Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
wandte Sinh sich wieder mir zu. Mit seinem Daumen strich er mir über die Wange.
„Wir haben uns echte Sorgen um dich gemacht. Passiert dir das öfters?“
„Nein, eigentlich nie.“ Noch immer benommen genoss ich die kleine Streicheleinheit auf meinem Gesicht und verstärkte den Griff meiner Hand auf seinem Oberschenkel.
„Warum liege ich in meinem Bett?“
Sinhs Gesicht nahm kurzfristig wieder diesen schuldbewussten Ausdruck an, als müsse er sich für etwas rechtfertigen. Aber er streichelte meine Wange weiter und ich bewegte synchron meinen Daumen auf seinem Bein.
„Wir wollten dir etwas zeigen“, sagte Sinh und deutete auf den Wolfskin Rucksack, der auf dem Fußboden lag. Ich drehte meinen Kopf nur wenig und spürte sofort die Kopfschmerzen, die ich eigentlich nicht haben dürfte. Sinh bemerkte mein Stirnrunzeln, verlagerte seine Hand auf meine Stirn, wie sein Bruder kurz zuvor, und massierte mir sanft die Schläfen. Meine Hand rutschte etwas höher, in Richtung seiner Hüfte. Er beugte sich noch ein kleines bisschen vor zu mir.
„Beweg dich nicht. Lass dir Zeit. Wir fanden dich bewusstlos im Atelier und haben dich auf dein Zimmer gebracht. Du hast uns echt einen Schrecken eingejagt.“
Güte stand in seinem Gesicht geschrieben, aber etwas funkelte kurz in seinen Augen auf. Etwas Spannendes.
„Wir haben Fotos von deinem Facehugger gemacht und sie ausgedruckt. Noch hält das Bild, aber irgendwann muss mein Bruder mal duschen, sonst kann er sich ein eigenes Zimmer suchen. Aber ich wette, selbst das würde er in Kauf nehmen, so begeistert ist er von deiner Arbeit.“
Ich lächelte schwach. Aus weiter Ferne vernahm ich ein Klirren.
„Ich aber auch. Du bist ... einmalig.“
Seine Augen wurden größer; in seinem dunklen Gesicht wirkten sie plötzlich strahlend wie zwei entfernte, gleißende Sonnen mit schwarzen Zentren. Die Massage wurde langsamer, und genau so langsam beugte er sich noch weiter vor. Unsere Blicke waren aufeinander geheftet. Je näher wir uns kamen, desto mehr setzte ein süßes, ganz leichtes Schielen bei ihm ein. Alles um uns herum schien still zu stehen, sogar die Luft. Seine winzige Narbe unter dem linken Auge warf einen kecken Schatten auf seine golden schimmernde Haut. Ich lag ganz still, spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, dann seine weichen Lippen auf meinen. Ich schloss die Augen. Seine Berührung war zaghaft, warm und ein klein wenig feucht. Dann war es auch schon wieder vorbei. Ich öffnete meine Augen. Sinh saß wieder aufrecht vor mir. Ich sah etliche Emotionen in seinem starren Ausdruck: Verwunderung, Aufregung, Freude, Erleichterung, Spannung, Neugierde.
Ich konnte nichts sagen, wusste nichts zu sagen, so vieles war in den letzten Tagen geschehen. In der Stille fürchtete ich fast, ich hätte die Zeit unbewusst angehalten, bis Daxx plötzlich mit einem breiten Holztablett im Türrahmen auftauchte. Er zögerte einen beinahe unmerklichen Augenblick, dann kam er lächelnd zu meinem Bett.
„Ich habe gleich eine ganze Kanne gekocht und uns allen Tassen mitgebracht, inklusive Zucker und Milch.“ Er stellte das Tablett auf den Boden und füllte drei Tassen. Sinh erhob sich.
„Ich muss vorher Platz für den Kaffee schaffen.“
Mit diesen Worten ließ er uns allein. Daxx stellte unsere Tassen auf den Nachttisch.
„Du musst dich aufsetzen, sonst kannst du nicht trinken. Warte, ich helfe dir.“
Ich setzte mich aufrecht, noch immer mit pochenden Kopfschmerzen kämpfend und die Gedanken auf den Kuss gerichtet. Daxx schüttelte mein Kopfkissen und drückte es in die Ecke, in die ich dann rutschte, so dass meine Füße nun seitwärts über die Matratze ragten. Daxx kniete sich vor das Bett und reichte mir meine Tasse. Als ich sie nahm, rutschte mein offenes Hemd zur Seite. Erstaunt betrachtete er meine Brust.
„Wie hast du das denn hingekriegt?“
Erst wusste ich nicht, was er meinte, aber dann fiel mein Blick auf meine Tätowierung. Ihre Größe hatte sich seit gestern verdreifacht – zwei Blüten, vier Knospen und fünf Blätter waren hinzugekommen.
„Ich war gestern Abend noch bei meinem Tätowierer.“
Forschend betrachtete ich sein Gesicht. Zu meiner Erleichterung sah ich, wenn auch nur kurz, das Antlitz des grünäugigen Monsters der Eifersucht in seinen Zügen aufblitzen. Wenigstens das folgte der Norm. Aber abgesehen von dem statischen Ablauf, empfand ich dabei noch etwas, eine Art Freude. Eifersucht ist immer ein
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