochen – du hast es einfach auf eigene Faust gemacht. Du bist gierig geworden. Wir waren kurz vor dem Ziel, und du bist völlig außer Kontrolle geraten.«
»Ich hab dir doch gesagt, ich hab es für uns getan.«
»Und ich hab dir gesagt, du hättest es lassen sollen«, entgegnete Mark mit Nachdruck, obwohl er Sebastin dabei nicht ansehen konnte. »Hör mal, du und ich, wir müssen die Sache begraben. Es ist doch für uns beide am Ende gut gelaufen. Der Rest des Teams ist zusammengekommen, hat den Deal gerettet, dir den Arsch gerettet, und jetzt haben wir die Sache hinter uns. Wie haben’s geschafft.«
Sebastin trank die letzten Tropfen seines Drinks, ohne den Blick vom Boden des Kristallglases zu heben. »Erklär mir noch einmal, Mark, wieso sind aus diesem Deal für dich über siebzehn Millionen rausgesprungen und für mich nur zwei? Wie ist das möglich?«
Mark biss die Zähne zusammen, atmete flach und öffnete kaum den Mund, als er sprach. »Vielleicht wäre es doch besser, wenn wir nicht weiter zusammenarbeiten, Sebastin. Du solltest dir darüber klar werden, ob du die Sache vergessen kannst, und was wirklich wichtig für dich ist.«
»Ach, leck mich doch.« Sebastin rutschte von seinem Hocker und machte Anstalten zu gehen.
Mark packte ihn am Arm. »Wo willst du hin?«
Sebastin schwenkte sein leeres Glas dicht vor Marks Gesicht. »Leer. Oder soll ich das auch ›vergessen‹ und mir darüber klar werden, ob ein Drink ›wirklich wichtig für mich ist‹?«
»Menschenskind, Sebastin. Setz dich
Weitere Kostenlose Bücher