Small Talk: Nie wieder sprachlos (German Edition)
„… Auf diesem Markt konnte man sogar antike Öllämpchen kaufen.“ Als Hubert hierauf zum wiederholten Mal mit „Ach was!“ reagiert, antwortet der Controller irritiert: „Das können Sie mir ruhig glauben.“
Hubert möchte mit seinem „Ach was!“ das Gesagte überhaupt nicht anzweifeln, vielleicht will er sogar damit sein Interesse zum Ausdruck bringen. Doch der Controller missversteht Huberts „Ach was!“. Bei ihm kommt die Äußerung so an, als ob Hubert ihm die Sache mit den Öllämpchen nicht abnimmt.
Solche Missverständnisse hängen damit zusammen, dass viele für die mündliche Kommunikation typischen Ausdrücke und Wendungen recht vieldeutig sind. Ein „irgendwie“ gibt keine Sachverhalte wieder, sondern signalisiert (ähnlich wie Körpersprache) eine bestimmte Einstellung. Ein „Äh“ hat bestimmte, auf das Gespräch selbst bezogene Funktionen. Wenn Sie nun eine solche Floskel – mehr oder weniger unbewusst – benutzen, zieht Ihr Gegenüber daraus unter Umständen seine ganz eigenen Schlüsse.
Häufige „Marotten“ und welche Interpretationen sie zulassen
Ausdruck
negativ gedeutet
positiv gedeutet
„Irgendwie“ (Füllwort)
Unsicherheit, Selbstzweifel.
Der Sprecher will niemanden zu nahe treten.
„Ach nein!“, „Ach was!“ „Wirklich?“, „Tatsächlich?“ (Rückmeldung, Kommentar)
Zweifel, Ungläubigkeit, der Gesprächspartner wird nicht ernst genommen.
Erstaunen, Interesse.
„Glaub ich“ (am Satzende)
Unsicherheit, Sprecher will sich nicht festlegen.
Sprecher ist offen für andere Meinungen.
„Aber“ (als häufige Einleitung am Redebeginn)
Dauernder Widerspruch, der Sprecher will das letzte Wort haben.
Der Sprecher betrachtet die Sache von verschiedenen Seiten, ist reflektiert.
„… oder nicht?“, „Oder sehen Sie das anders?“ (Ausleitung)
Der Sprecher will nur bestätigt werden oder manipulieren.
Der Sprecher interessiert sich für die Meinung anderer, will andere einbeziehen.
Erwiderungen werden häufig mit „ich“ oder „also ich“ begonnen
Der Sprecher betrachtet alles aus seiner Perspektive, er kann nicht auf andere eingehen.
Der Sprecher will seine Erfahrungen mitteilen und Gemeinsamkeit betonen.
„ähm“ (in starker Häufung)
Unsicherheit, Unkonzentriertheit, der Sprecher weiß nicht, was er eigentlich sagen will.
Der Sprecher überlegt sich gerade, was er sagen will.
Übung 37: Sprachmarotten aufspüren
Sie brauchen für diese Übung ein Aufnahmegerät und ein paar Magazine oder Tageszeitungen.
Suchen Sie sich einen interessanten Artikel heraus und lesen Sie ihn aufmerksam durch.
Schalten Sie das Aufnahmegerät ein. Erzählen Sie das Gelesene nach. Schalten Sie das Gerät aus.
Überlegen Sie sich ein oder zwei Fragen zum Thema des Artikels (z. B.: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen mir und den beschriebenen Personen? Warum gefällt oder missfällt mir, wie die Personen mit der beschriebenen Sache umgehen?) Schalten Sie das Gerät wieder ein und erörtern Sie diese Fragen der Reihe nach. Lassen Sie sich dabei Zeit. Es macht nichts, wenn Sie Pausen einlegen.
Hören Sie die Aufnahme am nächsten Tag ab. Haben Sie bestimmte Wendungen, Wörter, Einleitungen besonders oft verwendet? Achten Sie außerdem auf: Satzbau, Redegeschwindigkeit, Artikulation, Fremdwörtergebrauch, Lautstärke, Stimme, Modulation.
Tipp
Hören Sie die Aufnahme ab und schreiben Sie exakt auf, was Sie gesagt haben. Beim anschließenden Lesen fällt Ihnen garantiert auf, wo Sie noch an sich arbeiten müssen.
Alternative: Feedback zum Sprachstil einholen
Bitten Sie einen Kollegen, eine Freundin, einen guten Bekannten um Feedback zu Ihrem Sprachstil. (Familienangehörige eignen sich weniger, weil sie sich meist an die Floskeln gewöhnt haben und sie nicht mehr wahrnehmen.) Ideal ist es, wenn Sie sich gegenseitig kritisch zuhören und Rückmeldung geben.
Übung 38: „Mach mich mal nach!“
Machen Sie diese Übung am besten mit einer Ihnen nahestehenden Person. Bitten Sie sie, Ihren Sprachstil nachzuahmen. Die Nachahmung darf ruhig übertrieben ausfallen. Hören Sie nur zu. Was kommt Ihnen bekannt vor?
Tipp
Lassen Sie sich von anderen unterbrechen, wenn Sie wieder einmal „äh“ gesagt oder ein Fremdwort benutzt haben.
Wenn Sprache andere ausgrenzt
Lauschen Sie einmal einer Unterhaltung von Software-Entwicklern, die sich beruflich austauschen. Sie werden wahrscheinlich einiges zu Ohren bekommen, was Sie nicht verstehen (es sei denn, Sie kommen selbst aus dieser
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