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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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beugte sich wieder zu ihm herüber, ihre Lippen berührten seinen Mund. Er hatte den Torbogen schon wieder nicht im Auge, diesmal, weil er sie geschlossen hielt.
    *
    »BOB-Kurierdienst, hallo!«
    »FARMERS, Dr. Hoffmann, spreche ich mit dem Inhaber?«, Lorenz sprach mit gelassener Stimme.
    »Ja, Bob hier.«
    »Gut, ich habe wahrscheinlich morgen Nachmittag einen ersten Auftrag für Sie.«
    »FARMERS, das ist doch in Föhren?«
    »Ja.«
    »Das liegt außerhalb.«
    »Ist das für Sie ein Problem?«, Lorenz’ Stimme wurde noch eine Spur kühler.
    »Nein, ich kann den Wagen nehmen«, antwortete Bob beflissen.
    »Und das Rad? Es sind einige Lieferungen für die Innenstadt.«
    »Das habe ich auch dabei.«
    »Gut, wenn Sie ordentliche Arbeit leisten, können wir vielleicht ins Geschäft kommen.«
    »Aber gern, Sie können sich auf mich … auf uns verlassen. Darf ich Ihnen meine Mobilnummer geben?«
    *
    Als sie nach dem vierten Schoppen das Weinlokal verließen, schlang sie einen Arm um seine Hüfte. Er täuschte vor, das Mountainbike, das er mit dem rechten Arm schob, nicht richtig unter Kontrolle zu haben. Da begnügte sie sich mit seiner linken Hand. In den Terrassencafés rings um den Hauptmarkt genossen die Besucher die Nachmittagssonne. Auf den Einkaufsstraßen herrschte reges Treiben.
    Die Szenerie erinnerte Walde an einen Traum, der ihn seit seiner Kindheit verfolgte: Er fuhr auf einem rollenden Bett sitzend, nur mit einem Pyjama bekleidet, durch die Hauptverkehrsstraßen von Trier.
    Wenn ihm jetzt ein Kollege vom Präsidium oder einer seiner oder Doris’ Freunden oder gar Doris selbst, die hier sicher irgendwo in den Straßen unterwegs war, begegnete, würde er in arge Erklärungsnot geraten.
    Als Karen ein Kleid im Schaufenster einer Boutique entdeckte, war er heilfroh, von der Straße zu kommen.
    Im Geschäft probierte sie gleich mehrere Kleider an. Dabei ließ sie den Vorhang so weit offen, dass Walde ihren champagnerfarbenen seidenen Slip bewundern konnte. Auf sonstige Unterwäsche hatte sie verzichtet.
    War die Mode in diesem Jahr extrem kurz, oder war Karen viel zu groß für die Sachen, die hier angeboten wurden? Nachdem auch Walde anerkennend nickte, entschied sie sich für ein Modell, das Waldes Kollegin Gabi von der Sitte jederzeit Grund für eine Verhaftung auf offener Straße gegeben hätte.
    Zu seiner Bestürzung behielt Karen das Kleid gleich an und ließ ihre Hose und den Pulli einpacken.
    Auf der Straße hätte er sich, wenn es möglich gewesen wäre, augenblicklich für die Fahrendes-Bett-Variante entschieden, so groß war das Aufsehen, das Karen in ihrem neuen Kleid erregte.
    *
    Schon beim Anstieg von der Kaiser-Wilhelm-Brücke zur Fachhochschule kam Walde mächtig ins Schwitzen. Er wollte den Wein, zu dem später auch noch Sekt hinzugekommen war, ausschwitzen. Er brauchte wieder einen klaren Kopf, falls das heute überhaupt noch möglich war. Die Chancen standen schlecht.
    Was sollte er Doris erzählen? Am besten nichts, aber das war nicht möglich. Also bis zur Eisdiele, oder noch das Stück zum Museum?
    Karen hatte ihn trunken und der Wein ihn betrunken gemacht … Es roch nach Ärger, großem Ärger – und nach Schweinen. Er radelte zwischen den Wildschweingehegen im Wildpark hindurch. Die Viecher lagen vollgefressen auf der Seite und würdigten ihn keines Blickes.

    Auch im Dorf ging es wieder steil den Berg hoch. Walde strampelte im spärlichen Licht der wenigen Laternen auf dem kleinsten Ritzel die Straße hoch. Die letzten Meter bis zu Wieckmanns Haus schob er das Rad. Hier gab es keine Lampen. Hinter den Fenstern des einsam gelegenen Hauses war es dunkel. Aus dem Schornstein drang eine dünne Rauchfahne. Stammte sie von einer Zentralheizung? Walde lehnte das Mountainbike an den Zaun. Er zog am Griff des Garagentores. Es war verschlossen. Die Garage hatte an der Seite ein kleines Fenster. Um dahin zu gelangen, musste Walde den hohen Drahtzaun überwinden.
    Diesmal wählte er den Weg den Hang hoch am Haus entlang. Die Haselnusshecke war nicht so dicht, wie es von unten geschienen hatte. Dahinter führte ein Trampelpfad, mal am Zaun, mal ein bis zwei Meter davon entfernt, zwischen Hecken, Buschwerk und kleineren Bäumen hindurch. Im Garten, dessen unerwartet große Ausmaße Walde von hier oben auch bei den schlechten Lichtverhältnissen deutlich wurden, war es ruhig. Endlich gelangte er an das Ende der oberen Einfriedung. Von hier war das Haus nicht mehr zu sehen.
    Walde trat in die

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