Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
seine Augen. »Und so schlimm war es doch auch gar nicht, oder?«
Nell lachte. »Nein, allerdings nicht. Wenn ich in Zukunft mal wirklich einen Arzt brauche, kann ich beruhigt sein, da ich mich in Ihren fähigen Händen weiß.«
»Sie sind gesund, Mylady. Kerngesund, um genau zu sein, und ich bezweifle, dass Sie irgendwann in näherer Zukunft meiner Dienste bedürfen, aber ich bedanke mich für Ihre freundlichen Worte.«
In der eindrucksvollen Halle schaute Nell ihm nach, als Dibble ihn in das Arbeitszimmer ihres Mannes führte. Sie überlegte, ob sie mit ihnen gehen sollte - schließlich wollten sie über ihren Gesundheitszustand reden -, entschied aber, dass es nicht so wichtig war. Sie wusste bereits, dass sie gesund war - sogar Dr. Coleman sagte das.
Neugierig wegen Dr. Colemans verblüffender Ähnlichkeit mit Julian ging Nell im grünen Salon auf und ab, wartete ungeduldig, dass der Arzt das Haus verließ. Sie hatte vor, Julian ein paar gezielte Fragen über den attraktiven Dr. Coleman zu stellen.
Eine Weile später läutete sie nach Dibble, und als sie erfuhr, dass der Arzt aufgebrochen war, begab sie sich ohne Umwege und unverzüglich in Julians Arbeitszimmer. Sie traf ihn hinter seinem Schreibtisch an, auf dem mehrere aufgeschlagene Rechnungsbücher und Papiere lagen.
»Ich nehme an«, erklärte er mit einem Lächeln, »dass Sie
gekommen sind, um mir unter die Nase zu reiben, dass Sie Recht hatten. Dr. Coleman hat mir bestätigt, dass Sie sich bester Gesundheit erfreuen, und dass, wenn alle seine Patienten wie Sie wären, er bald ein armer Mann wäre.«
»Das habe ich ja gesagt«, erwiderte Nell und nahm auf einem Stuhl am Schreibtisch Platz. »Vielleicht hören Sie nächstes Mal auf mich.«
Sein Blick war liebevoll. »War es denn so schlimm?«
»Nein, seine Art ist entwaffnend, und ohne dass ich es merkte, hat er mich sehr gründlich untersucht.« Sie schaute ihren Ehemann an. »Ich mag ihn.«
»Das hatte ich mir schon gedacht. Er ist sehr beliebt bei seinen Patienten.«
Es gab keinen anderen Weg, es zu erfahren, als zu fragen, daher platzte Nell heraus: »Er sieht aus wie Sie … bis auf den Altersunterschied könnten Sie beinahe Zwillinge sein …«
»Sie haben Cousin Charles noch nicht kennen gelernt«, erwiderte Julian trocken. »Es gibt eine starke Familienähnlichkeit unter allen Westons, aber Charles und ich könnten wirklich als Zwillinge durchgehen.«
»Das ist interessant, aber wenn ich es nicht falsch verstanden habe, ist Dr. Coleman doch kein Verwandter der Westons. Oder ist er auch ein Cousin?«, erkundigte sie sich schelmisch.
Julian zögerte. Es gab keinen Grund, warum sie das nicht wissen sollte, und der Himmel war sein Zeuge, sie würde es früh genug durch einen anderen herausfinden. Und außerdem war sie nun ein Familienmitglied. Er seufzte. Er konnte ihr gleich ein paar der Leichen beichten, die seine Familie im Keller hatte - es war besser, wenn er es war, durch den sie davon erfuhr. »Mehr ein Onkel«, gestand er widerstrebend ein. »Von der falschen Seite des Bettes.«
Nells Augen wurden groß. »Er ist unehelich geboren?«, fragte sie in schockiertem Ton.
Er nickte. »Erinnern Sie sich? Ich habe doch den alten Earl erwähnt. Ich fürchte, Sie werden mehrere Bewohner der Gegend finden, die eine verblüffende Familienähnlichkeit aufweisen. Coleman ist einer mehrerer, … äh, illegitimer Sprosse, für die mein Großvater verantwortlich ist. Glücklicherweise ist Dr. Coleman einer der angeseheneren.«
»Ist das nicht oft peinlich?«
Julian zuckte die Achseln. »Es ist nie ein Geheimnis in der Familie gewesen. Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass ich mehrere … äh, Tanten und Onkel in der Umgebung hatte. Großvater hat sie anerkannt und den Familien Geld gegeben.« Julian verzog das Gesicht. »Und damit hielt er seine Vaterpflichten für erfüllt.«
Sie starrte ihn eine Weile an, und Julian fragte sich, ob sie nun wohl weniger von ihm hielt wegen der Zügellosigkeit seines Großvaters. Vermutlich hätte er wenigstens versuchen können, ihr die verschiedenen Bastarde seines Großvaters zu verschweigen, aber das wäre völlig witzlos gewesen - wer ihr Vater war, stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
»Nun«, sagte sie schließlich, »Sie haben eine wesentlich interessantere Verwandtschaft als ich.«
Julian lachte erleichtert. Würde sie ihn eines Tages nicht mehr zum Lachen bringen? Ihn nicht mehr überraschen? Himmel, er hoffte, dass es nie so weit käme.
Das
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