Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
in seine und sagte ohne Umschweife: »Ich habe gerade erfahren, dass Tynedale in der Gegend ist, zu Besuch im Hause meines Cousins.«
Nell wurde blass und versteifte sich. »Aber wie kann das
sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marcus Umgang mit einem so charakterlosen Schuft hat!«
Julian verzog das Gesicht. »Sie haben noch nicht meine ganze Familie kennen gelernt. Ich habe viele Cousins, aber was uns im Moment Sorgen bereitet, sind die paar meiner Cousins, die keine zehn Meilen entfernt leben, Charles und Raoul Weston. Ihr Vater war der Zwillingsbruder meines Vaters, und sie sind nach mir die Nächsten in der Erbfolge.« Julian seufzte. »Aus verschiedenen Gründen, von denen nicht der letzte ist, dass ich den Titel innehabe, gibt es wenig Liebe zwischen uns - auch wenn das nicht immer so war -, aber gegenwärtig könnte einer von ihnen oder sogar sie beide es gerne sehen, wenn mir ein Skandal schadete.«
»Verstehe«, antwortete sie mit besorgter Miene. Die volle Bedeutung dessen, was er ihr sagte, ging ihr auf, und ihre Augen wurden groß. »Meinen Sie, Tynedale würde es wagen, ihnen zu erzählen, dass er mich entführt hat?« Noch etwas fiel ihr ein. »Oh je, sicherlich müssen wir doch nicht auf gesellschaftlicher Ebene mit ihm verkehren, oder?«
»Das ist das, was ich nicht weiß. Es ist möglich, dass er es Charles und Raoul sagt. Was das Zusammentreffen mit ihm angeht, so haben Sie da nichts zu befürchten.« Ein hartes Lachen entfuhr ihm. »Charles ist kein Narr, er ist klug genug, Tynedale nicht zu erlauben, an einer Veranstaltung teilzunehmen, bei der ich anwesend sein könnte. Meine Hauptsorge ist vielmehr, dass Tynedale am Ende ein Katz- und Mausspiel mit uns zu spielen versucht.« Ruhiger fügte er hinzu: »Ich habe die Mittel, ihn zu vernichten - aus eigenen Motiven heraus. Es ist mir gelungen, genug von seinen Schuldscheinen zusammenzubringen, um ihn finanziell zu ruinieren. Ich bin sicher, dass er davon weiß, und vielleicht denkt er, er könnte mich erpressen, sie ihm für sein Stillschweigen zu überlassen.
Er reist ab und redet nicht, wenn er im Gegenzug dafür von mir die Schuldscheine erhält.«
Nells Hand umfasste seine fester, und sie beugte sich vor, erklärte leidenschaftlich: »Mylord, das dürfen Sie auf keinen Fall! Er ist ein Teufel, man kann ihm nicht trauen, dass er sein Wort hält. Sie dürfen diese Schuldscheine nicht verschwenden.«
»Da sind wir einer Meinung. Ich habe von seiner Anwesenheit auf Stonegate, Charles’ Zuhause, erst vor wenigen Augenblicken erfahren und noch nicht entschieden, wie ich mit der Lage am besten umgehe. Aber er ist eine Gefahr für uns, und wenn auch Mord nicht in Frage kommt, will ich doch, dass er verschwindet - und den Mund hält. Wenn er Charles oder Raoul von der Entführung erzählt, weiß ich nicht, welche Konsequenzen das hat.«
»Schätzen denn Ihre Cousins ihren eigenen Namen so gering, dass sie sich an einem Plan beteiligen würden, der ihm Unehre bringen könnte? Stört es sie nicht, wenn ihr eigener Name beschmutzt wird?«
Julian lächelte bitter. »Manchmal glaube ich bei Charles’ waghalsigen Eskapaden, dass außer der Chance, den Titel und das Vermögen zu erben, ihm der Name Weston nichts bedeutet. Und ich weiß nicht, ob er auf unserer Seite stehen oder unseren Namen durch den Schmutz ziehen würde.«
»Ich habe Ihnen nichts als Schwierigkeiten gebracht, während Sie immer so freundlich und gut zu mir gewesen sind«, erklärte Nell bedauernd. »Und jetzt könnte es auch noch so weit kommen, dass Ihr Name und Ihre Familie meinetwegen öffentlicher Schmach und Schande ausgesetzt werden.« Sie entzog ihm ihre Hand, stand auf. »Oh, wenn ich doch nur nicht in dem Zollwärterhäuschen Unterschlupf gesucht hätte, dann wäre nichts von all dem hier geschehen.«
»Ich bin nicht freundlich und gut zu Ihnen gewesen«, widersprach Julian energisch und erhob sich ebenfalls. »Ich habe mir einen Gefallen getan.«
Sie nickte leicht, es war aber offensichtlich, dass sie ihm nicht glaubte. Den Drang, sie zu schütteln, unterdrückend, erklärte Julian mit erzwungener Ruhe: »Was auch immer die Gründe sind, wir sind verheiratet, und Tynedale steht vor den Toren. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und unsere Truppen in Aufstellung bringen, wenn wir das mit intaktem Ruf überstehen wollen.«
»Das klingt fast nach Krieg.«
»In vielerlei Hinsicht ist es eine Schlacht, eine, die ich zu gewinnen beabsichtige. Aber dazu
Weitere Kostenlose Bücher