Sommer der Liebe
aber Fiona wusste immer noch genau, wann er sie aufzog. »Lass uns ins Haus gehen und Tee trinken! Und nur zu deiner Information: Das, was gerade vom Himmel fällt, ist Regen. Und wir sollten froh sein, ihn zu haben.«
Obwohl Sian so fleißig aufgeräumt hatte, waren die Spuren der Dinnerparty noch deutlich an den aufgestapelten Servierplatten auf der Arbeitsplatte in der Küche, den Reihen von Gläsern, die gespült, aber noch nicht weggeräumt waren, und der Armee von leeren Flaschen zu erkennen, die neben dem Abfalleimer aufgereiht waren.
»Ich glaube, das würde man eine ›geschlossene Reihe‹ von Flaschen nennen«, sagte Angus.
Nicht ganz sicher, ob das eine Kritik war, setzte Fiona Wasser auf.
Angus lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. »Warum hast du so einen Aufwand betrieben, Mum? Das ist doch sonst nicht deine Art, oder?«
»Doch, eigentlich schon, aber Jeff wollte nie, dass wir mehr als sechs Personen dahaben, ihn und mich eingeschlossen. Jetzt muss ich mir darüber keine Gedanken mehr machen; deshalb lade ich so viele Leute ein, wie ich will.«
»Daran kann es nicht liegen. Jeff ist schon seit ewigen Zeiten aus unserem Leben verschwunden.«
»Ich schuldete einigen Leuten eine Einladung«, rechtfertigte sie sich. »Außerdem wollte ich Sian Gelegenheit geben, Margaret kennenzulernen. Erinnerst du dich an sie?«
Angus schüttelte den Kopf. »Es waren einige Leute auf dieser Dinnerparty, die ich nicht kannte. Und zwei davon waren Männer.«
Fiona konzentrierte sich sehr darauf, auf diese Bemerkung nicht zu reagieren. Wenn sie nicht schuldbewusst aussah, würde er keine Fragen mehr stellen. Ihre Sorge kam ihr albern vor. Sie war eine erwachsene Frau und konnte tun und lassen, was sie wollte, aber nach dem Desaster mit Jeff wollte sie ihre Jungs kein weiteres Mal beunruhigen. »Oh? Na ja, ich wollte Sian in der Gegend willkommen heißen und sie mit Margaret bekannt machen, die in ihrem Laden vielleicht einige von Sians Möbeln ausstellen wird.«
»Ich verstehe.«
Fiona lachte. »Es tut mir leid, dass so viele meiner Gäste sich als alte Flammen von dir herausgestellt haben.«
Er runzelte die Stirn, und Fiona spürte eine Anspannung in ihm, die sie überraschte. Doch Angus war vermutlich müde von der Reise.
»Und es muss ein ziemlicher Schock gewesen sein, anzukommen und das Haus so voll vorzufinden«, fuhr sie fort. »Ich verstehe immer noch nicht, warum du dich nicht angekündigt hast.«
»Ich wollte dich überraschen, damit du nicht so viel Arbeit mit den Vorbereitungen hast.« Er sah seine Mutter zweifelnd an.
»Die Überraschung ist dir gelungen. Aber du kannst es mir nicht anlasten, dass du dann selbst ein bisschen überrascht warst.«
8
Als Sian am nächsten Morgen die Tür öffnete und Gus draußen stehen sah, empfand sie als Erstes Erleichterung darüber, dass Rory bereits in der Spielgruppe war.
Dann bemerkte sie, dass Gus Shorts, alte Turnschuhe und ein T-Shirt trug. Offenbar war er joggen gewesen, und ihr Körper reagierte auf die Energie, die er ausstrahlte.
»Oh, hallo«, sagte sie so beiläufig wie möglich. »Hast du es nicht mehr bis nach Hause geschafft? Musst du dich ausruhen?«
Er lächelte. »Nein, aber ich sah deinen Wagen und dachte, dass du dann wahrscheinlich zu Hause bist. Also habe ich einfach mal geklingelt.« Er grinste. »Nur ein kleiner Nachbarschaftsbesuch.«
Erfreut und gleichzeitig nervös öffnete Sian die Tür ganz und ließ ihn herein. Sie nahm den Geruch von frischem Schweiß und Aftershave wahr, als Gus an ihr vorbeiging. Sofort musste sie an ihr erstes Treffen denken und an das, was danach passiert war. Der Geruchssinn ist wirklich der Sinn, der Erinnerungen sofort wieder an die Oberfläche holt, überlegte sie, und sie wünschte, Gus würde nicht immer noch dasselbe Aftershave wie vor all den Jahren benutzen: Geo. F. Trumper West Indian Limes. Sie wusste, um welches Aftershave es sich handelte, weil sie sich daran erinnerte, es in seinem Bad gesehen zu haben; Gus hatte ihr erzählt, dass er es benutzte, weil es ihn an seinen Vater erinnerte. In der ersten Zeit nach ihrer gemeinsamen Nacht, bevor sie vernünftig geworden war und daran gearbeitet hatte, ihn zu vergessen, hatte sie in Kaufhäusern daran gerochen und sich so an Gus erinnert.
Sie räusperte sich und führte ihn in die Küche. »Möchtest du Kaffee? Oder Wasser? Oder etwas anderes?«
Er ließ sich auf einen der Stühle fallen, die an dem kleinen Tisch standen. »Wasser, dann Tee, wenn
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