Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
gegeben - und sein Gift hat auch bei Charles und Raoul Spuren hinterlassen. Sie waren ihrem Vater gegenüber loyal, und wenn Harlan uns etwas übel nahm und uns beschuldigte, so taten sie es ihm nach. Ihr Verhalten war nicht logisch nachvollziehbar oder vernünftig,
und wenn Harlan länger gelebt hätte, wäre der Riss vielleicht zu heilen gewesen.« Julian seufzte schwer. »Onkel Harlan starb nicht lange nach John - er stürzte betrunken auf der Treppe in Stonegate und brach sich das Genick.«
Voller Mitgefühl sagte Nell: »Eine schreckliche, traurige Tragödie, aber wieder, es ist nicht Ihre Schuld - oder die Ihres Vaters. Sicher können doch Charles und Raoul nicht Sie für das verantwortlich machen, was geschehen ist. Es war nicht Ihre Schuld.«
»Das mag schon so sein, aber sie sind davon überzeugt, dass, wenn mein Vater sich nicht selbstsüchtig - das waren Raouls Worte - geweigert hätte, Harlans Schulden zu zahlen, er nicht so viel getrunken hätte und dann auch nicht auf der Treppe gestürzt wäre.« Julian zuckte die Achseln. »Besonders Charles war aufgebracht, dass ich der Vormund seines Neffen war. Er fühlte sich übergangen, und ich glaube, er war auch ehrlich verletzt, dass John nicht ihm, sondern mir die Verantwortung für seinen Sohn übertragen hatte.« Er lächelte reumütig. »Und niemand kann wie Charles einen Groll hegen.«
»Meinetwegen! Sie waren Narren, alle beide, und Ihr Onkel auch«, entgegnete Nell fest. Sie runzelte die Stirn. »Und Daniel? Was ist mit Ihrem Mündel?«
Julian holte tief Luft und erzählte ihr von Daniels Selbstmord und den Umständen, die dazu geführt hatten.
»Tynedale!«, rief Nell empört und setzte sich aufrecht hin. »Ich kann die Schlechtigkeit des Mannes einfach nicht fassen!« Ihre Hände ballten sich in ihrem Schoß zu Fäusten. »Wir müssen seinetwegen etwas unternehmen! Erst Ihr Cousin Daniel, dann meine Entführung durch ihn! Sein Herz ist pechschwarz. Am liebsten würde ich ihn mit irgendetwas durchbohren.«
»Das habe ich versucht, aber alles, was mir gelungen ist, ist sein Gesicht mit einer Narbe zu verunzieren«, bemerkte Julian trocken.
Nell schaute ihn voller Bewunderung an. »Das waren Sie? Sie haben ihm die Narbe zugefügt?« Als Julian nickte, fügte sie nachdrücklich hinzu: »Oh, das war wohlgetan, Mylord.« Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich über ihre Züge. »Es ist nur zu schade, dass Sie ihn nicht getötet haben.«
Julian lachte. »Ganz meine Meinung.« Sein Gesicht wurde grimmiger. »Weil ich ihn in unserem Duell nicht getötet habe, hatte ich vor, ihn finanziell zu ruinieren - daher habe ich angefangen, seine Schuldscheine zu sammeln.«
Sie klopfte sich mit einem Finger auf die Lippen. »Es ist eine recht komplizierte Angelegenheit, und ich begreife, warum Sie die Schuldscheine jetzt nicht gegen ihn einsetzen können.« Sie betrachtete ihn eindringlich. »Sind Sie sicher, dass Charles und Raoul sich auf seine Seite und damit gegen Sie stellen würden? Könnte nicht ihr Familiensinn sie gegen ihn vereinen?«
Julian zuckte die Achseln. »Das ist schwer zu sagen. Unsere Beziehung ist in diesen letzten paar Jahren … unangenehm geworden. Wir stehen uns nicht mit gezückten Waffen gegenüber; wir können uns im selben Raum aufhalten, ohne uns an die Kehle zu gehen, aber ihre Ablehnung wurzelt tief und ist bitter.«
»Und Charles ist Ihr Erbe?«
»Ja … bis und falls wir einen Sohn bekommen.«
Nell starrte auf ihren Schoß, der Gedanke an ein Kind, ihres und Julians, war ihr zuvor gar nicht gekommen. Wenn sie an ihre leidenschaftlichen Nächte zurückdachte, begann ihr Herz zu rasen. Himmel, sie könnte jetzt, in diesem Moment, schon schwanger sein!
Erschreckt und gleichzeitig überglücklich bei dem Gedanken, Julians Kind in sich zu tragen, fiel Nell nichts ein, was sie sagen könnte. Zum vermutlich ersten Mal in ihrem Leben war sie sprachlos. Ein Kind! Ihres und Julians. Ein warmes Glühen breitete sich in ihrem Körper aus. Ihr gemeinsames Kind im Arm zu halten... sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
Julian beobachtete ihr Mienenspiel, fragte sich, was sie dachte. Catherine war unerbittlich in ihrer Ablehnung von Kindern gewesen, aber er und Nell hatten das Thema nie besprochen. Würde sie es wie seine erste Frau hassen, mit seinem Kind schwanger zu gehen? Eine leise Kälte schlich sich in sein Herz. Sicher hatte er nicht so viel Pech, dass auch seine zweite Gattin den Gedanken verabscheute, sein Kind zu
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