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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Amsterdam!«
    Dieser Bemerkung schien sie nichts hinzufügen zu müssen.
    Sie überließ ihm die Bestellung. Als sie mit einem Glas Ayler Kupp anstießen, sagte er: »Auf ein gutes Ende.«
    »Dieses Nachmittags?«
    »Ich dachte eher an die Geschichte, wegen der wir unser Kennenlernen feiern.«
    Sie kicherte und trank dann einen großen Schluck.
    »Spätlese, volles Bukett, ein ausgereifter Riesling«, kommentierte Walde.
    »Wer ist hier der Fiesling?«, alberte sie. »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein, wie kommen Sie darauf?«
    »Nur so, dann brauche ich Sie auch nicht nach Kindern zu fragen.«
    »Und Sie?«
    »Fragen gehört zu Ihrem Beruf«, wechselte sie das Thema, »Versetzen Sie sich auch manchmal in die Täter hinein?«
    »Das gehört mitunter dazu, aber in manche Täter kann man sich als Normaler nicht hinein versetzen.«
    »Sie meinen so einen wie diesen Erpresser?«
    Walde zuckte die Schultern.
    Sie betrachtete den Rest Wein in ihrem Glas.
    »Was trinken wir jetzt?«
    »Ich empfehle einen Kaseler Nies’chen, Spätlese, etwas lieblicher.«
    »Lieblich hört sich gut an, trinken wir damit Brüderschaft?«
    Reflexartig warf er einen Blick zum Ausgang.
    *
    In Saarbrücken hob Lorenz sein gesamtes Erspartes vom Konto und wechselte einen Teil in englische Pfund und französische Francs. In einem Telefonladen kaufte er ein Handy, das noch am gleichen Tag gesprächsbereit geschaltet werden sollte. Auf dem Rückweg holte er Wieckmann im Heim ab. Der erwartete ihn schon am Eingang. Ein Pfleger half, den Rollstuhl im Auto zu verstauen.

    Unterwegs sprach Wieckmann kein Wort. Als Lorenz ihn, zu Hause angekommen, durch den Garten rollte, schaute er nicht wie sonst üblich nach dem Fortschritt der Arbeiten.
    In Wieckmanns Lieblingspavillon probierte Lorenz das Handy aus. Er stellte seine Armbanduhr exakt auf die Zeit ein, die ihm die automatische Ansage genannt hatte.
    »Das kann nicht so weiter gehen«, Wieckmann beobachtete missmutig die Nacktschnecken, die über die nassen Wege krochen. »Mit meiner rechten Seite wird’s wohl nichts mehr.«
    »Du darfst nicht aufgeben, es gibt immer noch Hoffnung«, Lorenz schenkte einen Schnaps nach.
    »Es hat sich in den letzten Monaten praktisch nichts mehr getan. Das Schlimmste ist, dass immer noch alles in die Hose geht.« Der Mann im Rollstuhl ließ den Kopf hängen. »Ich glaube, es wird Zeit, Schluss zu machen.«
    »Wie meinst du das?«, Lorenz schaute seinen Freund an.
    »Ich will nicht bis zu meinem Lebensende so dahinvegetieren. Aber weißt du, was die größte Kacke ist? Ich kann nicht einmal einen Abgang machen. Mein Balkon ist nicht hoch genug. Ich hab auch schon an Schlaftabletten gedacht. Aber mit den modernen Medikamenten kann man sich nicht einmal mehr richtig umbringen. Ich weiß, dass du viel für mich tust, ich bin dir auch sehr dankbar, dass du dich um den Garten und das Haus kümmerst«, Wieckmann scharrte mit der Fußspitze über den Boden. »Kannst du mir eine Waffe oder so was besorgen?«
    *
    Der Kuss dauerte etwas zu lang. Wieder sah Walde zum Torbogen, durch den man vom Hof auf den weiten Platz vor dem Dom gelangte.
    »Welchen bestellst du jetzt?«, fragte Karen und hob den Rest der Spätlese an die Lippen.
    Er ließ sich gern von diesen Lippen duzen und küssen.
    »Bei einer richtigen Weinprobe trinkt man nicht aus so großen Gläsern. Dazu werden Probiergläser verwendet«, er deutete zwischen Daumen und Zeigefinger die Größe an.
    »So groß sind bei uns die Fingerhüte.«
    »Ein bisschen größer sind die Probiergläser schon. Gut, trinken wir zum Abschluss eine Auslese, eine Thörnicher Ritsch.«
    »Thörnich kenne ich, das liegt gleich unterhalb vom Golfplatz.«
    Walde fragte sich, was er hier machte. Er riskierte Ärger mit Doris, vielleicht hatte er den schon, betrank sich am hellen Nachmittag mit einer Frau, die er inzwischen nicht nur als äußerst attraktiv, sondern auch als ziemlich unberechenbar einschätzte. Aber er musste sich auch eingestehen, dass er lange nicht mehr so guter Laune gewesen war.
    Karen beugte sich über den Tisch und flüsterte ihm ins Ohr: »Meinst du, ich könnte meine Schuhe ausziehen?«
    Dabei spürte er ihren Atem. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Die Auslese wurde serviert. Als sie mit den Gläsern anstießen, spürte er ihre Zehen auf seinem Fuß.
    Er schaffte es, nicht zum Tor zu gucken. Es knisterte heftig, er roch die Brandgefahr. Die Feuerglocken läuteten bereits Sturm.
    Sie

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