Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
Arbeit und wollte aus irgendwelchen verdrehten Motiven heraus, dass alle von ihm und seinem Tun erfahren. Es könnte sein, dass er, nachdem er jahrelang im Geheimen seine Verbrechen begangen hat, mit einem Mal wollte, dass sie gefunden wird - damit die Leute sehen, was er ihr angetan hat.«
»Ich frage mich nur, warum er den Leichnam auf deinem Land zurückgelassen hat«, dachte Nell laut nach. »Wie kommt es, dass John Hunter die Leiche so rasch gefunden hat?«
Julian lehnte seinen Kopf gegen die Stuhllehne. »Dazu musst du Hunter begreifen. Er atmet das Land und liebt es, hegt und pflegt es seit Jahrzehnten. Er ist hier aufgewachsen, kennt jeden Zoll, jede Höhle, jede Senke, jedes Tal … Er weiß alles über den Wald, bis hinunter zu der Anzahl der Füchse, Hirsche und Hasen zu jedem beliebigen Zeitpunkt - und wo man sie finden kann. Ich übertreibe, aber ich könnte beschwören, dass kein Blatt vom Baum fällt, ohne dass er davon erfährt.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich habe ihn nicht gefragt, wie es kam, dass er in der Gegend war, aber ich wette, er hatte dafür einen guten Grund.«
»Und was geschieht jetzt?«
»Der Richter und der Konstabler sind unterrichtet worden, der Leichnam ist fortgeschafft. Und der Richter hat einen ergebnislosen Nachmittag und einen größeren Teil des Abends mit uns bei dem Versuch verbracht, der Spur deines Schattenmannes zu folgen. Wir haben Hunters Hunde genommen, aber die Fährte verlor sich am Fluss. Da waren wir schon durchnässt und ausgekühlt von dem Regen und dem Wind, es war dunkel und spät. Es gab kaum Mondlicht, und wir waren alle müde, entmutigt und nass. Daher haben wir aufgehört.«
»Und was passiert mit ihrem Leichnam? Denkst du, sie ist hier aus der Gegend?«
»Ich habe Dr. Coleman gebeten, sie zu untersuchen. Nachdem sie … gesäubert ist, wäre es möglich, dass Dr. Coleman sie identifizieren kann. Er ist der einzige Arzt im Umkreis von Meilen, und wenn sie von hier ist, könnte er sie kennen. Der Richter und auch der Konstabler werden Erkundigungen anstellen nach vermissten Frauen.« Julian drückte sie an sich. »Himmel, Nell!«, stieß er mit bebender Stimme hervor, »es ist eine so verflucht hässliche Sache. Und es macht mir Angst, dass du damit so eng verbunden bist.«
»Das ist für dich schwerer als für mich«, erwiderte Nell. »Ich habe mit dem Wissen um diese Bestie schon zehn Jahre oder mehr gelebt, aber du … du hast gerade erst davon erfahren.«
»Und ich wünschte bei Gott, dass ich es nicht hätte!« Seine Lippen streiften ihre Schläfe. »Aber am meisten wünschte ich, du wärest nie seinen scheußlichen Taten ausgesetzt gewesen.«
Sie lächelte traurig. »Das wünschte ich mir auch, aber vielleicht gibt es einen Grund für meine Albträume. Und vergiss
nicht, durch das, was wir aus ihnen erfahren, finden wir vielleicht einen Weg, ihn aufzuhalten.«
Julian unterdrückte ein Gähnen. »Das ist der einzige positive Aspekt, den ich an der ganzen schrecklichen Sache entdecken kann.«
Sie stand auf, griff nach seiner Hand. »Komm ins Bett«, drängte sie ihn. »Ich kann sehen, wie erschöpft du bist.«
Der Feuerschein hinter ihr zeichnete den Umriss ihrer Figur nach, und ein Glitzern trat in seine Augen. »Bett hört sich gut an … besonders, wenn du auch darin bist und in meinen Armen liegst«, antwortete er heiser, stand auf und zog sie an sich. Er küsste sie lange und hart und tief. »Ganz besonders«, flüsterte er an ihren prickelnden Lippen, »mit dir in meinen Armen.«
Er hob sie hoch, trug sie zu dem großen Bett und legte sie in die Mitte. Er lächelte auf sie herab. »Ich weiß nicht, wie es passieren konnte, aber ich habe dich noch nie in meinem Bett geliebt. Dieses Versäumnis muss ich umgehend wieder gutmachen.«
Und das tat er. Höchst angenehm und sehr, sehr gründlich.
Trotz bester Absichten, am nächsten Morgen früh zu beginnen, kam es anders - das Wetter verdarb seine Pläne. Das windige Wetter vom vorigen Abend war zu einem schlimmen Sturm geworden, und allein schon die Vorstellung, in den peitschenden Regen und den tosenden Sturm hinauszureiten, war unzumutbar.
Nach einem langen, gemütlichen Frühstück, während dessen Marcus die Damen mit übertriebenen Komplimenten überschüttete, was mehr als einmal die Röte in Elizabeths Wangen trieb, zogen sich die Herren für mehrere Stunden in
Julians Arbeitszimmer zurück. Nell schickte ihnen einen finsteren Blick nach, als sie das
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