Sommerhaus mit Swimmingpool
warum musste es dann erst die Dinosaurier geben? Und warum so lange? Nicht tausend, nicht zehntausend, auch nicht eine Million Jahre, nein, hundertsechzig Millionen Jahre ! Warum nichtumgekehrt? Warum nicht erst der Mensch? Vom Fisch zum Säugetier zum Zweibeiner. Und dann innerhalb von ein paar Zehntausend Jahren vom Höhlenbewohner zum Erfinder des Rads, des Buchdrucks, des tragbaren Radios und der Wasserstoffbombe. Und so noch ein paar Tausend, meinetwegen ein paar Millionen Jahre weiter. Aber dann stirbt der Mensch aus, er verschwindet genauso plötzlich, wie er gekommen ist. Durch einen Meteoriten, durch die Protuberanzen der Sonne oder durch einen nuklearen Winter, das tut nichts zur Sache. Die Menschheit stirbt aus. Ihre Knochen werden von einer dicken Staubschicht bedeckt, ihre Städte, Autos, Gedanken, Erinnerungen, ihre Hoffnungen und ihre Sehnsüchte idem dito. Alles verschwindet. Und dann, zwanzig Millionen Jahre später, kommen die Dinosaurier. Sie haben alle Zeit der Welt. Uns gibt es nicht mehr. Sie haben hundertsechzig Millionen Jahre Zeit. Dinosaurier sind keine Erdbuddler, sie interessieren sich nicht für die Vergangenheit. Sie haben sich nicht zu Archäologen weiterbilden lassen. Sie ziehen nicht los, um ihr Umfeld zu erkunden, so wie wir das täten. Daher finden sie auch keine untergegangenen Städte. Keine vierspurigen Autobahnen, keine Fernsehapparate, keine Schreibmaschinen. Keinen fast voll funktionsfähigen, tadellos konservierten Mercedes. Sie finden höchstens durch reinen Zufall einmal einen menschlichen Schädel. Den sie beschnüffeln und dann, da an ihm nichts Essbares ist, weit von sich schleudern. Dinosaurier interessiert es nicht, wer vor ihnen auf dieser Erde herumgelaufen ist. Sie leben in der Gegenwart. Das könnten wir von ihnen lernen: in der Gegenwart zu leben. Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen, wird uns bis zum Überdruss vorgehalten. Aber liegt das Wesen des Daseins nicht in der Wiederholung? Geburt und Tod. Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Alles neu macht der Mai. Aber daran ist nichts Neues. Der Neuschnee ist der gleiche wie im Jahr davor. DieMänner gehen auf die Jagd. Die Frauen sorgen für Wärme in der Höhle. Ein Mann kann an einem Tag mehrere Frauen befruchten. Doch eine schwangere Frau steht neun Monate lang für die Erhaltung der Art nicht zur Verfügung. Wie viele Geburten hält eine Frau aus? Die Antwort lautet: zwanzig. Danach ist das Risiko zu groß. Die Attraktivität der Frau nimmt ab. Das wiederum ist das Signal für den Mann, sie nicht mehr zu befruchten. Und dann hört auch ihre Fruchtbarkeit auf. So einfallsreich ist die Schöpfung. Die männliche Samenproduktion währt länger. Die Gesundheitsrisiken für die Kinder alter Väter sind zu vernachlässigen. Wir amüsieren uns heutzutage über einen Fünfundsiebzigjährigen, der mit einer Zwanzigjährigen ein Kind zeugt. Aber was ist daran komisch? Ein Kind ist ein Kind. Ein Kind mehr. Ein Kind, das es sonst nicht gegeben hätte. Männer werden älter, doch ihre Anziehungskraft nimmt kaum ab. Auch das beweist den Einfallsreichtum der Schöpfung. Frische Nahrung riecht gut, verdorbene stinkt. Wir riechen an einer Milchtüte, um festzustellen, ob sie nicht sauer ist. So mustern wir auch die Frauen. Die da nicht, sagen wir. Die ist mir zu alt. Allein schon der Gedanke! Eine Frau mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum wollen wir nicht, das ergibt keinen Sinn. Es nützt nicht dem Fortbestand der Art.
Ich möchte an dieser Stelle noch auf die Ungerechtigkeit zurückkommen. Ich kann mich in die Frauen hineinversetzen, die all dies ungerecht finden. Frauen sind die Fußballer der Schöpfung. Mit fünfunddreißig werden sie pensioniert. Davor müssen sie ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Ein Dach über dem Kopf, einen Mann, Kinder. Frauen binden sich leichter an einen Mann. Egal an welchen. Man sieht es bei Frauen, die sich dem riskanten Alter nähern. Hübsche Frauen, die jeden Mann kriegen könnten, entscheiden sich plötzlich für einen hässlichen Langweiler. Der Instinkt ist eben stärker. Der Fortbestand der Art. Ein hässlicher Langweiler mit Auto und Lebensversicherung. Das Dach über dem Kopf. Nichteinmal so sehr ihrer selbst als der Nachkommen wegen. Die Wiege muss in einem trockenen, beheizten Raum stehen. Der Langweiler bietet eine bessere Garantie für die monatlichen Hypothekenzahlungen als der attraktive Mann, der jede Frau
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