So hell wie der Mond
viktorianisch klang.
Während die Kundin den Armreif von allen Seiten betrachtete, sah sich Kate im Laden um. Prost, Mahlzeit! Es war rappelvoll, und Laura hatte für den Rest des Tages frei gemacht. Drei Stunden bis zur Schließung, dachte sie; in drei Stunden wäre ihr Hirn sicher nicht viel mehr als ein Klumpen kalter Reis.
Als die Türglocke abermals klingelte, hätte sie am liebsten aufgejault. Und als sie sah, wer das Geschäft betrat, hätte sie noch lieber laut geschrien.
Candy Litchfield. Das Weib, das seit Jahren ihre größte Feindin war. Candy Litchfield, die hinter ihrer lockeren Art zu gehen und ihrem selbstbewussten Blick, hinter dem wallenden roten Haar und der perfekten Nase das Herz einer Viper verbarg.
Und sie hatte auch noch Freundinnen mitgebracht, stellte Kate entmutigt fest. Perfekt frisierte, gerissen blickende, mit italienischen Designerschuhen bekleidete Schicksen allesamt.
»Normalerweise finde ich hier nie etwas«, schwadronierte Candy durchdringend. »Aber Millicent hat mir erzählt, sie hätte einen Parfümzerstäuber gesehen, der vielleicht in meine Sammlung paßt. Auch wenn natürlich alles hoffnungslos überteuert ist.«
Böswillig schlenderte sie durch das Geschäft.
»Kann ich Ihnen sonst noch etwas zeigen?« fragte Kate die Kundin, die inzwischen Candy ebenso interessiert wie den Armreif betrachtete.
»Nein.« Sie zögerte, aber schließlich gewann ihre Gier die Oberhand, und sie zog ihre Kreditkarte hervor. »Würden Sie ihn bitte als Geschenk verpacken? Er ist als Geburtstagsgeschenk für meine Tochter gedacht.«
»Aber gern!«
Sie packte den Armreif ein, schob ihn in eine Tüte und kassierte, ohne dabei auch nur eine Sekunde den Blick von Candy zu wenden. Zwei Kundinnen verließen, ohne etwas zu kaufen, das Geschäft, was jedoch, wie Kate einsah, sicher nicht Candys böser Zunge zu verdanken war …
Mit dem Gefühl, als wäre sie Gary Cooper in
High Noon,
trat sie hinter dem Verkaufstresen hervor. »Was willst du, Candy?«
»Ich sehe mich in einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Laden um.« Sie lächelte dünn und Kate schlug eine nicht gerade dezente Opiumwolke ins Gesicht. »Eigentlich müsstest du mir ein Glas eures, wenn auch qualitativ eher minderwertigen, Champagners anbieten, nicht wahr? Das gehört doch zu eurer Geschäftspolitik.«
»Bedien dich, wenn du es nicht lassen kannst.«
»Eine Freundin hat mir erzählt, sie hätte einen Zerstäuber gesehen, der mir vielleicht gefällt.« Candy sah sich die ausgestellten Waren an, und schließlich fiel ihr Blick auf einen prachtvollen, altrosafarbenen Milchglas-Flakon in der Form eines Frauenkörpers.
Allerdings hätte sie eher ihr wahres Alter verraten als auch nur anzudeuten, dass er ihr gefiel.
»Ich kann mir nicht vorstellen, was sie eigentlich meinte«, sagte sie gedehnt.
»Vielleicht hat sie einfach deinen Geschmack überschätzt.« Kate lächelte sie boshaft an. »Das heißt, womöglich hat sie fälschlicherweise angenommen, dass du überhaupt so etwas wie Geschmack besitzt. Und, was macht dein Poolreiniger?«
Candy, die in dem Ruf stand, dass sie zwischen ihren diversen Ehemännern vor allem sehr junge Männer genoß, errötete vor Zorn. »Was für ein Gefühl ist es außerdem, plötzlich eine kleine Verkäuferin zu sein? Wie ich hörte, hat man dich gefeuert, Kate. Gelder von Klienten zu veruntreuen, wie … gewöhnlich.«
»Du scheinst keine besonders guten Informationen zu haben, Zuckerstange; denn ganz offensichtlich weißt du über den neuesten Stand der Ermittlungen nicht Bescheid.«
»Ach nein?« Sie füllte eins der Champagnergläser bis zum Rand. »Ach nein? Aber schließlich weiß alle Welt, dass die Templetons ihren gesamten Einfluß geltend machen werden, damit man deine Übergriffe unter den Teppich kehrt. Genau wie damals bei deinem Vater!« Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sah, dass sie einen Treffer gelandet hatte. »Aber trotzdem werden dir in Zukunft sicher nur noch Narren ihre Gelder anvertrauen.« Sie nippte an ihrem Glas. »Wie heißt es doch so schön, wo Rauch ist, ist auch Feuer, stimmt’s? Aber zumindest hast du ja noch das Glück, reiche Freunde zu besitzen, die dir sicher hin und wieder ein paar Krümel von ihrem großen Kuchen abgeben. So war es ja auch früher schon.«
»Du wolltest schon immer eine Templeton sein, nicht wahr?« fragte Kate in liebenswürdigem Ton. »Aber Josh hat dich nie auch nur zweimal angesehen. Wir haben immer darüber gelacht. Margo,
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