Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
sich Sir Edward ein Lächeln. Ein Glitzern stand in seinen Augen, als er Nell die Schulter tätschelte und sagte: »Ich werde euch beide jetzt ein paar Minuten allein lassen … ich glaube, Lord Wyndham möchte mit dir unter vier Augen sprechen.«
Besorgt beobachtete Nell, wie ihr Vater den Raum verließ. Das hier gefiel ihr überhaupt nicht. Weder, dass sie in eine Ehe gedrängt wurde mit einem Mann, den sie praktisch gar nicht kannte, noch, dass sie sich zu diesem Mann stärker hingezogen fühlte, als für sie gut war. Unter ihren dichten goldblonden Wimpern warf sie ihm einen scharfen Blick zu, und ihr Herz machte einen Satz, als sie entdeckte, dass er sie eindringlich musterte.
Sie hob das Kinn. »Was ist? Warum starren Sie mich so an?«
Er lächelte, und Nell blinzelte angesichts des unwiderstehlichen Charmes in dieser schlichten Muskelbewegung. Oh je, dachte sie. Ihr Verstand musste sie im Stich gelassen haben, wenn ein bloßes Lächeln von ihm sie in einen solchen Zustand versetzen konnte.
»Verzeihen Sie«, antwortete Julian in belustigtem Ton. »Ich konnte nicht anders - ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie unter normalen Umständen so anders aussehen. Sie sind sehr schön - viel schöner als in meiner Erinnerung.«
Nell schnaubte abfällig, die unwillkürlich in ihr aufwallende Freude über seine Worte sogleich unterdrückend. »Sie müssen mir nicht den Hof machen, Mylord«, erwiderte sie.
»Mein Vater hat keinen Zweifel daran gelassen, dass wir nächsten Mittwoch heiraten werden, und dass nichts außer einem Todesfall das verhindern könnte.«
Sir Edward hatte angedeutet, dass seine Tochter über die Eheschließung nicht glücklich war, aber Julian hatte ihm nicht wirklich geglaubt. Ohne eitel zu sein, wusste er, dass er auf dem Heiratsmarkt sehr begehrt war. Ihre Worte und ihr Benehmen bewiesen klar, dass Sir Edward sich nicht verschätzt hatte, als er sagte, sie sei von ihm nicht sonderlich beeindruckt - und seinem Titel und seinem Reichtum auch nicht. Und zu wissen, dass er statt dieser kleinen Xanthippe ein süßes, sanftmütiges junges Ding zum Heiraten hätte finden können - ein hingerissenes junges Mädchen, das ihm kein bisschen Unbehagen bereitet hätte! Ein Grinsen unterdrückend, musterte er sie von Kopf bis Fuß, dann schaute er ihr wieder ins Gesicht, auf das trotzige Kinn und den eigenwillig geschwungenen Mund. Seine Braut, stellte er fest, würde eine Herausforderung sein … und ihm alle Hände voll zu tun geben - wenn er ihre aufmüpfige Kopfhaltung richtig deutete.
Laut erkundigte er sich: »Und würden Sie den Tod einer Ehe mit mir vorziehen?«
Nells Lippen wurden schmal. Wie unritterlich von ihm! Sie warf ihm einen feindseligen Blick zu. »Natürlich nicht - ich bin keine Närrin!«
»Dann benehmen Sie sich auch nicht wie eine.«
Nell zuckte bei dem scharfen Ton zusammen. Etwas von ihrem Trotz verließ sie, aber nicht viel, und sie fragte: »Was meinen Sie damit?«
»Ich meine, meine Liebe, dass wir hier zusammen drinstecken. Unser beider Leben verändert sich auf eine Weise, die keiner von uns sich noch vor zwei Tagen vorstellen konnte.
Vergessen Sie nicht, dass Sie nicht die Einzige sind, die zur Ehe mit jemand Fremdem genötigt wird. Wir können entweder das Beste daraus machen, oder wir können uns die Zeit damit vertreiben, einander unglücklich zu machen. Die Wahl liegt bei uns. Ich, für meinen Teil, habe nicht vor, den Rest meines Lebens in Trübsal zu versinken.«
»Aber ärgert es Sie denn nicht, was geschehen ist? Macht es Sie nicht wütend, dass Sie eine Frau heiraten müssen, die Sie kaum kennen?« Nells Lippen zitterten, daher senkte sie den Blick auf den Boden. Ehrlichkeit zwang sie, hinzuzufügen: »Sie werden eine Frau heiraten, die die gute Gesellschaft als halbverrückt abgestempelt hat, und die, wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, auch noch ein Krüppel ist.«
Julian hob ihr Kinn mit einem Finger an, seine Hand warm auf ihrer Haut. In seinen Augen glitzerten Gefühle, die sie nicht bestimmen konnte, als er sie fragte: »Wissen Sie, dass ich heute beinahe einen meiner ältesten Freunde gefordert hätte, weil er in diesen Worten von Ihnen gesprochen hat?«
Nell riss die Augen auf, und das Herz klopfte ihr schmerzhaft in der Brust. »W-wirklich?«, gelang es ihr herauszubringen, abgelenkt von dem Prickeln ihrer Haut, überall da, wo er sie berührte.
Julian nickte. »Und wenn ich bereit war, mit ihm ein Duell auszutragen, was soll ich
Weitere Kostenlose Bücher