Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
musste. »Hier, bring du das dreckige Ding nach draußen, während ich uns was zu trinken hole. Und wenn du diese Dose aufmachst, bevor ich wieder da bin, dann ...«
    Sie überließ es ihm, sich seine Strafe selbst auszumalen.
    Ein paar Minuten später gesellte sie sich draußen zu ihm. Matt hatte bereits den Schmutz von der Blechdose gewischt. Jetzt saß er auf einem Stuhl, blickte zu dem Maulbeerbaum hinauf und wartete geduldig darauf, dass sie wieder auftauchte.
    »Nun mach schon«, sagte Matt, als er sein Glas Limonade von ihr entgegennahm. »Ich sehe doch, dass du’s kaum erwarten kannst.«
    Bailey atmete tief durch, bevor sie den Deckel von der Dose nahm. Was würde sie darin vorfinden?
    Der Anblick war ihr so vertraut, dass ihr fast das Herz stehen blieb. Zuoberst lagen vier blaue Bänder, allesamt Preise für Eingemachtes. Bailey nahm die Bänder heraus und sah sie sich an. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und fuhr mit den Fingern über das glatte Material. Diese speziellen Bänder hatte sie zwar noch nie zuvor gesehen, doch sie weckten Erinnerungen.
    »Was ist los?«, fragte Matt, der sie beobachtete.
    »Ich hab nur bis jetzt nicht zwei und zwei zusammengezählt, das ist alles. Man hat mir erzählt, dass der Mann, der sich erhängt hat, Marmeladen und Gemüse eingemacht und in der Stadt verkauft hat. Als ich dann das Foto von ihm und Jimmy sah, war inzwischen so viel passiert, dass ich die Sache mit seinem Eingemachten ganz vergessen hatte. Aber auf dem Foto erkannte ich, dass er und Jimmy Freunde waren.«
    In dem Bemühen, sich zu konzentrieren und zu verstehen, worauf sie hinaus wollte, zog Matt die Stirn in Falten.
    Bailey blickte zu ihm auf. »Als ich Jimmy das erste Mal sah, hatte ich gerade ein blaues Band für meine Himbeermarmelade gewonnen.« Sie sah auf die Bänder in ihrer Hand hinunter. »Ein Band, das fast genauso aussah wie dieses hier.«
    »Meinst du, es gab da eine Verbindung?«
    »Ich glaube, dass vielleicht das, was ich getan hatte, das Obst in die Gläser füllen, an einem Wettbewerb teilnehmen und gewinnen, etwas war, das Jimmy sehr stark an jemanden erinnerte, den er gekannt ... und vermutlich auch geliebt hatte.«
    Matt beugte sich zum Tisch hinüber, schaute in die Dose und zog einen Stapel an den Ecken ausgefranster Dateikarten hervor, die von einem verrottetem Gummiband zusammengehalten wurden. Sobald er das Band berührte, fiel es ab. »Hm«, sagte er laut, dann fing er an, die Überschriften auf den Karten vorzulesen. »Ingwergelee. Blaubeermarmelade. Apfelmus.«
    »Gib sie her«, fauchte Bailey und riss sie ihm aus der Hand. »Weißt du nicht, dass Einmachrezepte geheim sind?« Sie sah auf eine der Karten hinunter. »Oh, du liebe Güte. Zwei Teelöffel Zitronensaft. Natürlich! Warum ist mir das nicht eingefallen?«
    »Wenn sie so geheim sind, sollten wir dann nicht vielleicht den Toten Respekt zollen und sie verbrennen?«
    Bailey öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch dann lächelte sie. »Na klar. Wer braucht denn schon noch mehr Pfirsichkonfitüre mit Brandy?« Sie streckte ihm die Karten entgegen. »Verbrenn du sie.«
    »Ich hasse Frauen«, sagte er mit einem Lächeln und nahm einen Umschlag vom Boden der Dose.
    Matt und Bailey sahen sich an und hatten beide das gleiche Gefühl: Das ist es. Matt hielt Bailey den Umschlag hin, doch sie schüttelte den Kopf. Also schob er ihre beiden Stühle eng aneinander und Schulter an Schulter öffneten sie den Umschlag.
    Es befanden sich zwei Fotos darin. Das erste war ein Abzug von dem Foto, das Matt gefunden hatte.
    Atlanta und Ray standen als Teenager vor dem Maulbeerbaum, unter dem Matt und Bailey jetzt saßen, und blickten mit verdrießlicher Feindseligkeit in die Kamera. Auf die Rückseite war mit Bleistift geschrieben: »Eva und Ralph Turnbull, 1966.“
    Das nächste Bild war eine Studioaufnahme des Mannes, der sich erhängt hatte, und einer älteren Frau, die nicht besonders glücklich dreinschaute. Sie war keine Schönheit, und ihre herunterhängenden Mundwinkel trugen noch zu dem Bild des Jammers bei, das sie ohnehin abgab. Der Mann dagegen strahlte ein erhabenes Glücksgefühl aus. Seine hellen Augen hatten schon von Natur aus einen verträumten Blick, doch auf diesem Bild sahen sie geradezu verzückt aus.
    Der Mann und die Frau trugen Anzug beziehungsweise Kostüm, und beide hatten Blumen im Knopfloch.
    »Hochzeit«, sagte Bailey. »Das ist ein Hochzeitsfoto, und sie hätte ihn lieber nicht geheiratet.«
    Matt drehte

Weitere Kostenlose Bücher